18 Züge in 12 Tagen.
Auf ins nächste kurzweilige Abenteuer: #DiscoverEU
Meine Mission: #DiscoverEU – Entdecke die EU. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt der EU, das 2018 das erste Mal umgesetzt wird und in den nächsten Jahren stark ausgebaut werden soll. Junge Europäer und Europäerinnen werden mit Interrail-Tickets ausgestattet und in den Sommer entsandt. Interrail-Tickets ermöglichen an 7 Tagen freie Zugfahrten innerhalb der EU. Während seiner Reise soll man sich mit der kulturellen, sprachlichen, politischen und landschaftlichen Vielfalt Europas auseinandersetzen. Ob man mit einem Partner, in einer Gruppe oder alleine reisen möchte, kann man sich aussuchen. Teilnahmeberechtigt zur Bewerbung sind alle 18 Jährige, die aus einem EU-Land kommen. Anfang diesen Sommers wurden 15 000 glückliche Gewinner ausgewählt, die sich auf viele schöne Stunden im Zug bereit machen konnten.
Auch ich gehörte dazu. Als glückliche Gewinnerin machte ich mich Ende Juli auf in die Niederlande. Nächste Haltestelle: Nijmegen (zu Deutsch: Nimwegen). Mit Rucksack und Bauchtasche machte ich mich auf. Holland ist meinen Eindrücken nach perfekt zum Zugreisen – vorbei an weiten Feldern, ein paar Mühlen, Pferden, Kühen und Flüssen. Ganz anders als gewohnt kann man sehr weit schauen. Die Zeit im Zug zieht wie Landschaften an einem vorbei. Und die sympathischen Holländer verschafften mir mit ihren fröhlich-klingenden Sprache immer wieder ein Lächeln.
Nijmegen ist ein hübsches Studentenstädtchen im Südosten von Holland. Insgesamt leben hier circa 735.000 Menschen, die sich gerne auf den wirklich guten Fahrradwegen fortbewegen und sich am Strand der Waal (,ein Fluss, der sich vom Rhein abzweigt,) sonnen. Am Strand findet man einige gemütliche Bisons und hübsche Wildpferde, die zwischen den Picknickdecken und Handtüchern der Badegäste nach Essbarem suchen. Wem es am Strand zu heiß wird, der kann sich entweder in einen der vielen kleinen Parks setzen (z.B. Kronburgerpark) oder in der wunderschönen Altstadt bummeln gehen. Nijmegen ist übrigens die „Grüne Hauptstadt Europas 2018“, hat also dementsprechend schöne Grünflächen zu bieten. Die Altstadt hält hübsche Restaurants, Cafés und Krims-Krams-Läden bereit. Perfekt zum Schlendern und Entdecken von versteckten, gemütlichen Ecken.
Ich selbst war in Nijmegen in einem Studentenwohnheim untergebracht, in dem ich mich kurzfristig in einem netten Zimmer einnisten konnte. Begeistert stöberte ich durch die Psychologie-Bücher der eigentlichen Bewohnerin. Die folgenden Tage sorgte ich außerdem dafür, dass ich im Kühlschrank immer auf Vanilla-Vla (holländischer Pudding aus dem Tetra Pak) zurückgreifen konnte. In Nijmegen-Heyendaal, wo sich die Radbound Uni und auch mein Wohnheim befinden, fuhr ich mit meinem Leihfahrrad durch ruhige Straßen, Wohnsiedlungen und Parks. Der Aldi, der mich mit Vla und sonstiger Nahrung versorgte, war in 10 min erreicht. An der nächsten Haltestelle war ich in 2 min.
