Allez,… on fait la grève!
"Koffer gepackt, Flugticket in der Hand, geballt voller Vorfreude. Nichts kann einen mehr aufhalten…" Nur das streikende französische Flughafenpersonal. Denn Streiks sind in Frankreich an der Tagesordnung.
Koffer gepackt, Flugticket in der Hand, geballt voller Vorfreude. Nichts kann einen mehr aufhalten… Nichts außer dem französischen Flughafenpersonal, das gerade wieder einmal streikt.
Ja, "wieder einmal" ist der richtige Ausdruck, denn zur Methode des Streiks wird hier weitaus mehr als nur ab und zu gegriffen. Das Volk drückt somit ihre Uneinstimmigkeit mit der Regierung aus. In anderen Ländern sind Gewerkschaftsstreiks wohl bekannt, doch in Frankreich sind die Arbeitsstillstände weit mehr verbreitet. Um gegen neue Gesetzesvorlagen zu protestieren, wird oft landesweit boykottiert und dies kann in allen Arbeitsdomänen vorkommen. Das Flughafenpersonal will eine Lohnerhörung, die Lehrer protestieren gegen ein neues Bildungsgesetz.
Ja richtig, auch die Lehrer streiken hier, und das ohne Vorbehalt. Gewisse Universitäten waren diesen Frühling und Sommer beinahe öfter geschlossen als geöffnet. Anfangs freuten sich die Studenten natürlich über ihre ungeplanten kleinen Ferien, aber diese können dann auch lästig werden, wenn sie die Abschlussprüfungen bedrohen. Von Zeit zu Zeit war nämlich der ganze Universitätsbetrieb nieder gelegt, dass heißt, auch der Zugang zu der Bibliothek. Aber nicht nur an den Hochschulen streiken die Lehrer, sondern auch in den Primarschulen.
Hier ist das Lachen der Schüler natürlich umso größer, denn wer freut sich denn nicht, wenn die Schule geschlossen bleibt? Tja die arbeitenden Eltern natürlich. In gewissen Gemeinden wurden deshalb schon alternative Beschäftigungen für die Kinder angeboten, was wenigstens anderen, wie zum Beispiel Animateuren, Arbeit verschafft. In manchen Fällen solidarisieren sich jedoch auch die Eltern mit den streikenden Lehrern und gehen zusammen zum Protest auf die Straße. So werden mit Parolen der Regierung die Forderungen durchgegeben. Ob laut, leise oder mit großen Plakaten, die Manifestationen mehrerer hundert Leuten haben ihre Magie.
Weniger magisch sind allerdings die Perioden, in denen das Streikfieber sich gerade auf einem Hoch befindet. Jeden Tag ist wieder ein anderes Arbeitsfeld außer Betrieb. Zuerst kommt der wichtige Brief zu spät an, weil die Post streikt, dann muss der Besuch zur Großmutter vertagt werden, da das Fernliniennetz lahm liegt, die Kinder schreien zu Hause, weil die Lehrer nicht erscheinen und die Haare können auch nicht geschnitten werden. Da bleibt nur noch zu hoffen, dass die Presse nicht streikt, denn dann wäre das Chaos perfekt und keiner wüsste, weshalb boykottiert wird.
Aber die Bevölkerung wehrt sich so, wie sie kann. Wenn man schon nicht direkt in der Politik mitreden kann, dann versucht man’s eben so. Die Resultate sind aber nicht immer gleich erfolgreich. Und so nehmen die Streiks nie ein Ende und werden denn Medien den nötigen Gesprächsstoff leisten.
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