Wo Elch und Has sich gute Nacht sagen
Nach drei Monaten nähert sich die Einsamkeit pieps ihrem Ende. In Bälde zieht eine Mitbewohnerin ein, die hoffentlich gemeinsam mit ihr die recht übersichtlichen Freizeitgestaltungen im 200-Seelendorf Trehoerningsjoe in Nordschweden überwinden helfen wird.
Hallo erstmal,
bei mir passt wohl am besten „Was lange wärt wird endlich gut“. Endlich raffe mich nämlich mal zusammen und verfasse einen Tagebucheintrag, um alle Interessierten an meinem Freiwilligendienst hier im Norden Schwedens teilhaben zu lassen. Morgen hab ich Dreimonatiges! Eine verdammt lange Zeit.
Aber vielleicht fang ich mal vorne an. Zur besseren Orientierung versehe ich die einzelnen Abschnitte mit Titeln, dann kann jeder das lesen was ihn interessiert. :-))
Wo ich hier gelandet bin
Seit dem 6. Juli diesen Jahres wohne ich hier in Nordschweden im kleinen Ort Trehoerningsjoe (etwa 200 Einwohner, ältere Menschen und Kinder). Falls jemand auf einer Karte suchen möchte, sucht Oernskoeldsvik, das ist die nächste Stadt, 60 Kilometer entfernt. Es gibt hier eine kleine Grundschule mit gerade mal vier Lehrern und 45 Kindern (Klasse 1 bis 6), eine Tankstelle, einen kleinen Supermarkt, zwei Fabriken und natürlich den Campingplatz mit Zeltplatz und Stugas (kleine Ferienhäuschen). Wobei es nicht nur ein Campingplatz ist, siehe Kerstins Udde.
Kerstins Udde (KU): Das ist ein Gebäude, welches neben der Campingrezeption liegt, ein Café oder Restaurant (wie auch immer, es gibt etwas zu essen!), mit einen Minipool, zwei Saunen, einem kleinen Fitnessraum, zwei Behandlungsräumen für Massage und ähnliches, einem Konferenzraum und eine Art Whirlpoolbadewanne. Dazu gehört noch ein Nebengebäude, die Dansbanan. Im Sommer überwiegend von Touristen besucht (sogar ein paar Deutsche haben sich hier hinauf verirrt!), sind wir momentan vor allem von Konferenzgästen besucht.
Natur
Der Campingplatz befindet sich wunderschön gelegen an einem See mit kleinen Badestrand und Bootssteg, Boote können bei KU gemietet werden. Rundherum gibt es viele Wälder und steinige Strassen. Die Natur beeindruckt mich jeden Tag aufs Neue, gerade die momentan bunt gefärbten Blätter sehen richtig schön aus. ;-)
Meine Arbeit
Den Sommer über hab ich eigentlich nur in KU gearbeitet, mittlerweile gehe ich jeden Donnerstag zur Grundschule und helfe den Lehrern. In etwa zwei Wochen fängt dann endlich mein Sprachkurs in Oernskoeldsvik an, zwei mal die Woche wahrscheinlich. In KU kam ich mir in diesen ersten Monaten nicht wie eine freiwillige sondern vielmehr wie eine Putzfrau oder Praktikantin im Tourismusbereich vor, hab total viel geputzt und abgewaschen, nebenbei in der Küche Essen zubereiten geholfen, Essen serviert, Mühlenwanderung mitgemacht – inklusive FIKA (Anm. d. Red.: wer neugierig ist, was sich hinter Fika verbirgt, kann das in dem Artikel Zur Fika in die Villa Kunterbunt nachlesen) – und Porridge. Die Arbeit ist jetzt nicht gerade ein Traum, aber okay, habe mir vorgenommen zukünftig selbst aktiver zu werden und zu versuchen eigene Ideen einzubringen und zu verwirklichen.
Meine Arbeitskollegen
Als da wären Anna-Karin meine Projektleiterin und "Boss" vom Campingplatz, Ziegenbäuerin, eigentlich immer im Stress und eher selten in KU anzutreffen. Dann gibt es da noch unsere zwei Hausmeister Hardy und Thord. Thord ist körperlich behindert, macht aber jede Arbeit und fährt sogar Auto (was mich doch sehr gewundert hat). Und noch Sandra (meine Mentorin) und Helena, die auch den Arbeitsplan macht. Des weiteren Maria, die zweimal die Woche für die Buchhaltung kommt. Für dir Küche was anfangs Margret und ist momentan Rita verantwortlich, Sie kommt auch zumeist zweimal die Woche. Das war es auch schon, im Sommer haben noch drei Jugendliche als Sommerjobber gearbeitet. Wir sind recht wenige Leute für oft viel Arbeit, aber die finanziellen Mittel ermöglichen keinen weiteren Angestellten, wozu gibt es auch Volunteers. ;-)
Unterkunft
Ich wohne in einem echt großen Apartment im „Zentrum" des Dorfes gegenüber von Tankstelle und Supermarkt. Es gibt eine Küche, ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, einen kleinen Balkon und so etwas wie eine Diele. Bisher hab ich alleine dort gelebt, aber erfreulicherweise kommt am 14. Oktober ENDLICH eine andere Freiwillige aus Polen, mit der ich dann zusammen wohnen werde. Drei Monate alleine sind mein persönliches Maximum, da es hier keine großen Freizeitmöglichkeiten gibt und auch niemanden in meinem Alter (die ziehen alle in die Stadt, um auf weiterführende Schulen zu gehen).
So, soweit so gut. Das soll mal als Einstieg reichen. Werd mich bemühen, zukünftig öfters mal was hier zu schreiben!
Liebste Grüsse. Eure Anja