1. Mai auf der Sonnenseite von Berlin
Menschenstau am 1. Mai bei dem 131. Baumblütenfest in Werder. Das größte Volksfest der neuen Bundesländer war gnadenlos überfüllt.
Deutschland schaut auf Berlin. Der 01. Mai bot jedoch noch mehr als Berlin. Währenddessen es in der deutschen Hauptstadt sowie in weiteren Großstädten am 1. Mai zu Demos, Protestaktionen und Randalen kam, vergnügte sich Jung und Alt in Werder (Havel) beim 131. Baumblütenfest.
Das größte Volksfest der neuen Bundesländer und eines der größten Baumblütenfeste Deutschlands fand vom 24. April 2010 bis 2. Mai 2010 statt. Eine halbe Millionen Besucher nutzte die Gelegenheit, den Frühling mit einem Glas der frischen Werderaner Obstweine zu begrüßen oder eine Flasche des guten Tropfens mit nach Hause zu nehmen. In diesem Jahr sei das Festprogramm familienfreundlicher gestaltet worden, um der allgemeinen Gewaltbereitschaft entgegenzuwirken und vom Fest zu verbannen. Die Veranstalter seien sehr zufrieden mit dem diesjährigen freudigen und friedlichen Volksfest in Werder. Es sei ein voller Erfolg gewesen.
Doch auch vor dem 131. Baumblütenfest machte eine Welle von Überfüllung und Unmut nicht Halt. Wer am Samstagnachmittag Werders Altstadt auf der Insel betreten wollte, musste mit vorübergehenden polizeilichen Sperrungen der Zugangswege rechnen. Das Zentrum des 131. Baumblütenfestes sei völlig überfüllt gewesen. Erst nachdem einige Besucher wieder den Heimweg antraten, konnten neue Ausflügler die Insel betreten.
Währenddessen Polizei und Rettungskräfte im Angesicht der Menschenmengen sowie der glühenden Frühlingshitze schwitzen, genoss die Menge den strahlenden Sonnenschein, die vielen leckeren Obstweinsorten, von Apfelwein über Holunderbeerwein bis hin zu Zwetschgenwein sowie das Unterhaltungsprogramm auf den Bühnen.
Um sich einen Überblick über die sonst beschauliche Stadt zu verschaffen, bot sich eine Fahrt mit dem Riesenrad an. Den Wolken nahe, konnte man in der Ferne sogar bis nach Potsdam blicken. Für diejenigen, die dem Adrenalinkick entgegenfieberten, war das Bungeespringen in Richtung Havel genau das richtige. Wer den Tag ruhig genießen wollte, nahm an einer Baumblütenfahrt mit dem Havelbus vorbei an den Werderschen Gärten teil oder an einer Ausflugsfahrt auf den Havelgewässern.
Vorauseilend ging in diesem Jahr eine Pressemitteilung über das Glasflaschenverbot auf dem 131. Baumblütenfest, an das sich grundsätzlich gehalten wurde. Von überall her kamen Menschen mit Plastikflaschen. Doch auch der Wein durfte somit nur in geschraubte Plastikbehälter gefüllt werden. Zwar sei der Inhalt entscheidend und nicht die Verpackung. Doch, was den Feinschmecker vielleicht abschreckte, genügte einigen Personen sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. So wurde der Weg zum Bahnhof für den ein oder anderen eine Qual.
Am Bahnhof in Werder angekommen bot sich ein Schauspiel, das man seinesgleichen an diesem Tag nicht geboten bekam und wohl nur zu Fußballspielen oder Konzerten erlebt. Hier sammelten sich all die, welche eine Ausflugsfahrt auf der Havel in Richtung Potsdam ablehnten oder die Fahrt in einem der zusätzlich eingesetzten und dennoch völlig überfüllten Busse meiden wollten. Schon in den frühen Abendstunden musste der Bahnhof wegen Überfüllung durch die Polizei abgesperrt werden. Nachdem der Zug einfuhr öffneten sich nach und nach die Ketten der Polizeibeamten. Die Überfüllung verlagerte sich in den Zug. Manch einer versuchte ihr auszuweichen, indem er den Weg auf der Schiene wählte. Die dadurch verursachte Streckensperrung führte zu noch längeren Wartezeiten für viele Festbesucher.
Das Bild lichtete sich schließlich in Potsdam. Die Stadt schien am Abend des 01. Mai zu schlafen. Die Fußgängerzone füllte sich erst wieder am verkaufsoffenen Sonntag für Shoppingbegeisterte sowie diejenigen, die zunächst eine Führung im Park Sanssouci oder einem der Schlösser genossen und das Wochenende gemütlich ausklingen lassen wollten. Am Abend beendete ein farbenfrohes Höhenfeuerwerk das diesjährige 131. Baumblütenfest in Werder.