590 km - Ein Wochenende on the road
In diesem Blogartikel, geht es um mein Wochenende in Wien und am Balaton.
590km, mehrere und lange Stunden im Flixbus. So sah ein großer Teil meines Wochenendes aus. Doch der Reihe nach. Wo war ich denn eigentlich unterwegs?
Freitag, 24. Mai - 2. weltweiter Klimastreik in Wien
Die Überschrift beschreibt schon den Hauptgrund, warum ich an diesem Tag in Wien war. Zwei Wochen zuvor, hatte ich mitbekommen, dass ein 2. weltweiter Klimastreik am 24. Mai stattfinden sollte. Da ich beim 1. weltweiten Klimastreik ebenfalls in Wien war und dort 30.000 Leute an der Demo bzw. dem Streik teilgenommen hatten, stand für mich sofort fest: "Da gehst du wieder hin!'. Der Klimawandel ist mit Abstand die wichtigste Thematik unserer Zeit. Umso wichtiger ist es, ein Zeichen zu setzen. Das dachte sich wohl auch Paula. Eine andere deutsche Freiwillige aus Nágyvázsony. Sie hat mich nämlich nach Wien begleitet.
Also startete für Paula und mich der Tag sehr sehr früh. 3.50 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Um rechtzeitig in Wien anzukommen, mussten wir schon sehr früh los fahren. So trafen Paula und ich uns in Veszprém und nahmen den ersten Bus nach Györ. Von dort aus sollte wiederum der Flixbus nach Wien abfahren. Zu den Fahren an sich. Auf der Fahrt nach Györ und Wien, merkte man uns deutlich an, dass wir nicht allzu viel geschlafen hatten. Trotzdem führten wir schöne und interssante Gespräche.
Mit ca. 10 Minuten Verspätung, erreichten wir unser Ziel. Wien Hauptbahnhof. Genauer gesagt den internationen Busbahnhof am Wiener Hauptbahnhof. Ein 24h Ticket gekauft und darauf hin, ging es direkt zur Demo. Womit ich nicht wirklich gerechtnet hatte. An diesem Tag wurde es ziemlich heiß. Ob das eventuell am Klimawandel liegen könnte?
Jedenfalls trug ich eine dicke Jacke und lange Jeans. Die Jeans sollte an einem späteren Zeitpunkt des Tages noch dran glauben müssen.
Am Heldenplatz angekommen, dauerte es keine 10 Minuten, bis der Demozug los ging. Kurz bevor wir uns dem Zug allerdings anschlossen, fiel mir noch ein Stand auf. Dieser Stand bat Lebensmittel an, die aus dem Müll gerettet worden waren. An dieser Stelle, fiel mir erneut auf, was wir für eine völlig geisteskranke Lebensmittelverschwendung betreiben. Unzählige Bananen, die im Müll landeten, weil sie braune Stelle haben. Gefühlt 100 kg Brötchen und Gemüse. Angesichts der Tatsache, dass jeden Tag 100.000 Menschen auf der Welt verhungern, ein Großteil darunter Kinder, ist das ein unbeschreibliches Verbrechen, welches an Grausamkeit und Unmenschlichkeit kaum zu überbieten ist. Und wie ich später noch erfahren sollte, wurden die Leute , die die noch essbaren Lebensmittel aus dem Müll gerettet hatten, von der Polizei und den Leuten vom Spar gehindert, damit weiter zu machen. Dazu fällt mir nichts mehr ein...
Zur Demo selbst. Die Demo sollte insgesamt 3h dauern und am Rathaus sowie dem Haus der europäischen Union vorbei führen. Trotz der Tatsache, dass es ziemlich heiß war, war die Stimmung ausgelassen und friedlich. 7.000 Menschen beteiligten sich an der Demo in Wien. Und mittlerweile kann man nicht mehr davon sprechen, dass dort Schülerinnen und Schüler hingehen, um frei zu haben. Wer stellt sich denn über 3h in die pralle Sonne mit Tausenden von Menschen, läuft mehrere Kilometer und schreit sich die Stimme aus dem Leib, wenn es einem selbst, nicht wirklich um die Sache gehen würde?
Mich beeindruckt vor allem jedes Mal, dass auch sehr sehr junge Schülerinnen und Schüler dabei sind, die offentsichtlich mehr von der Problematik des Klimawandels verstehen als der Großteil der Bevölkerung. Doch längst sind nicht nur noch Schülerinnen und Schüler unter den Demonstranten. Studenten, Eltern und auch Großeltern, die sich am Klimastreik beteiligen. Ich kann es nur immer und immer wieder wiederholen... Diese Bewegung ist ein und womöglich der letzte Lichtblick der Menschheit. Die gestrigen Europawahlen haben gezeigt, dass die Veränderung kommt. Ob es einem nun gefallen mag oder nicht.
