Wintersonnenwende und andere Jahresabschlüsse
Mit dem Herannahen von Weihnachten und Neujahr finden auch ein paar Weihnachtsfeiern statt - und mit den Leute vom Berittenen Bogenschießen feiern wir sogar die Wintersonnenwende. (21.12.2018)
Der Sprung über das Feuer
Eine kleine Jahres-Abschlussrunde habe ich mit den Baranta-Leuten schon am Mittwoch gehabt, am letzten Training des Jahres. Mit dem Wochenende folgen nun noch die Weihnachtsfeiern mit den berittenen Bogenschützen und der "normalen" Bogenschützen-Runde.
Da die berittenen Bogenschützen sich mit ihrer Kultur noch mit auf die Zeit beziehen, bevor das Christentum in Ungarn eingezogen ist, legen sie auch noch eine etwas höhere Wertschätzung auf paganistische Feiertage außerhalb des Christentums - wobei Sonnwendfeuer in Ungarn tatsächlich relativ verbreitet zu sein scheinen, zumindest verbreiteter als ich das in Deutschland bisher wahrgenommen habe.
Daher ziehen wir nach dem Training zum Haus von einem der Klan-Mitglieder, der auch selbst schlachtet und Wurst, Schinken und Wein produziert, um dort die Wintersonnenwende zu feiern - einen Tag zu spät zwar, aber nichtsdestotrotz der Sonnenwende gewidmet.
Hinter dem Haus und dem danebenliegenden Weinberg machen wir einen kleinen Scheiterhaufen und entfachen bei Sonnenuntergang das Feuer, während Wünsche für das kommende Jahr rezitiert und ungarische Volkslieder gesungen werden. Dazu kreist eine Flasche mit Palinka, mit dem diese guten Wünsche und Hoffnungen begossen werden.
Als das Feuer schließlich zum Großteil heruntergebrannt ist, springen wir alle einmal über die Flammen, um uns vom alten Jahr zu reinigen und mit neuem Feuer ins kommende Jahr einzuziehen.
Schweinekeule und Kesselgulasch
Natürlich haben wir uns aber nicht nur für den Sprung über das Feuer versammelt, sondern auch, um den Jahresabschluss gebührend zu feiern.
Schon den ganzen Nachmittag - unser Gastgeber ist etwas früher vom Training gegangen, um alles vorzubereiten, gart eine fette Schweinekeule in seinem Steinofen, und während wir auf das Essen warten, dürfen wir uns duch seinen Speck, Schinken und Kolbasz probieren. Zur Schweinekeule gibt es, wie das in Ungarn so üblich ist, saure Gurken und eingelegte Paprika, sowie Weißbrot und eine feine Bärlauch-Knoblauch-Sauce.
Nach dem Essen sitzen wir noch bis spät in den Abend zusammen und sprechen über dieses und jenes. Unter anderem fragt mich unser Klan-Führer Bálint, was mich dazu getrieben hat, dem berittenen Bogenschießen beizutreten und was ich hoffe, davon mitzunehmen, wenn ich Ungarn Ende Juli wieder verlasse.
Doch auch dieser Abend geht zuende, und Sebastian und ich fahren zurück nach Vereb, um für das Bogenschießen am kommenden Tag halbwegs ausgeschlafen zu sein.
Denn dort steht ebenfalls eine kleine Weihnachtsfeier an, für die während des Trainings Gulasch gekocht wird - im Kessel über dem offenen Feuer, wie sich das so gehört. Es kommen leider nicht ganz so viele Schützen wie erhofft, was vielleicht daran liegen mag, dass die meisten Teilnehmer jünger sind und ihre Familien für diesen Tag andere Pläne haben. Das gemeinsame Gulasch-Essen mit Tee und Kuchen als Nachtisch ist trotzdem sehr unterhaltsam.
Und am Ende des Tages hat sich auch bei mir das Weihnachtsgefühl eingesetzt.