Am Wochenende machte ich mich nach Amsterdam auf. Bei 37 °C lief ich fünf Stunden lang durch die Stadt, entdeckte dabei wirklich schöne Gassen. Ich spazierte durch die Einkaufsstraße, das Rotlicht-Viertel, vorbei am Westerwerk (Kirchturm mit regelmäßigem Glockenspiel) und dem China Town Amsterdams. In der „Kaaskammer“ vergaß ich kurz meinen Sparsamkeit und kaufte mir guten, einheimischen Käse für 35€. Im Café T Papeneiland gönnte ich mir ein Wasser und eine kleine Pause. Auf den 4€-Apfelkuchen, der online hoch angepriesen wird, verzichtete ich allerdings. Wegen des Apfelkuchens war hier sogar bereits einmal Bill Clinton zu Besuch: http://www.papeneiland.nl/famus.html
Würde ich ein gutes Arbeits- und Wohnungsangebot für Amsterdam erhalten, meine Koffer wären bereits gepackt. Die internationale, multikulturelle und offene Atmosphäre der Stadt hat mich erneut fasziniert – dies war mein 3.Besuch. Trotz der zahlreichen Touristen und der Größe der Stadt fühle ich mich zwischen all diesen Altbauten, dem Kopfsteinpflaster, den Kanälen, Brücken, Hausbooten und Grachten unfassbar wohl. Meiner Meinung lohnt sich ein Besuch dieser einmaligen Stadt immer, auch wenn man keine Lust auf lange Warteschlangen vor Madame Tussauds oder dem Anne-Frank-Haus hat.
Mir gefiel es so gut, dass ich mich am darauffolgenden Tag wieder in den Zug setzte. Ich lief Richtung Süden. Im Vondelpark war an diesem Samstag ein Pride Park aufgebaut, wie ich es am CSD auch in Köln kenne. Am Mittag wurden hier die Teilnehmer der Pride Parade empfangen. Mit Demonstrationsschildern, einer Blaskapelle und einigen kreativen Kostümen marschierten sie gemeinsam in den Park. Leider war ich von der Stimmung etwas enttäuscht. In Köln habe ich die Parade als Fest der persönlichen Freiheit und wachsender gesellschaftlicher Toleranz erlebt. Es wurde gefeiert, in Amsterdam wurde mehr demonstriert. „Walking for those who can not join us“ stand auf dem vordersten Banner der Parade. Obwohl beide Paraden – in Köln und Amsterdam – den gleichen Hintergrund haben, wirkte die Motivation der Teilnehmer unterschiedlich. Nach diesem inspirierenden Eindruck machte ich mich wieder auf den Rückweg nach Nijmegen.
Sonntags und montags entspannte ich mich am Strand. Eine Freundin aus Köln, die in Nijmegen Psychologie studiert, stellte mich ein paar ihrer Freunden vor, die typische Party-Geschichten auspacken. Zwei „Antropology and Development Studies“ -Studenten, die sich während ihres Studiums mit kulturellen Unterschieden und internationaler Zusammenarbeit auseinandersetzen, erzählten mir von ihren Forschungsprojekten in Indien und Ghana – sehr spannend. Sie hatten sich vor Ort mit Müttern und Straßenverkäufern über ihre sozialen Netzwerke und mit gläubigen Moslems über die Bedeutung von Gebetstischen unterhalten.
An dem Nachmittag wurde ich außerdem über die die politischen Tendenzen in den Niederlande und speziell in Nijmegen aufgeklärt. Die Bürger in Nijmegen seien wohl größtenteils linksorientiert. Mit Drogenkonsum werde seit frei und offen umgegangen. Bei einer Vorlesung zum Thema 'Drogenkonsum' kam wurde eine anonyme Umfrage gestellt. „Wer hat schon einmal Ecstasy ausprobiert?“ 80% der befragten Studenten antworteten mit „Ja“. Selbst der Professor gab am Ende zu, dass er bereits Erfahrungen mit der Droge gemacht habe. Auch Koks wäre in einigen Studentenkreisen recht verbreitet. Der Marihuana-Konsum sei natürlich auch nicht niedrig, da das Gras in Coffee Shops legal zu erwerben ist – 5€ am Tag pro Kunde pro Coffee Shop.
Außerdem wurde mir die holländische Spezialität „Kapsalon“ vorgestellt: Pommes mit Dönerfleisch, überbacken mit Gouda und mit Salatblättern belegt. Eine allseits beliebte Kalorienbombe!
Nach ein paar heißen Tagen, die ich mit entspannten Nachmittagen, Strandbesuchen, Parks und zwei schönen Tagen in Amsterdam gefüllt hatte, machte ich mich auf Richtung Westsüden. Nach einem Stopp in Rotterdam erwartete mich in Antwerpen eine sehr freundliche Couchsurfing-Gastgeberin.