Wollige Hexenverbrennung
Heute soll es um mein 1. ungarisches Fasching gehen. :)
05.45 Uhr. Zu dieser Uhrzeit sollte der Tag für mich beginnen. Sonntags! Normalerweise, komme bzw. wanke ich um die Zeit erst nach Hause. Doch auch das ist anders in Ungarn. Ich muss aufpassen, sonst werde ich ja noch vernünftig. Wobei... NIEMALS! Aber wie dem auch ser. An diesem Sonntag sollte es zum Fasching in das knapp 200 km entfernte Mohács gehen. Da wir rechtzeitig da sein wollten, startete mein Tag bereits so früh am Morgen. Was sich aber mehr als lohnen sollte.
Um 6.50 Uhr stand Szilard vor unserer Tür, bereit um uns abzuholen. Im Garten wartete bereits Paula. Eine Freiwillige aus Nagyvázsony. Mit Paula verstand ich mich von Anfang an. Und je länger der Tag dauern sollte, umso besser wurde unser Verhältnis. Wir scheinen auf einer Wellenlänge zu sein. Da sowohl Paula als auch ich durch die Gegend reisen wollen, wird bestimmt noch der ein oder andere Blogeintrag folgen, indem sie ein Teil davon wird. :) Außerdem schreibt sie ebenfalls für YouthReporter und hat den deutlich größeren und erfolgreicheren Blog. Noch. :) Schaut bei ihr auch mal vorbei. Lohnt sich auf jeden Fall: https://www.youthreporter.eu/de/profil/paula_goes_Hungary/
Nachdem Paula und ich uns kennengelernt hatten, sammelte Szilard noch den Rest der Reisegruppe ein, bevor die Fahrt los gehen sollte. Zur Fahrt selbst, lässt sich eigentlich nichts Interessantes berichten. Bis auf eine Sache. Die ungarischen Straßen. Wie soll ich diese sogenannten "Straßen" beschreiben? Ich sags mal so. Ein kleines Fischerboot inmitten eines Jahrhundertsturms, schwankt weniger. Gott sei Dank, bin ich dem Alkohol am Vortag fern geblieben. Sonst hätte es während der Fahrt eventuell unverdaute aber dafür noch warme Haferflocken als spätes Frühstück gegeben. Blieb uns glücklicherweise jedoch erspart.
Nach circa 2 1/2 Stunden, hatten wir unser Ziel endlich erreicht. In Mohács angekommen, gingen wir zuerst als Gruppe in Richtung Faschingsmarkt. Links und rechts, überall Stände mit viel unnützem Zeug. In der Hinsicht also keinerlei Unterschied zu Deutschland. Jedoch wurde mir schnell bewusst, das Fasching hier in Ungarn etwas anders ist. Vor allem was die Kostüme angeht. Auf unserem Weg Richtung Rathaus von Mohács, kamen uns unzählige... Ja, wie soll ich sie nennen.. verkleidete Wollviecher entgegen. Schaut einfach in den Bildern nach. Ich finde einfach keine passendere Beschreibung.
Nach circa 20 Minuten, in denen ich schon gefühlte 2000 Bilder geschossen hatte, erreichten wir das Rathaus. Die Gruppe beschloss, dies als Treffpunkt für die Abfahrt auszumachen. Alle waren einverstanden und so zogen Paula, Marco und ich los.
Wir gingen den Markt immer weiter hinunter und fotografieren, was das Zeug hält. Darüber hinaus kreuzten immer mehr dieser Wollviecher unseren Weg. Wobei man echt sagen muss.. Coole Wollviecher! Viele klatschen ab, hielten mir die "Pommesgabel" ins Gesicht, umarmten mich usw. Aber abgesehen von diese Gestalten, gab es noch eine Menge mehr zu sehen. Nach einer Weile, entdeckten wir zum Beispiel einen Straßenkünstler. Dieser Straßenkünstler malte Bilder, nur mithilfe von Spraydosen, Zeitungspapier und unbenutztem Schrott, der wahrscheinlich im Müll gelandet wäre. Und was für unglaubliche Bilder das waren. Etwas Vergleichbares, hatte ich bisher noch nie gesehen. Aus diesem Grund, musste ich gegen Ende des Tages, unbedingt ein solches Bild kaufen.
Nach einer ganzen Zeit, in der wir gespannt dem Straßenkünstler zusahen, setzen wir unseren Marsch fort. Wir erreichten schließlich die Donau. Genauer gesagt, die Anlegestelle für die Fähre. Hier hielten wir eine etwas längere Rast . Während unserer Rast, sprachen wir über so einige Dinge .Zum Großteil über Umwelt- und Klimaschutz. Eine Tatsache, die Paula und mich besonders stört, ist der unfassbar hohe Verbrauch an Plastik in Ungarn. Nicht nur, dass man außer Plastikflaschen nichts findet. Für jedes Gemüse und wenn es nur ein Champignon ist, muss eine separate Plastiktüte genutzt werden. Ein Anhäufen an Plastikmüll, der seines Gleichen sucht. Die Menschen in Ungarn, scheinen sich der Problematik mit Plastik allerdings nicht bewusst zu sein. Das war und ist zumindest unser Eindruck. Deshalb stelle ich momentan die Überlegung an, ein Projekt in diese Richtung zu starten. Mit garantierter Sicherheit wird ein Artikel über diese Thema kommen.
Wir philosophierten noch eine ganze Weile, bevor es schließlich weiter ging. Nun begann die Suche nach einer Toilette, die sich selbstverständlich am anderen Arsch des Marktes befinden sollten. Shit happens.. Im wahrsten Sinne des Wortes! Trotz allem, war es eine gute Idee, die Toilette zu suchen. Denn so hatten wir einen perfekten Blick auf den Faschingsumzug. Am Straßenrand konnte wir die ausgefallenen Faschingswagen perfekt beobachten. Und das für eine ganze Weile. Dieser Umzug sollte förmlich gar kein Ende mehr nehmen. Über eine Stunde, filmten Paula und ich den Umzug. Tat dem Spaßfaktor aber keinerlei Abbruch. Die Wollviecher verstanden es sehr gut, das Publikum bei Laune zu halten.
Irgendwann entfernten wir uns allerdings doch. Da Marco ein paar andere Freiwillige traf, zogen Paula und ich den Rest vom Tag zu zweit durch den Faschingsmarkt. Bis kurz vor 18.00 Uhr liefen wir noch einmal die selbe Strecke ab. Außerdem statteten wir dem Straßenkünstler einen weiteren Besuch ab. Die Gespräche zwischen Paula und mir waren ebenfalls ein Faktor, der zu diesem tollen Tag beitrug.
Jedenfalls zog es uns gegen 18.00 Uhr zum Marktplatz vor dem Rathaus zurück, da wir uns den ungarischen Volkstanz anschauen wollten. Nach der Aufführung, sollte es zum Höhepunkt der Veranstaltung kommen. Die Hexe (natürlich nur aus Stroh), wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Zum Abschluss des Abends, tanzten alle gemeinsam um das riesige Feuer herum.
Ein geiler Abschluss für diesen tollen Tag!
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