#WiesoWeshalbWarum
#WiesoBurgerBöseSind #WeshalbManfürKastaniensuchenNieZuAltWird #WarumAufgebenkeineOptionIst #WiesoWirHierNichtInDeutschlandSind #WeshalbEsHeißtNoRiskNoFun #WarumFreiwilligeFamilieSind
Seit einem Monat bin ich bereits hier in Wroclaw und schon wieder liegt eine ereignisreiche und schöne Woche (25.09.-01.10.17) hinter mir. Wie schnell die Zeit vergeht.
Montag hatte ich zum ersten Mal 1,5 Stunden Polnischunterricht. Kurz vor dem Unterricht sandte ich ein Stoßgebet zu Gott: "Bitte, lass diese Lehrerin gut sein! Ich will mich nicht mehrere Monate lang zwei Mal pro Woche mit einer miesen Lehrerin abquälen eine wirklich schwere Sprache zu lernen!" Man erfüllte mir den Wunsch und meine Erwartungen wurden sogar übertroffen. Ich hatte tatsächlich Spaß! Die Lehrerin ist einfach der Hammer. Sie ist jung, motiviert und spricht sehr gut Englisch. Für den Unterricht hatte sie mehrere Spiele vorbereitet, um Vokabeln zu lernen und ihren Unterricht unterhaltsam zu gestalten. Außerdem lobt sie einen echt oft und ist darüber hinaus auch noch sehr sympathisch. Sie kommt zu uns ins Hotel und wir werden mit einem Mann aus dem Kamerun zu dritt unterrichtet. Wahrer Luxus. So gut hat es nicht jeder Freiwillige hier. Thank the Lord!
Im Kindergarten gab es diese Woche ein cooles Fest zum Herbstbeginn, welches ich fotografieren durfte. Die Betreuer haben ein Theaterstück aufgeführt und die Kinder machten Eierlaufen mit Pflaumen anstatt Eiern sowie „Nuss-Weitwurf“. Am Freitag hatten die Kinder noch einen Tag über das Herz. Sie haben gelernt, was gesund für das Herz ist und was nicht. Und das Junkfood ganz böööööse ist. "Böser Burger, böööser Burger, du! Geh in die Ecke, zu all deinen fettigen Kollegen!" Selbst der Kaffee wurde in die Ecke vertrieben. Dabei trinken die Erzieherinnen den doch so gerne...
Ich habe diese Woche erfahren, dass die Kinder noch mehr Programm haben, als ich dachte. Zu dem Singen, Tanzen, afrikanischen Trommeln, Gymnastik, Vorschulunterricht, Englischunterricht (drei Mal die Woche!!! Selbst bei den Jüngeren) sowie meinem Deutschunterricht und den Deutschen Festen, die ich organisiere (Laternenfest, Erntedankfest...), kommen noch gelegentliche Ausflüge ins Schwimmbad, eine Naturkundelehrerin, die alle zwei Wochen vorbeikommt, eine Logopädin und eine Psychologin und natürlich...Schach! Für die Kinder, deren Eltern ihre Kinder besonders puschen wollen. Des Weiteren müssen die Erzieherinnen jede Woche Bilder oder Bastelprojekte der Kinder an ausgewiesene Pinnwände hängen, damit die Eltern sehen, dass ihre Kinder auch gaaanz viel basteln. Ich weiß noch nicht so recht, ob ich das total übertrieben oder supercool finden soll. Momentan tendiere ich zum Erstgenanntem. Wo bleibt denn bei so viel Programm die Kindheit und die Langeweile, das „Tor zur Fantasie“?
