WM-Interview Elisabeth mit Schriefer in Schweden
[file 1 left] „Fiebernde Gesichter statt Postkarten-Land zeigen“
[file 3 right]Während ihres Europäischen Freiwilligendienstes arbeitet Elisabeth Schriefer als Volontärin in der Kirche von Schweden mit Kindern und Jugendlichen. Besonders schön findet sie dabei, „dass man täglich neuen Menschen begegnet, verschiedenste Schicksale teilt, Menschen auf einer Strecke ihres Lebens begleitet und somit auch einen tieferen Einblick in die spezifische Landeskultur erhält.“ Außerdem kommt sie in Schweden viel herum, wenn sie die Seminare für Volontäre besucht.
[file 4 left][file 5 right]Elisabeth war bis jetzt kein Fußballfan, doch seit sie WM-Reporterin ist, begeistert sie sich immer mehr für den Sport. „Es ist wunderbar und lustig, weil ich es als Anlass sehe, mich mit einem Thema zu beschäftigen, welches mir früher nicht gerade am Herzen lag. Ich lerne Freunde von einer anderen Seite kennen, habe mich durch Fußballspielbesuche selbst herausgefordert und beginne langsam, die Faszination zu begreifen“, sagt sie. Bester Beweis dafür – Elisabeth fällt der schönste Fußballspieler auf Anhieb nicht ein, weil sie sich so auf das Spiel konzentriert: „Ich versuche immer auf die Beine zu schauen und dabei vergesse ich die Namen.“
Mission possible für Schweden
[file 6 left]Ihren Einsatz als WM-Reporterin betrachtet Elisabeth als eine kleine Mission, denn das Bild, das Schweden in der Welt hat, liegt ihr am Herzen: „Wichtig ist mir auch, vom 'kleinen' und oft nur als Urlaubsland gesehenen Schweden aus berichten zu können. Vielleicht gelingt es mir das andere - aufgeregte, fiebernde - Gesicht eines Postkarten-Landes ins Bewusstsein zu rufen.“
In Schweden hat sich das WM-Flair überall verbreitet: „Alle Fans treffen sich, um die Trainingsspiele gemeinsam anschauen zu können, was zudem ein guter Anlass zum Bier trinken ist. Die großen Tageszeitschriften drucken dicke Beilagen über Deutschland mit Quiz-Fragen und die WM im Wandel der Zeit. Es werden massenweise Fernsehberichte gesendet, Bücher mit Fußballgeschichte und -theorie können erstanden werden. Fahnen werden aufwendig bemalt, und alle Glücklichen, die eine Karte ergattert haben, bügeln schon seit Wochen ihre Trikots und schauen täglich verliebt ihre Tickets an.“
„Sauerkraut“ war gestern
Elisabeth beobachtet in Schweden eine widersprüchliche Haltung gegenüber Deutschland als WM-Gastgeber. Dafür hat sie eine Erklärung: „Das traditionelle Bild will sich nicht wandeln: Wir werden auf Grund von Sauerkraut und Lederhosen als 'Die Geschmacklosen' bezeichnet und das 'kollektiv geprägte' Gedächtnis an den zweiten Weltkrieg ist noch immer guter Anlass für tägliche Sticheleien und Witze.“
Gleichzeitig wissen die Schweden aber auch, dass Deutschland sich stark verändert hat und die alten Vorurteile nicht mehr stimmen: „Unter Fußballfans genießen wir einfach schon als offizielle Fußballnation hohes Ansehen und ein heimliches Interesse. Alle Jugendlichen, die Deutschland besucht haben, charakterisieren uns als 'überdurchschnittlich warm', offenherzig bis hin zu 'Wow, wie ihr tanzen könnt'.“
Die drei Wenn’s eines Nicht-Fans
Wenn ich keine Lust auf Fußball habe, „dann muss ich mich verstecken, weil ich so nah am Stadion wohne.“
Wenn es Fußball nicht gäbe, dann würden „einige meiner besten Freunde nichts mehr zu tun haben und sehr, sehr unausgeglichen werden.“
Wenn mich einer nach der Abseitsregel fragt, dann „lach ich, weil sich mir trotz 134 Erklärungen noch immer der Sinn nicht erschlossen hat.“