Die Forderungen der Demonstranten, zu denen ich mich auch zähle, sind zum Beispiel die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels, kostenlose Öffis, autofreie Innenstädte, Kohleausstieg bis 2030, Co2 Steuer, Verbot von Inlandsflügen und die Ausrufung des Klimanotstands in allen Städten Österreichs.
Diese Forderungen sind auch mehr als berechtigt, wenn man bedenkt, wie sehr der Klimawandel mittlerweile voran schreitet.
Nach mehr als 3h Stunden anstrengenden Laufens in der prallen Sonne, kamen wir wieder an unserem Ausgangspunkt, dem Heldenplatz, an. Paula und ich setzen uns auf die Wiese und ruhten uns etwas aus. Hier musste auch meine Jeans dran glauben. Ich schnitt mit einer Schere die unteren Teile meiner Hosenbeine ab. Es war einfach so heiß.
Nach einer Weile setzten wir uns wieder in Bewegung. Es ging in Richtung unserer Unterkunft, die wir über Airbnb gebucht hatten. Weit weg war sie nicht. Ca. 10 Minuten mit der U-Bahn. Ein perfekter Standort. Untergekommen sind wir bei einem netten Pärchen aus Indien. Unser Bett bzw. Schlafcouch war schön hergerichtet, die Wohnung war sauber. Also alles super.
Nach dem Bezug unserer Unterkunft, zogen Paula und ich noch bis spät Abends durch Wien. Es ging zum Naschmarkt, zum Hundertwasserhaus und an die Donau, wo ein kleines Festival stattfand. Mit einem Cocktail saßen wir uns letzten Endes an die Donau und sprachen über Gott und die Welt. Um ca. halb 12 ging es zurück in unsere Unterkunft.
Der Besuch in Wien mit Paula war wirklich toll. Kann man auch irgendwie nachvollziehen. Mit einer hübschen Frau, in einer der schönsten Städte der Welt. Was will man mehr? ;)
Samstag, 25. Mai - Ab zum Balaton
Morgens ging es dann zurück zum internationalen Busbahnhof. 11.30 fuhr unser Flixbus zurück. In Györ trennten sich schließlich die Wege von Paula und mir. Sie stieg aus und für mich ging es weiter nach Budapest. Von dort aus fuhr nämlich mein Zug zum Balaton. Genauer gesagt nach Balatonszemes. Dort traf ich mich mit den anderen Freiwilligen vom On-arrival Training.
Die Zugfahrt dauerte noch einmal 1 1/2 Std. Da ich schon mehr als 6 Std unterwegs war, war ich dementsprechend schon realtiv müde. Trotzdem konnte ich es kaum erwarten an den Balaton zu kommen und die anderen Freiwillige wieder zu sehen.
Ca. 17.20 Uhr kam ich schließlich in Balatonszemes an. Eden aus England wartete schon am Bahnhof auf mich. Zusammen gingen wir zu einem Imbiss, wo die anderen Freiwilligen auf uns warteten. Cris aus Spanien, Clem aus Frankreich und Rokan aus der Türkei.
Nachdem ich auch etwas gegessen hatte und wir etwas mehr Alkohol gekauft hatten, ging es zuerst in unsere Unterkunft. Ebenfalls mit Airbnb gebucht. Wir hatten ein ganzes Haus für uns. Das war echt toll.
Schließlich machten wir uns auf dem Weg zum Plattensee. Als ich ihn das erste Mal sah, war ich etwas überwältigt. Dieser See ist so groß, dass man an einer Seite nicht auf das andere Ufer sehen kann. Man könnte den Eindruck haben, dass es sich nicht um einen See sondern um ein Meer handelt.
Der Abend verlief dann wie gesagt zuerst am Plattensee, anschließend in der örtlichen Billardkneipe und endete unter erheblichen Einfluss von Alkohol um 3.30 Uhr in unserer Unterkunft.
Der Sonntag bestand dann letzten Endes aus der Heimreise und schlafen :D Das Wochenende war ziemlich geil aber auch sehr anstrengend.
Zum Nachdenken...
Mein Wochennde hatten neben Spaß aber noch einen anderen Effekt auf mich. Die Teilnahme an der Demo und vor allem als ich am riesigen Plattensee saß, versetzte mich in Demut. Durch den Anblick des Plattensees und die wunderschöne Natur, die ihn umgibt, wurde mir erneut Folgendes klar:
"Alle Religionen dieser Welt, alle Glaubens- und Lebenseinstellungen, sprechen von einem Paradies. Ein Paradies, in welches man nach dem Tod oder durch bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen gelangen soll. Unser ganzes Leben lang erstreben wir eines Tages glücklich zu sein. Dabei sollten wir jeden einzelnen Tag, jede einzelne Sekunde glücklich sein. Denn wir leben bereits in einem Paradies. Ein vielleicht einzigartiges Paradies, welches wir momentan immer mehr zerstören. Auf dem kleinen, blauen Planeten, namens Erde."