Abenteuer Finnland
Es gibt viele neue Aufgaben und viele Erlebnisse, die auf diesem Blog keinen Platz finden.
Päivä ,
hier in Finnland hat sich einiges getan. Der erste Schnee liegt, nachts hat es -10 Grad , und auch ich habe in den letzten Wochen sehr viel erlebt.
Unsere Band hat am Dienstag den ersten Auftritt, und obwohl wirklich nicht viele Zuhörer erwartet werden, sind wir schon sehr aufgeregt und üben sogar am Wochenende. Nach langer Diskussion sind wir zum Bandnamen „Mantelitumake“ gekommen. Was es übersetzt heißt weiß ich gar nicht, aber auf jeden Fall ist Mantelitumake der Teil vom Gehirn, der beim musizieren beansprucht wird. Dora, unsere neue Freiwillige und Mitbewohnerin aus Ungarn, hat dazu ein ziemlich geniales Poster gezeichnet, das wir in Paimio verteilt haben. Vielleicht geht jetzt doch noch manch einer in die lokale Bar Paimios, um uns live zu sehen!
Auch die Theatergruppe hat in zehn Tagen auch die erste Aufführung von ihrem Kindertheaterstück, das ziemlich genial geworden. So weit ich es verstanden habe, handelt es sich um ein Mädchen, das von Alpträumen geplagt wird und in verschiedene Träume gerät. Details kann ich leider keine geben. Im Stück habe ich die unverzichtbare Rolle eines tanzenden Frosches und eines Baumes.
Wir Freiwillige haben jetzt jeden Monat die Aufgabe einen Filmeabend für die Schüler zu organisieren. Der erste war passend zu Halloween am 2.11. Dem entsprechend haben wir Filme ausgesucht, und unter anderem einen widerlich aussehenden Kuchen und Plätzchen gebacken die aussehen wir Finger.
Ich habe jetzt auch eine neue Beschäftigung im Altersheim. Dort besuche ich nun jeden Mittwoch eine alte Dame um ihr Gesellschaft zu leisten. Das ist an sich auch wirklich schön, allerdings spricht sie kein Englisch und ich kaum Finnisch. Ich war schon ziemlich froh als wir zwei Sätze über das Wetter wechseln konnten „Tänään on kylmä. Sataa lunta.“ - Heute ist es kalt. Es schneit -. Zum Glück ist Liisa immer dabei, die aus Finnland kommt und so alt ist wie ich. So kann die Kommunikation über drei Ecken funktionieren. Mit dieser guten Frau gehen wir nun immer spazieren, spielen Memory, fahren in die Stadt, usw..
Zusätzlich dazu gehen Liisa, Amandus, Dora und ich Donnerstags ins Altenheim um mit den alten Leuten finnische Lieder zu singen, und ich begleite den Gesang am Klavier. Die Alten Menschen waren dort wirklich ziemlich süß, weil sie nur da saßen und Zuhörten anstatt mitzusingen. Einige wollten noch nicht einmal ein Gesangsbuch in die Hand nehmen, weil ihre Stimmen zu zittrig seien. Im Endeffekt haben wir also Gesungen und sie haben Zugehört. Aber wenn sie das glücklich macht, ist der Zweck absolut erfüllt.
Das Alter scheint hier in Finnland ein wahres Problem zu sein. Die Jugend zieht es nämlich immer mehr in die Städte, weil es wenig Grund gibt im Dorf zu bleiben. So vereinsamen die Dörfer und können nicht mehr in Schach gehalten werden. Dem entsprechend gibt es auf dem Land, vielleicht sollte man in Finnland anstatt „auf dem Land“ lieber sagen „im Wald“ , viele Alte Menschen die einsam sind.
Noch eine neue Aufgabe ist auch jeden zweiten Freitag in den „Easy-Peasy-Club“ zu gehen, was eine musikalische Früherziehung, teils englisch und teils finnisch, ist für Kinder zwischen 3 und 5. Das letzte mal haben wir mit ihnen zum Beispiel „Bruder Jakob“ gesungen, und musikalische Spiele gespielt und gesungen. Auch wenn wir mit den Kindern nicht wirklich viel reden konnten, sind sie so süß. Und nebenbei gemerkt sind sie ausnahmslos alle blond. Paula, die Lehrerin, hatte es vor allem schwer mit einem Kind, das nie gehorcht und scheinbar viel Aufmerksamkeit braucht. Sie hat uns jetzt darum gebeten, dass wir Freiwillige das Kind ein bisschen begleiten, so dass Paula sich den anderen Kindern widmen kann. Ich weiß noch nicht genau wie das funktionieren, weil die Kinder kaum englisch können. Mal sehen..
Ich hab in naher Zukunft einige Auftritte mit dem Cello, zum Beispiel in der High-School, mit der wir immer wieder kooperieren. In ganz Finnland ist am nächsten Freitag ein Spendentag, zum Beispiel auch im Fernsehen. Durch verschiedene Aktionen soll Geld für Länder in der dritten Welt gesammelt werden. Die Lehrer der High-school bauen dafür verschiedene Stände „Straßenmäßig“ auf, an denen sie etwas aufführen oder verkaufen. Netterweise haben sie mich gefragt, ob ich nicht dafür nicht Straßenmusik spielen könnte, ganz „lässig“ und „unkompliziert“, wurde mir gesagt.. Ganz so lässig fühle ich dabei dann glaube ich doch nicht !
