Woke up after September ended
Endlich aus der Schreibstarre erwacht und weit zurückgeblickt auf den vergangenen September
Qualitativ folgt auf den ersten Eintrag meist auf unserem fiktiven Niveauhoch- und Tiefhaus der Aufzug nach unten, weil der Schreibanlass im Gegensatz zum ersten Eintrag (alias die Einleitung in das Bloggeschehen) frei wählbar ist und damit der sichere Kokoon fehlt, in dem sich der Schreiberling – also ich - reinkuscheln kann.
Umso schwieriger ist es, wenn der Schreiberling sich mehr als 2 Monate Zeit für den zweiten Eintrag lässt. Schande über mich, aber ja, ich lebe noch und möchte noch weiterhin an dem Blog schreiben. Aufgrund der Ereignisdichte der letzten 2 Monate gibt es in kurzen Abständen zwei Einträge.
Weg vom kläglichen Entstehungsrahmen und hin zum eigentlichen, für euch wahrscheinlich interessanteren, inhaltlichen Herzens dieses Textes.
Ich war letzten Monat ein wenig müde, denn bei uns herrschte der „September Sturm“. Und bitte, ja bitte, stellt euch jetzt die legendäre Szene von Games of Thrones vor mit dem kuschelig umfellten Ned Stark auf dem Berg, besorgt in die Ferne schauend und sich auf seinem prächtigen Schwert stützend, während er mit verrauchter Stimme sagt „September is coming“. Bitte tut das. Dann würdet ihr zumindestens halbwegs in die Gefühlslage unseres gesamten 6-köpfigen Teams versetzt werden, das schon seit Mitte Juli zitterte.
Ok, so schlimm war es vielleicht dann auch nicht mit dem September. Aber wir waren oft unterwegs, betreuen hier und dort die Gruppe und halfen bei der einen oder anderen Begegnung aus. Normalerweise tun wir das auch im entspannteren Rest des Jahres. Aber normalerweise sind es keine 1000 Gruppen, die kommen. (Bitte beachtet, dass ich maßlos übertreibe, weil ich ein nerviges und launisches Teenager-Gurl bin.)
Und man merke, das “wir“ wird betont. Leider stand mein Sprachkurs zeitlich im Weg und ich konnte im September auf keiner der Begegnung mit. Aber im Oktober gelang es schließlich! Und es war ein interessantes Erlebnis, aber dazu im nächsten Eintrag mehr... Wir wollen ja nicht den chronologischen Textaufbau stören.
Das Fazit: Das Team hat den September Sturm insgesamt gut bestanden, ich kam mit selbstverursachten, kleineren Schrammen weg. So ging ich leicht schuldgeplagt und müde von den eigenen Fehlern der letzten Wochen in das On-Arrival-Training in Susice. „War gut“, um es mal nicht zu realistisch positiv zu fassen, denn das tun nervige Teenager-Gurls nicht. Jedenfalls in meiner generalisierenden Vorstellung.
Die fleißige und zuverlässige tschudintschechien, die ebenfalls mit dabei war, schrieb schon deutlich früher (und somit ebenfalls zum deutlich aktuellerem Anlass) über unseren Trupp netter Chaoten. Und es hat wirklich Spaß gemacht. Zwar brachten mir einige Seminare während der Trainingswoche nur wenig, da ich mit 2 Monaten Tschechien-Experience schon zu den "älteren" oder eher "erfahrenderen" Hasen gehörte, dennoch bin ich sehr froh über die grundlegende Existenz eines Freiwilligentreffens wie diesem. Umso mehr, wenn es noch kostenlose Verpflegung und eine hübsche Hotelunterkunft gibt (September war übrigens der erste Monat, an dem ich mir etwas von meinem Taschengeld zurücklegen konnte).
Vom Erfahrungsaustausch mit den anderen Freiwilligen konnte ich viel mitnehmen z.B. dass ich mich nicht wie der letzte Loser fühlen sollte, wenn ich an einem Wochenende alleine zu Hause rumhocken muss. Denn irgendwo in Tschechien tut das gerade auch ein Freiwilliger. Geteiltes Leid ist wahrlich halbes Leid. Und, dass ich verdammt Glück habe mit meinem Projekt, meiner Unterkunft und mit Prag. Ich schämte mich sogar schon ein wenig als ich bei dem Fragebogen über unser Projekt und unsere Lebensbedingungen allgemein nur Gutes ankreuzen konnte. Als hätte ich die grundmenschliche Fähigkeit des kritischen Denkens verloren.
Kritisch betrachte ich jedoch jetzt die überzogene Länge dieses Eintrages (es fällt einem deutlich leichter zu kritisieren, wenn es sich noch ändern lässt, sonst wäre es ja nörgeln). September war eine seltsame Achterbahnfahrt, die vor allem eins war: Schnell vorbei. Um innerhalb der metaphorischen Grenzen zu verbleiben: Das Ticket hat sich gelohnt, ich fühle mich um einen Monat mehr bestätigt, den Freiwilligendienst angetreten zu haben. Und in einigen Tagen wird ein Bericht über einen weiteren Monat voller Bestätigung folgen. Bis dahin, liebe Grüße :-)
Anmerkung: "Gurls" wurde absichtlich umgangssprachlich geschrieben