23. Oktober – Nationalfeiertag in Ungarn
Unzufriedenheit und Diktatur gipfelten am 23.10.1956 in Ungarn zu einem Volksaufstand. Über die Hintergründe des ungarischen Nationalfeiertags.
Heute ist der 23. Oktober. Draußen strahlt die Sonne aus ganzer Kraft und der Herbst zeigt sich hier in Debrecen gerade von seiner schönsten Seite. Die sowieso sehr gelbe Stadt wird durch die herbstlichen Farben der Bäume in ein Meer aus gelb, rot und orange verwandelt. Das einzig Blaue ist der Himmel. Und dazu habe ich heute noch frei und somit Zeit, diesen Tag zu genießen.
Für die Ungarn jedoch hat dieser Tag einen bitteren Beigeschmack. Heute wird nämlich an den blutigen Volksaufstand erinnert, der sich vor 57 Jahren zugetragen hat.
Zurück ins Jahre 1956. Ungarn befindet sich zurzeit unter sowjetischer Besetzung. Doch den Studenten in Budapest reicht‘s. Sie wollen sich für eine Demokratie einsetzen. Tausende ziehen in einer friedlichen Demonstration durch die Straßen Budapests. Pressefreiheit, Streikrecht, freie Wahlen und das Ende der sowjetischen Vorherrschaft sind ihre Forderungen. Auch der frühere Regierungschef Imre Nagy soll wieder ins Amt zurückkehren. Nagy war bereits 1953 bis 1955 Regierungschef Ungarns und galt für viele als Hoffnungsträger. Die Zahl der Demonstranten wächst unaufhörlich an, auch einige Polizisten und Soldaten schlagen sich auf die Seite der Rebellen. „Ungarn schießen nicht auf Ungarn“ heißt die Parole. Aus einer Studentendemonstration wird ein Volksaufstand. Bis schlussendlich die Parteiverwaltung gestürzt und Nagy als Regierungschef ernannt wird. Die sowjetischen Truppen sind machtlos.
Knappe zwei Wochen herrscht Hoffnung. Von Budapest aus weitet sich die Welle der Demokratie ins ganze Land aus. Es herrscht ein Generalstreik, Arbeiterräte werden gegründet und auch erste unabhängige Zeitungen erscheinen wieder. Nagy führt ein Mehrparteiensystem ein, freie Wahlen sollen angesetzt und aus dem Warschauer Pakt soll ausgetreten werden. Der Aufstand scheint gewonnen, kaum einer zweifelt noch an einer Umkehr des Sieges.
Doch es sind bereits Truppen der UdSSR nach Budapest unterwegs. Am 4. November werden die Aufstände blutig niedergeschlagen, die Nagy-Regierung als nichtig erklärt. Circa 3000 Menschen verlieren bei dem Volksaufstand ihr Leben. Einzelne Gruppen leisten danach weiterhin Widerstand und wollen eine Niederlage nicht hinnehmen. Aus Munitionsmangel und zahlenmäßiger Unterlegenheit ist jedoch auch dieses letzte Aufbäumen zum Scheitern verurteilt. Viele Menschen fliehen über Österreich in den Westen. Insgesamt sind es über 200.000.
Imre Nagy wird zum Tode verurteilt und 1959 hingerichtet. Heute gilt er als Nationalheld und bei einem Besuch in Ungarn wird man nicht selten über ein Denkmal von ihm stolpern.
Und somit ist seit 1989 ist der 23. Oktober in Ungarn ein Feiertag.