Eine andere Sache ist, dass eine Freundin am Klavier und ich am Cello, beim 100 jährigen Jubiläumsfest von Paimio , die begrüßenden Worte musikalisch Begleiten sollen.
In der kommenden Woche findet in Turku ein Puppet-Festival, für das wir uns bereit erklärt haben zu helfen. Wir dachten dabei zwar nicht unbedingt an den Küchendienst, der uns zugeteilt wurde, aber gut. Wenigstens werden wir mit zwei Karten für Vorstellungen belohnt..
Es gibt also jede Menge neue Aufgaben !
Endlich konnten wir letzte Woche alle formellen und lästigen Sachen abschließen. Nach inzwischen 4 Bankterminen, Terminen beim Registrierungsamt und bei der Polizei und nach 2 Besuchen beim Steueramt haben wir endlich online-banking, sind wir in Finnland registriert und dürfen Steuern bezahlen.
Finnland hat wirklich ungewöhnlich viele Gesetze und Regelungen, die auch Einheimische zur Verzweiflung bringen. Generell sind Finnen sehr korrekt und geordnet. Vordrängeln im Bus ist ein absolutes no–go und Unpünktlichkeit wird nicht gerne gesehen. Zugegebenermaßen musste ich auch noch nie für länger als zwei Minuten auf den Bus warten. Mir kommt aber gerade, dass das sehr gut daran liegen könnte, dass der Verkehr hier recht dünn ist. Obwohl Turku eines der größten Städte Finnlands ist, ist der Verkehr mit dem von Kitzingen gut zu vergleichen. Es ist aber wirklich schön, dass in Turku nicht das stressige Stadtgefühl aufkommt, und gleichzeitig viel geboten ist. Der Fluss und der Hafen sind episch und am Wochenende laufen immer gute Veranstaltungen und in den Bars herrscht das pure Leben.
Heute waren Amandus, Dora und ich mit unserer Mentorin frühs vegan Frühstücken und danach in der mittelalterlichen Burg. War wirklich sehr interessant !
Gestern war ich mit Amandus, mit zwei Freunden aus der Band und mit einer anderen Freundin auf meinem aller ersten Rock Konzert, und zwar auf dem vom legänderen Billy Talent. Als die Vorbands spielten, war ich noch sehr skeptisch weil die Halle nicht einmal ansatzweise gefüllt war. Umso glücklicher war ich dann, als sich die Halle füllte, die Stimmung stieg und Billy Talent loslegte. Als Bassisten in der Band kann ich Rockmusik wertschätzen, was in Finnland gut ankommt, da Finnland für Rockmusik, Bands, und Festivals sehr bekannt ist.
Meine Wochenenden verbringe ich ansonsten mit Fahrten zu den Inseln, Partys, Saunas und mit hausfräulichen Sachen, die erledigt werden müssen. In den nächsten Wochenenden bekommen wir Besuch von verschiedenen Freiwilligen, die wir in Kokkola getroffen haben, bzw treffe ich mich in zwei Wochen mit einer anderen deutschen Freiwilligen, mit der ich gestern auf dem Konzert war und mit der ich auch neulich von einer Insel auf die nächste gefahren bin – das war so idyllisch, in Tampere und verbringen dort in der Region ein Wochenende.
Mit der Sprache geht es übrigens viel besser! Ich habe nicht mehr das Bedürfnis den Unterricht zu schwänzen und mich graut es auch nicht jeden Montag und Mittwoch, wenn ich an den bevorstehenden Abend denke. Ich glaube das liegt vor allem daran, dass ich in alltäglichen Unterhaltungen ab und zu bekannte Wörter herausfiltern kann und auch selber einfache Sätze formulieren kann. Die Wörter hören sich nicht auch mehr wie eine beliebige Abfolge von Buchstaben anhören, so dass es mir jetzt leichter fallt, die Vokabeln zu merken.
Auch wenn sich immer noch manch einer Fragen mag, was ich hier eigentlich genau mache, kann ich es nicht wirklich beantworten. Denn es stehen jede Woche andere Aufgaben an und jeder Tag ist ein Abenteuer für sich. Von vielen Freiwilligen weiß ich, dass sie jeden Tag von 8-15 Uhr ihre Arbeit haben und sich ein Tag nicht wirklich vom anderen unterscheidet. Ich bin wirklich froh, dass ich jetzt schon, in vielen verschiedenen Projekten, mit alten, gleichaltrigen und mit jungen Menschen, sein konnte und oh ne es zu merken gelernt habe.
Auch wenn es mir hier sehr gut gefällt freue ich mich in den Weihnachtsferien wieder zu sehen !
Ich hoffe euch geht es gut ,
Heippa !
Eure Vici
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