Die meisten Kinder mögen das Programm und freuen sich darüber. Andere, die sich nicht so gut konzentrieren können (ich meine, das sind Kinder!), fallen heraus, haben keine Lust und stören. Deshalb werden sie oft ermahnt. Bei den Ältesten gibt es auch schon eine Art Notensystem für das Benehmen. Die Kinder kriegen am Anfang der Woche fünfzehn Bohnen. Wenn sie sich verkehrt benehmen, wird ihnen eine Bohne abgenommen. Am Ende der Woche gibt es für die mit den meisten Bohnen Süßigkeiten. Die Schlechtesten bekommen nichts. Da kommt es auch schon mal vor, dass ein Kind weint. Jedenfalls habe ich schon mit der Englisch-Lehrerin gesprochen und sie findet es nicht gut, dass Polen sich nach dem Leistungssystem der Asiaten orientiert. Sie zieht das System der Finnen vor, wo Kinder mehr Freiheit bekommen und ihre individuellen Gaben gefördert werden. Später will sie mal eine Revolution in Polen starten! Na dann viel Glück! :D
Am Dienstag wurden meine Nerven wieder auf eine Probe gestellt, denn es hieß: Deutschunterricht geben. Fünf Minuten vorher erfuhr ich, dass ich zwei neue Schüler bekomme, die gar kein Deutsch können. Bravo! Meine ganze Planung: umsonst. Es waren mehr Kinder als sonst, der Schlaumeier der Gruppe sabotierte meine Unterrichtspläne, indem er alles vorsagte und ich rannte immer wieder zwischen den Gruppen, um den einen das Arbeitsblatt zu geben und die anderen bei Laune zu halten. Dann kam noch ein Mädchen 10 Minuten zu spät hereingeplatzt, die scheinbar schon ein Jahr lang Unterricht hatte, aber noch nicht mal die Frage "Wie geht es dir?" konnte. Mega. Später durfte ich mir von Maryna anhören, dass mein Unterricht ohne sie ja nicht funktioniert hätte und dass ich ihn bitte interessanter gestalten soll mit mehr Dialogen. Es soll nicht wie in der Schule sein, sondern Spaß machen. Sie hat ja recht, aber ich bin doch kein richtiger Lehrer, wie soll ich das schaffen? Und ich kann kein Polnisch, schon vergessen?! Hilfe! Ein Glück kann ich mir etwas von meiner Polnisch-Lehrerin ein paar Spiele abgucken, sonst wäre ich völlig aufgeschmissen.
Später fragte ich Maryna noch, ob die Schüler sich nicht bei mir an-und abmelden könnten, damit ich den Unterricht besser planen kann. Sie meinte, dass sie meinen Gedankengang versteht, aber dass es nicht funktionieren wird. Die Eltern arbeiten oft viel und würden es nicht schaffen, mir abzusagen oder dies erst zehn Minuten vorher tun, wenn es mir sowieso nichts mehr bringt. Auch sie hätte erst fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn gewusst, dass die zwei neuen Schüler kommen würden... „Wir sind hier nicht in Deutschland.“, war ihre Aussage.
Langsam werden die Blätter hier bunt in Breslau und der Herbstwind weht einem um die Ohren. Da die Kastanien auch schon fleißig dabei sind, ihre Samen abzuwerfen, ging ich mit den Senioren spazieren und Kastanien sammeln. Sie waren total begeistert. Echt süß! Alte demente Leute sind echt wie Kinder manchmal. Schnuckelig. An einem anderen Tag bastelten wir Blumen und die Senioren waren ganz begeistert von meiner Bastelarbeit :D Eine der fitteren Seniorinnen brachte mir außerdem mit Buchstaben- und Bilderkärtchen polnische Begriffe bei. Sie hatte großen Spaß daran, mir die Gegenstände genaustens zu beschreiben und die Aussprache der Wörter zu üben. Sie ist echt eine gute Lehrerin! :D
Es gab weitere schwierige Momente für mich in dieser Woche. Zwischen meiner Mentorin und mir ist es fast eskaliert. Nicht nur, dass ich etwas angenervt war wegen des Deutschunterrichts. Dazu kam noch, dass sie meinte, ich hätte nur ein EFD Seminar und nicht zwei, wie ich in Deutschland damals erfahren hatte. Mein Dienst wird von Europa gefördert und zwar gehöre ich zu dem Programm ERASMUS+. Für alle Freiwilligen, die einen Europäischen Freiwilligendienst (EFD) machen, organisieren sie ein Einführungsseminar in Warschau und ein Zwischenseminar in Toruń. Zwei sehr interessante Städte. Außerdem lernt man auf diesem Seminaren mehr über seinen Dienst, über Europa und das Gastland. Man lernt andere Freiwillige in seinem Land kennen und es wird einem alles bezahlt. Also viele Gründe für mich, dort unbedingt dran teilnehmen zu wollen!
