Advent in Dadia
Wie sich Dadia auf Weihnachten vorbereitet und worin sich griechischer Advent vom deutschen unterscheidet.
Garten, Dach, Fenster: Die ersten Weihnachtsdekorationen konnten wir letzte Woche entdecken – ein blinkender Stern an einer Hauswand, Stoffsterne über dem Fenster im Büro und schließlich die aufwendigen Installationen im Garten unseres Nachbarn. Gleich drei Nikoläuse, ein Schlitten mit Rudolf Rotnase, Maria, Josef und Christkind sowie Hirten und obendrauf eine Decke, die auf dem Dach des Hauses angebracht sind zieren das Grundstück – nun gut, das ist Geschmackssache! Anfangs war all das noch sehr befremdlich, passte doch das Wetter noch ganz und gar nicht zum Advent. Regen und Wärme statt Schnee und Kälte standen auf dem Programm, heute hatten wir einen strahlendblauen Himmel. Doch dazwischen gab es wenige Tage, an denen der graue Schleier des Winters den Himmel Dadias kleidete, als es plötzlich trüb und kühl war. Während dieser Zeit hat es sich zumindest ein bisschen nach Weihnachten angefühlt. Auch der Besuch bei Ela war ein Ausflug in zelebrierten Advent: Bereits letzten Freitag wurde bei ihr und ihrem Mann Adonis der Weihnachtsbaum dekoriert – sehr früh, aber für griechische Verhältnisse wohl üblich! Wir durften beim Dekorieren helfen und mit Tee, Plätzchen, Mandarinen und Weihnachtsliedern genossen wir einen Abend vorweihnachtlicher Atmosphäre.
Auch Malte und ich haben inzwischen begonnen, Plätzchen zu backen – es fühlt sich zugegebenermaßen noch etwas seltsam an. Vergleichbar mit Plätzchenbacken in Deutschland ist es nur begrenzt, zumal mir hier nicht nur Zutaten, sondern auch Küchengeräte zur Zubereitung fehlen, sodass viel improvisiert werden muss. Mandelplätzchen, die Amarettini sehr ähnlich sind, Terassen und Spitzbuben habe ich allen Hindernissen zum Trotz gebacken, Malte ergänzt die Palette durch seine Knusperkekse.
Untypisch für griechische Verhältnisse ist alles, was mit dem Feiern der Adventssonntage zu tun hat – wenn Militär, Marine und zahlreiche Heilige gefeiert werden, müssen nicht auch noch alle Sonntage vor Weihnachten etwas Besonderes sein, so die Überzeugung. Der sechste Dezember wird hier auch gefeiert, jedoch nicht mit gefüllten Stiefeln und Geschenken für die Kinder. Hier steht der heilige St. Nicolas tatsächlich noch im Vordergrund. Er und all diejenigen, die seinen Namen tragen, denn hier in Griechenland ist der Namenstag fast wichtiger als der Geburtstag. Zu einem besonderen Tag habe ich den Nikolaustag hier dadurch gemacht, dass ich am Morge zubereitete Schokoladenmandeln und deutsche Wibele mit ins Büro gebracht habe. Über deutsche Bräuche, von denen Malte und ich berichteten, waren die meisten WWF-Mitarbeiter erstaunt. Die Leckereien haben sie sich aber gerne schmecken lassen.
Um Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen oder sie zu erhalten, ist tatsächlich Eigeninitiative gefragt. Vor einigen Jahren sei es noch ganz anders gewesen, hat mir Yannis erklärt, der im Nationalpark von Delta Evros arbeitet. Doch seit der Krise sei den Griechen eben einfach nicht mehr nach Feiern.
Auf Geschenke darf man sich in Griechenland so früh eh noch nicht freuen -die gibt es hier erst am sechsten Januar – weshalb wir Deutschen uns glücklich zu schätzen hätten. Schließlich bekämen wir bereits zweimal zuvor Geschenke, meint Dora, – und das nicht unmittelbar vor Ende der Ferien, wenn von Weihnachtsstimmung nicht mehr viel übrig und wenig Zeit für den Genuss der Geschenekte bleibe. Gefeiert wird aber auch in Griechenland bereits am 24. Dezember. Das Beisammensein der Familie und ein traditionelles Abendessen stehen hier im Mittelpunkt. Oft besteht dieses Abendessen aus reichlich Fleisch, nichts für mich. Weihnachten wird für mich dieses Jahr weder traditionell deutsch noch traditionell griechisch sein – wir drei Freiwilligen, die über Weihnachten nicht in ihrem Heimatland sind, haben eine Einladung von Ela bekommen – zum Karaokeabend!
Darauf freue ich mich jetzt schon und was bis Weihnachten passiert, werden wir sehen. Ich lasse mich auf das Abenteuer ein, auf griechische Weise in Richtung Feiertage zu blicken…
Schöne Adventstage im verschneiten Deutschland!
Jasmin