1968
Eine Ausstellung zum Jahr 1968 zeigt Johannson, dass Polen damals nicht freie Liebe und Hippies erlebt hat, sondern einen Krisenwinter. Welche Begegnung er während der Ausstellung macht, berichtet er hier.
Neben den Ausstellungen zum Warschauer Aufstand stehen auf dem Marktplatz auch Tafeln zum Jahr 1968.
In Polen steht dieses Jahr nicht für freie Liebe und Woodstock, sondern für einen Krisenwinter, antisemtische Kampagnen der Kommunisten und vor allem die Beteiligung an der Niederschlagung des Prager Frühlings.
Ich stehe gerade vor einem der schwarz-weiß Fotos, da sagt mir ein älterer Mann es gäbe irgendwo "gute Ausstellungen und Bilder dazu". Ich bekomme zuerst gar nicht mit, dass er mich meint. Auch habe ich nicht ganz verstanden, wo genau. Er zeigt vage "Da, das ist in dieser Richtung" und geht weiter.
Minuten später sehe ich mir das Bild eines spartanisch eingerichteten Frisörsalons an. Über dem an einer kahlen Wand hängenden Spiegel ist ein handgemaltes Schild: "Werde schön!". Eine zierliche Frau in den späten 50ern sagt halb zu mir, halb zu sich selbst: "Sowas können sich die jungen Leute heute gar nicht vorstellen".
Sie zeigt auf die Tafel daneben; eine Gruppe junger Fabrikarbeiterinnen, die zum Protestieren gegen den Vietnamkrieg kommandiert worden ist. "Ich war damals auch Teenager" sagt sie, dann geht sie weiter.