Ich hatte noch einmal nachgefragt, ob sie sich sicher sei und sie meinte, sie habe keine Einladung für mich von der Nationalagentur in Polen erhalten. Ich konnte das nicht verstehen. In meinen Verträgen und im Internet stand, dass ich zwei Seminare haben muss! Verzweifelt wandte ich mich an die Koordinatorin meiner einen Freundin, die auch in Polen ein EFD macht. Sie bestätigte mir, dass ich zwei haben muss und dass sie diesen Fehler letztes Jahr auch gemacht hätte. Als ich Maryna erneut darauf ansprach, wurde sie böse und meinte, ich solle mich nicht mit anderen Freiwilligen vergleichen, EFD sei nicht gleich EFD und der Freiwillige vom letzten Jahr sei auch nur auf ein Seminar gefahren. Vermutlich fühlte sie sich hintergangen. Eingeschüchtert und entmutigt verließ ich das Büro. Was sollte ich bloß tun? Sie will mir einfach nicht glauben!
Von meiner Mama habe ich gelernt: Aufgeben ist keine Option. Ich schickte eine Mail an meine Entsendeorganisation in Deutschland und bat die Koordinatorin meiner Freundin um Hilfe. Sie versprach mir, mit ihrer eigenen Chefin Kontakt aufzunehmen. Am nächsten Tag ging ich ziemlich geknickt ins Büro. Ich hatte Angst, dass sie immer noch sauer ist. Stattdessen kam sie auf mich zu und meinte noch etwas eingeschnappt, dass sie noch einmal nachfragen wird, aber nur zur Sicherheit. Jipiie! Ich bedankte mich überschwänglich. Am nächsten Morgen erwartete mich eine grinsende Maryna, als ich das Büro betrat. "Du musst dich unbedingt setzen, sofort!" bat sie mich und sagte, dass es ja immer wichtig sei, mehrmals nachzufragen und...sie zeigte mir stolz einen Zettel mit meinen ZWEI Seminarterminen. Ich konnte es nicht fassen. Kämpfen lohnt sich!
An diesem Freitag war ich so glücklich, dass ich die Motivation fand, mein Rückentraining zu machen und anschließen allein ins Schwimmbad zu gehen. Diesmal war ich in einem anderen Pool eingeteilt. Ich wusste als nicht genau, wo ich hin musste und sprach eine junge Polin an, in der Hoffnung, dass sie gut Englisch spricht. And she did. Ich ging mit ihr gemeinsam zum Becken und gesellte mich zu ihr in die gleiche Schwimmbahn. Eine halbe Stunde schwammen wir still nebeneinander her. Nach dreißig Bahnen dachte ich, ich müsste das Bad wieder verlassen, denn die Tickets gelten nur für eine Stunde. Sie fragte mich, ob ich schon müde sei und klärte mich auf, dass man eine Stunde IM BECKEN verbringen darf. Innerlich dachte ich mir: "Shit, Du hast so lange keinen Sport mehr gemacht, dreißig Bahnen sind eigentlich genug. Aber wenn du mit ihr gemeinsam das Becken verlässt, entwickelt sich ja vielleicht noch ein Gespräch?" Also entschied ich mich zu bleiben und zwang mich, ganze fünfzig Bahnen zu schwimmen! :D Danach war ich echt K.O. Ich verließ gemeinsam mit ihr das Becken und auf dem Weg nach oben fragte sie mich, was ich denn genau hier mache und tatsächlich entstand eine Unterhaltung. Es war echt seltsam, eine Person halb nackt kennenzulernen. Und dann noch mit grässlicher Schwimmbrille, einer Badekappe (hier Pflicht).
