Ça va me faire bizzare!
Meine letzten Monate in Frankreich, ein Sprachtest, eine Agris Klassenfahrt und eine kurze Bilanz zu meinem Jahr im Ausland.
In 5 Tagen endet mein EVS in Frankreich! Höchste Zeit für einen kurzen Bericht über meine letzten Monate!
Im Mai hatte ich dank all der Feier- und Brückentage eine nicht allzu stressige Zeit. Auch das Wetter war wunderbar sommerlich warm und so war ich viel mit Ngaire, Eli und Judith unterwegs, Au-Pair Mädchen aus Wales, England und El Salvador, die ich beim Engländer Treff kennen gelernt habe.
So verging der Mai ziemlich schnell, mit dem Festival „Les 3 éléphants“ in Laval, einem Kurzbesuch in Deutschland zur Examensfeier meines Stiefbruders und dem Besuch meiner Mutter und Johannes hier bei mir. Auch wenn sie nur einen Tag hier waren, war es für mich doch sehr schön, ihnen alles zeigen zu können, meine Arbeit, den Wald, die Stadt, „mein Leben“ halt, für 10 Monate. Nachmittags trafen wir uns noch kurz mit Jean-Paul, wobei ich mich schon mal im Übersetzten üben konnte, da er kein Deutsch und meine Mutter kein Französisch spricht.
Kurz vor Ende unseres Freiwilligendienstes kam mich auch Janina zusammen mit ihrer Mitfreiwilligen noch hier besuchen, eine Freundin aus der Schule, die ihren EVS in Redon in der Bretagne macht. Ich zeigte ihnen alles Sehenswerte in Laval; Château, Altstadt, Markt, Mayenne und La Perrine, den Stadtpark. Langsam werde ich zum Experten, was Stadtführungen in Laval betrifft!
Außerdem hatte ich Ende Mai eine Französischprüfung für den DELF B1, einem international anerkannten Sprachzertifikat, welche ich an der Uni in Angers zusammen mit anderen aus meinem Sprachkurs gemacht habe. Der Test bestand aus vier Teilen; Production et Compréhension orale und Production et Compréhension écrit. Unter anderem mussten wir einen Hörtest machen, Fragen zu einem Text beantworten, selbst einen Text zu einem vorgegebenen Thema verfassen und uns im mündlichen Teil vorstellen, einen vorher gelesenen Text wiedergeben und eine Meinung dazu begründen und schließlich bekommt man noch eine Situation gesagt, die man dann mit dem Prüfer durchspielen muss. In der Situation hat man ein Problem, welches man dann im Dialog lösen soll. Ich wollte in meiner Szene Französisch Stunden nehmen, hab aber zur selben Zeit gearbeitet und musste versuchen, Kurse mit meinem Niveau zu einer anderen Zeit zu finden. Meine Prüferin hat die Sekretärin einer Sprachschule gespielt. Auf diese Partie des Test hatte ich am wenigsten Lust, es war dann aber gar nicht so schlimm und meine Prüferin war auch sehr nett.
Nach einem Monat Warten hab ich dann vor kurzem meine Ergebnisse bekommen, 94/100, worüber ich mich sehr gefreut habe!
Mitte Juni ging es dann auf Klassenfahrt mit den „Agris“ (die Klassen, die einen landwirtschaftlichen Abschluss machen werden, heißen hier nur die Agris, von Agriculture= frz. Landwirtschaft). Da das Département Mayenne hier eine Partnerschaft mit Schwaben hat, ging es nach Kempten ins Allgäu. Viel Zeit hatten wir allerdings nicht, da die Fahrt nur eine Woche dauerte und wir aufgrund der langen Strecke auf der Hin-und Rückfahrt eine Nacht Pause in einer anderen Schule in den Vogesen in Frankreich gemacht haben. Zusammen besichtigten wir Schloss Neuschwanstein, Kempten, Lindau und den Bodensee und besuchten außerdem einen landwirtschaftlichen Betrieb, wobei ich dann wieder den Übersetzer gemacht habe. Den Schülern hat die Fahrt gut gefallen, für alle war es das erste mal in Deutschland und für viele auch das erste mal Ausland überhaupt. Für mich schwer vorstellbar, mit 18 mein Land noch nie verlassen zu haben, aber hier „auf dem Land“, wenn die Eltern dazu noch selber einen Bauernhof haben, ist das ziemlich normal.
Einen Abend kam mich mein Vater in Kempten besuchen, da er es aus Ulm nicht allzu weit hat.
An der MFR sind die Schüler jetzt alle in Ferien, die Lehrer arbeiten aber noch 2 Wochen ohne Schüler weiter. In den letzten Tagen gab es ziemlich viele Picknicks und Barbecues mit den Schülern und einen Ausflug in einen Freizeitpark am letzten Schultag.
So ziemlich jeder Lehrer und auch viele von den Schülern haben mich in letzter Zeit gefragt „Ça va te faire bizzare?“ (wird dir das komisch vorkommen), wenn du wieder in Deutschland bist. Ganz sicher kann ich die Frage mit Oui beantworten. Allein schon wieder den ganzen Tag Deutsch zu sprechen und immer alles zu verstehen und sagen zu können wird mir am Anfang bestimmt seltsam vorkommen und das Französische wird mir fehlen.
Was meine Arbeit an der MFR betrifft, so könnte ich nicht sagen, dass diese mir besonders fehlen wird. Neben den schönen Momenten mit manchen Schülern oder den anderen Lehrern war es nämlich auch ebenso oft anstrengend und nervig. Trotzdem bereue ich auf keinen Fall, das Jahr hier gemacht zu haben, ich habe so vieles erlebt und gelernt, nicht zuletzt die Sprache, habe nette und interessante Menschen getroffen, bin gereist und habe Frankreich und seine Kultur und Mentalität kennen gelernt.
Beim letzten Seminar in Sommières sollten wir aufschreiben, welche Gründe wir hatten, ein EVS zu machen und ob unsere Erwartungen diesbezüglich erfüllt wurden. Meine Hauptgründe waren die Sprache besser zu lernen und ein Jahr „sinnvolle Pause“ zwischen Abi und Uni zu machen. Beides hat sich für mich absolut erfüllt!
In meinen ersten Wochen hier hab ich mich gefragt, wie ich es hier bitte 10 Monate aushalten soll, und die ersten Monate waren dann auch ziemlich lang und schwierig, aber nach Weihnachten ist die Zeit nur so verflogen, was wohl daran liegt, dass ich mich da erst richtig eingelebt hatte, mich in der Umgebung auskannte und Leute kennengelernt habe.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, diese Möglichkeit gehabt zu haben. Ich hätte mir zwar vorher nicht vorgestellt, dass es so anstrengend und teilweise schwer werden würde, andererseits hab ich aber auch im positiven so vieles erlebt, was ich nicht erwartet hätte und wofür ich sehr dankbar bin!