Advent, Advent, ein Lichtlein brennt
Emily ist in Weihnachtsstimmung: sie dekoriert die Wohnung und backt fleißig Plätzchen mit ihren Jungs. Eine lustige Überraschung gab’s im Lehrerzimmer, wo kräftig gefeiert wurde.
Advent!
Die Zeit des Kekse-Backens, Bastelns und Weihnachtsliederhörens hat angefangen. Ich liebe diese Zeit, obwohl ich die letzten Jahre immer das Gefühl hatte nie vor dem 23. Dezember wirklich zur Ruhe zu kommen. Im entspannten Griechenland ist dem nun gar nicht so. Gerade weil ich einerseits zu dieser Zeit natürlich auch gerne in Deutschland wäre, gestalte ich hier alles ganz weihnachtlich um mich herum, um die Adventszeit so richtig zu genießen. Sogar einen Adventskalender habe ich von meinen lieben Eltern und kann mich morgens auf meine Kleinigkeiten freuen.
Am Samstagmorgen war ich mit Alex und ein paar Freunden auf einem deutschen Weihnachtsmarkt in Athen. Das war sehr toll, nur leider etwas überlaufen. Eigentlich hatte ich vor, dort ein Adventskranz oder Gesteck zu kaufen, aber für 60 € das Stück… da haben wir dann lieber beschlossen einen eigenen Kranz zu machen. Am Samstag Nachmittag war ich dann bei den Freunden noch zum Essen eingeladen und es endete mal wieder in einem schönen Spiele-Abend.
Am Sonntag sind Alex und ich dann mit den „Bobbires“ (den Jungs, mit denen die meiste Jugendarbeit hier läuft) hoch in den Wald gefahren und haben Tannenzweige für den Kranz geholt. Zurück zu Hause haben wir uns dann ans Kränze binden gemacht. Kurzerhand mussten wir noch selber Kerzenhalter bauen und nach etwa anderthalb Stunden hatten wir zwei wunderschöne Kränze fertig und konnten endlich stolz die Kerze anzünden. Dann habe ich meine Jungs dazu bewegt mit mir Kekse zu backen (als Mann steht man nun mal nicht in der Küche, da muss man etwas Überzeugungsarbeit leisten) und so haben wir einen sehr schönen ersten Advent verbracht.
In den Wochen seit meines letzte Eintrages hat sich auch mal wieder so einiges getan. Die wohl für mich wichtigste Veränderung ist, dass ich den Bobbires nun einmal die Woche Deutschunterricht gebe. Es sind vier Jungs, mit denen ich mittlerweile fast schon täglich zusammenarbeite. Es ist sehr schön zu sehen, dass sie immer mehr Vertrauen fassen und nun auch von alleine zu uns kommen; das ist hier nicht so selbstverständlich. Nun ja, der Unterricht läuft gut. Die Jungs sind sehr motiviert, aber auch tierisch anstrengend. Keiner von ihnen kann sich wirklich gut konzentrieren. In der Schule sind sie alle ziemlich schlecht und ich muss mir immer etwas Neues einfallen zu lassen, damit ihnen der Spaß am Deutsch lernen nicht vergeht. Es ist eine echt Herausforderung, auch weil ich natürlich viel auf Griechisch sprechen muss, weil sie deutsch ja nun mal noch nicht verstehen und englisch auch nicht sprechen. Die Jungs habe ich richtig lieb gewonnen und sie bringen mich mit ihren „malakies“(Späßen) immer wieder zum Lachen.
Ein sehr lustiges Erlebnis hatte ich letzte Woche. Um ein Uhr mittags rief mich der Direktor von der Schule an und fragte mich ob ich gerade etwas zu tun hätte, oder ob ich mal schnell zur Schule kommen könnte. Ich komme jeden Tag um halb zwei zur Schule, also habe ich mich gewundert, was passiert ist, das ich früher kommen sollte. Ich dachte, dass es vielleicht einem der Kinder schlecht ging, und ich es zum Arzt bringen sollte, oder dass ich vielleicht die Aufsicht einer Klasse übernehmen musste oder ähnliches. Nun ja in der Schule angekommen (zwei Minuten zu Fuß) ging ich ins Lehrerzimmer und wurde überschwänglich vom Direktor und zwei Kollegen begrüßt indem mir ein Plastikbecher mit Ouzo in die Hand gedrückt wurde. „Party“ sagten sie nur. Erst viel später fand ich raus, dass einer der Kollegen Namenstag gehabt haben musste. Nun ja, jedenfalls hatte sich der Direktor wohl gedacht ich sollte an dieser kleinen Party teilhaben. Als der Ouzo dann alle war, ging er doch auch tatsächlich in den Unterricht eines anderen Lehrers rein um ihn zu fragen, ob er noch eine Flasche hätte… Also so ganz dabei war der auch nicht mehr. Und dabei hat Griechenland verglichen zu Deutschland gar keine Trinkkultur. Getrunken wird eigentlich nur in Verbindung mit Essen (gut, das gab’s auch auf Plastiktellern) und auch nie übermäßig viel. Britta und Anne, die zwei deutschen Leonardo-Lehrerinnen an der Schule, waren natürlich auch mit von der Partie. Wir wurden gefragt, ob man in deutschen Lehrerzimmern auch Bier trinken würde…
Morgen fahre ich nach Athen zu meinem Mid-Term Training. Passenderweise werde ich auch tatsächlich genau zu meiner Halbzeit auf dem Seminar sein. Am 7. bin ich drei Monate hier. Auf das Training freue ich mich schon total. Vor allem natürlich, weil ich hoffe viele Leute vom „On-arrival Training“ wieder zu sehen und weil es mir eine Auszeit von Kryoneri geben wird.
So sehr ich das Leben hier auch liebe, eine Abwechslung wird mir jetzt sehr gut tun. Vor allem weil ich letzte Woche einen Streit mit meinem Mitbewohner hatte, und wir erst jetzt so langsam wieder einigermaßen miteinander reden. Da freue ich mich auf viele nette Leute, auf Athen, auf Gespräche mit Verena, mit der ich zusammen fahren werde. Und zu guter Letzt auch auf den Luxus eines Hotels. Leider sind wir nur drei Tage da, aber ich werde glaube ich jeden Tag baden und mindesten zweimal duschen und das schöne Frühstücksbuffet genießen…
Am Wochenende sind wir dann wieder bei einem Freund zum Geburtstag und Namenstag eingeladen und am Sonntag werde ich dann hoffentlich mit ihm und seiner Tochter Reiten gehen. Als ich gehört habe, dass es die Gelegenheit zum Reiten in der Nähe von Korinthos gibt, habe ich sofort Lust bekommen mal wieder aufs Pferd zu steigen. Hauptsächlich auch, um ein Hobby zu haben, und dabei vielleicht auch neue Leute kennen zu lernen. Also mal sehen, ob es nächsten Sonntag klappt, da ist es nämlich sehr schwer hier aus dem Dorf zu kommen. Bei der Familie bin ich auch zum Zweiten Weihnachtsfeiertag eingeladen und ein anderer Bekannter aus Xilokastro (einer sehr schönen Stadt in der Nähe hier, am Meer) hat mich zu seiner Einweihungsparty seines neuen Hauses eingeladen. Ich spüre also die griechische Gastfreundschaft und versuche dem jetzt mit vielen selbstgebackenen Keksen entgegenzukommen. So ich muss packen und vor allem ins Bett - mistaso! (Ich bin müde!)
Eine schöne Adventszeit euch allen!