Wir verstanden uns auf Anhieb. Sie hat Freunde in Deutschland und möchte Deutsch lernen. Ich bot ihr an, ihr zu helfen und sie meinte lachend, dass sie sicher mit den Kindergartenkindern auf dem gleichen Stand sei. Erst hätte sie gedacht, Deutsch sei einfach. Weniger Fälle, kein tsch, tschi, dsch, dschi, rz, cz, dz etc. wie im Polnischen. Doch diese Artikel! Aber was soll ich denn sagen? :D Als ich wieder halbwegs angezogen war gab ich ihr dann meine Hand: "I am Leonie, and you?" "Wanda!", hieß die Antwort. "Do you regularly swim here?" "No, but I think I should. Maybe we could go together?" Und so kam es dazu, dass wir Schwimm-Buddies wurden! :D
Am selben Abend besuchte ich vollgetankt mit Mut alleine ein Couchsurfing "Friday Travel Meeting" in einer Bar ganz bei mir in der Nähe. Heute war mein Tag! :D Ich stellte mich einigen von den wirklich zahlreichen (es waren über 60!) internationalen Besuchern vor und bestellte mir ein Bier. Dann unterhielt ich mich mit meinem Nachbarn, der aus England kam und momentan durch Europa reist. Er erzählte mir von seinen guten Couchsurfing-Erfahrungen und dass er ständig seinen Job kündigt, um wieder einige Monate zu reisen. Ich konnte mich nicht beherrschen und fragte nach dem ersten Thema was einem zu England und Politik einfällt. Natürlich. Der Brexit. Nachdem er mehrmals seine Stirn an seine Hand ditschen lassen hatte, kam die Antwort: „I want the Leave-Voter to do my paper stuff!“
Nachdem ich mich kurz mit einem Ukrainer unterhalten hatte, der meinte, er tue seinen Job hier in Breslau nur, um nicht zurück in die Ukraine zu müssen, sprach mich ein Spanier an. Er hieß Alberto und war bereits 29 Jahre alt. Er meinte, dass er hier in einer Schule arbeitet mit einer sehr freien und ungeregelten Vorstellung von Unterricht. Seine Aufgabe ist es, denn Kindern irgendwie Englisch beizubringen und zwar spielerisch. Denn die Kinder in seiner Schule müssen am Unterricht nicht teilnehmen, weshalb er sie irgendwie fesseln muss. Alberto erzählte mir von dem Bildungssystem in Spanien und dass es völlig veraltet sei und die Regierung Themen festlegt und den Stoff, der geschafft werden muss, ohne die Schüler als unterschiedliche Persönlichkeiten mit verschiedenem Lerntempo zu sehen.
Außerdem würden in Spanien nur Leute Lehrer werden, die in ihren richtigem Beruf keine Anstellung finden würden, aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit. Dies hat zur Folge, dass die Lehrer oft demotiviert sind und keine Lust auf ihren Job haben, was wiederum dazu führt, dass die Schüler nicht optimal ausgebildet werden. Er bewunderte Deutschland für seine starke Wirtschaft. Auch er möchte nicht zurück in sein Heimatland Spanien...ihn zieht es nach England. Es stellte sich heraus, dass er momentan, genauso wie ich, einen Europäischen Freiwilligendienst macht, hier in Breslau! Nächste Woche kommen noch vier weitere Freiwillige dazu. Als das Treffen um 00:00 zu Ende war, gab er mir seine Nummer und wir nahmen uns vor, uns als Gruppe noch einmal zu treffen. Mega!
Am nächsten Tag traf ich eine Youthreporter-Kollegin. Ja, ihr habt richtig gehört, ich habe sie hier auf diesem Portal gefunden! :D Ich war unschlüssig, wie ich eine mir völlig fremde Person über dieses Portal anschreiben sollte, ohne dabei wie eine Stalkerin mit einer an der Waffel herüberzukommen, weil ich ihren Blog natürlich gelesen hatte. Ein Glück befand sie mich wohl als „normal“ und freute sich sogar, dass ich sie angeschrieben hatte. Sie jetzt als reale Person zu treffen, war dann ziemlich seltsam, aber auch richtig cool. :D Sie brachte gleich ihre gesamte WG mit und eine weitere Freiwillige hier aus Breslau, namens Jule. Wir aßen gemeinsam Pizza und tauschten uns über unsere Projekte und Erfahrungen aus. Mattis, den ich zu dem Treffen eingeladen hatte und ich merkten schnell, dass wir es echt gut haben. Die anderen Freiwilligen mussten sich ihre Wohnung selbst suchen und sie bezahlen. Sie sollen sich selbst um einen Sprachkurs kümmern und um einen polnischen Handyvertrag. Des Weiteren bekommen sie kein Essen bei ihrer Arbeit und leben auch etwas abgelegen in ihrem kleinen Ort, sodass es mit der Integration wesentlich schwieriger ist als für Mattis und mich. Zufrieden und mit vollem Magen ging es für Mattis und mich zu einer Stadtführung, die ein völliger Reinfall war. Warum? Nun, wir haben mehr über den Stadtführer selbst erfahren, als über die Stadt...Sachen gibt’s! ':D
