Wir sind gar nicht so verschieden
Ich habe in Spanien in einem Zentrum für geistig und körperlich Behinderte gearbeitet, ohne vorher jegliche Erfahrung mit Behindertenarbeit gehabt zu haben. Aber mit diesen wunderbaren Menschen verliert man ganz schnell die Berührungsängste. Es war natürlich nicht immer einfach. Ich musste erst mal lernen, wie und wo ich als Freiwillige helfen kann, wie viel Verantwortung darf und muss ich tragen und wo sind meine Grenzen. Aber wenn man sich darauf einlässt, bekommt man viel Liebe, Offenheit und Freude.
Ich habe in Spanien in einem Zentrum für geistig und körperlich Behinderte gearbeitet, ohne vorher jegliche Erfahrung mit Behindertenarbeit gehabt zu haben. Aber mit diesen wunderbaren Menschen verliert man ganz schnell die Berührungsängste. Es war natürlich nicht immer einfach. Ich musste erst mal lernen, wie und wo ich als Freiwillige helfen kann, wie viel Verantwortung darf und muss ich tragen und wo sind meine Grenzen. Aber wenn man sich darauf einlässt, bekommt man viel Liebe, Offenheit und Freude.
Die Behinderten brachten mir bei, sich wieder mehr über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Und vor allem habe ich erkannt, das jeder von ihnen eine einzigartige Persönlichkeit ist mit all seinen Schwächen und Stärken. Viele Menschen verkennen dies aus Angst, Desinteresse, Unsicherheit oder Unwissenheit und sehen nur die Behinderung. Die Erkenntnis, dass sich Behinderte durch viel mehr auszeichnen, bestimmt nun meine weitere Zukunft, da ich deren Integration in die Gesellschaft unterstützen möchte.
Und wie will ich das anstellen? Mit „Future Capital“! Das ist ein Programm der Europäischen Union, das ehemalige Teilnehmer des Euopäischen Freiwilligendienstes (EFD) innerhalb von zwei Jahren nach ihrem Dienst nutzen können. Dieses Programm unterstützt neue Ideen und Projekte mit sozialem Hintergrund und europäischem Gedanken finanziell. Du kannst bis zu 5000 Euro Fördergelder erhalten, wenn deine Idee überzeugend ankommt.
Dieses Programm ist eine großartige Möglichkeit zu zeigen, was ihr alles in eurem Freiwilligendienst gelernt habt und um kreative Ideen umzusetzen. Ich werde die Behinderten aus meinem Zentrum porträtieren und die Porträts in Spanien sowie Deutschland ausstellen. Dabei hoffe ich, anderen Menschen diese Persönlichkeiten näher bringen zu können. Ich hoffe, dass Besucher ihre Berührungsängste verlieren und somit Behinderte nicht mehr ausgrenzen.
Und was habe ich noch bei meinem Freiwilligendienst in Spanien gelernt? Ein wichtiges Ziel war für mich, diese Kultur mal anders als ein Tourist zu erleben. In Spanien angekommen konnte ich nicht mehr als „Hola“(Hallo) und „Me llamo..“(ich heiße) sagen. Aber es gibt keine bessere Schule als das Land selbst. Durch Offenheit und wachsendes Vokabelwissen öffnet sich einem die Tür zu einer Welt, die ein Urlauber nie erblicken wird.
Aber ich habe nicht nur Spanien, sondern ganz Europa besser kennengelernt. In meiner Wohnungsgemeinschaft (WG) lebte ich neben zwei Deutschen mit einem Schweden und einer Italienerin zusammen. Über Weihnachten sind wir in Spanien geblieben und luden noch eine dänische und eine deutsche Freiwillige ein. In unserer kleinen Küche standen plötzlich vier verschiedene Nationen, quatschten und kochten gemeinsam ein internationales Essen.
Auf Seminaren mit anderen Freiwilligen feierte und diskutierte ich gemeinsam mit 25 verschiedenen Nationen. Vorher war ich mir nicht einmal darüber bewusst gewesen, dass es so viele Nationen in Europa gibt! Ich lernte Menschen aus Ländern kennen, dessen Einwohnerzahl und Bruttosozialprodukt vielleicht schon mal im Erdkundeunterricht gefallen sind, aber mit denen ich mich sonst noch nie auseinandergesetzt hatte. So besuchte ich Freiwillige in Barcelona, eine WG aus Dänen, Norwegern, Italienern, Engländern und Franzosen. Nachdem wir gemeinsam feiern waren und nach Hause kamen als die Vögel schon wieder zwitscherten, kochten die Italiener original Spaghetti Bolognese und wir aßen zusammen aus einem großen Topf um 6 Uhr morgens.
Und was hab ich nun daraus gelernt? Meine Antwort ist klar: Dass wir noch viel voneinander und miteinander lernen können, zum Beispiel dass wir gar nicht so verschieden sind, wie man immer glaubt.
Und was noch? Endlich von Zuhause ausziehen, in ein fremdes Land, fremde Stadt, fremde Sprache mit fremden Leuten. Wieder vergessen einzukaufen und keine Wäsche gewaschen, Kühlschrank leer und keine frischen Socken da! Wo kann ich einkaufen, Sport machen? Wo kann ich ausgehen? Reicht das Geld? Ich habe gelernt, noch selbstständiger zu werden, habe Grenzen gespürt und neue Fähigkeiten entdeckt, wichtige Schritte zum Erwachsenwerden!