Abends machten Mattis, Jule und ich Bar-Hopping in der Altstadt. Erst zeigte sie uns eine Bar. Aufgrund unserer sehr guten und sogar tiefgründigen Unterhaltung, ging es dann in die uns bekannte Bar weiter und weitere Biere wurden bestellt. Es war echt krass. Wir kannten Jule erst seit vielleicht zwölf Stunden, vertrauten uns gegenseitig aber ziemlich intime Informationen über unser Leben an. „Das lag am Bier, meine Liebe!“, werden jetzt die meisten denken. Aber das war nicht der einzige Grund. Denn wir hatten unglaublich viele Gemeinsamkeiten und parallele Erlebnisse in unseren drei jungen Leben. Das Offensichtlichste war natürlich, dass wir alle drei einen Freiwilligendienst machten. Mattis und Jule wohne beide in Sachsen und sind gegen Pegida und Co. Mattis berichtete, dass er das Leben in seinem Kaff satt hat. Am meisten hasst er die Fremdenfeindlichkeit. In einer Nacht und Nebel Aktion hatte er mal Hakenkreuze übersprüht. Doch das Schild an dem Hause seines Nachbars, welches die Inschrift „Hier wohnt ein Reichsbürger“ trägt, kann er nicht so einfach übersprühen... Auch Jule war auf Anti-Pegida Demos, um sich gegen Rassismus einzusetzen und ist dabei auch schon mit Gewalt konfrontiert worden.
Als drei Scheidungskinder, die alle Probleme mit jeweils mindestens einem Elternteil hatten, teilweise bis zum Kontaktabbruch, gab es reichlich Gesprächsstoff und da wir alle das Gleiche Schicksal hatten, waren wir auch sehr offen. Als Erwachsene können wir nun natürlich nachvollziehen, dass eine Trennung extrem schwierig ist und das Eltern auch nur Menschen sind. Aber das ändert nichts daran, dass man als Kind darunter leidet und dadurch geprägt wird. Heute ist bei uns glücklicherweise größtenteils alles wieder in Ordnung. Dieses Thema führte uns dann auch dazu, wie die Beziehung zu unseren Eltern genau ist, wie sehr wir ihnen vertrauen oder nicht, ob wir ihnen von unseren „Vergehen der Jugend“ erzählten oder nicht und wie sehr wir heute unsere Unabhängigkeit auch von ihnen genießen. Versteht mich nicht falsch, ich habe meine Familie lieb. Aber ich glaube so gut wie jeder von uns Freiwilligen ist stolz und glücklich, nun auf eigenen Beinen zu stehen und das ist auch gut so.
Die Biere flossen nur so in die Gläser und wir fanden heraus, dass wir alle Marvel Fans sind und Kartentricks mögen. Mattis verblüffte uns mit seinen Künsten und selbst Jule hatte einen Kartentrick drauf, den keiner von uns lösen konnte. Jule erklärte uns, warum sie MMA Sport macht und dass ihr Ziel ist, in Breslau ihren ersten Kampf zu haben. Plötzlich stellte Jule die Frage, die mir selbst Polen ständig stellen: „Warum (um Gottes Willen??!) hast Du Dich gerade für Polen entschieden??“ Ja, selbst die Polen können es nicht glauben! :D Inzwischen antworte ich nur noch, dass mir das Projekt so gut gefallen hat und ich von der Gastfreundschaft Polens bei einem Austausch damals in der 10. Klasse begeistert gewesen bin. Mattis wollte gerne in einer evangelischen Kirche arbeiten, als Vorbereitung für sein Studium. Doch Jules Grund war der Allerbeste. Denn es stellte sich heraus, dass Jule ein Fan vom Polnischen Fußball ist und ihren Freunden versprochen hat, hier ein Jahr zu leben, um ihnen die Kommentare der Moderatoren zu übersetzen!! :D Welch Motivation! Ein lustiger Abend ging zu Ende und wir brachten sie noch zur Bahn. Das werden wir sicher bald wiederholen!
Sonntag wollte ich erst die Kirche besuchen, war dann aber demotiviert, da ich ja nichts verstehe im Gottesdienst. Schließlich kam ich dann auf die Idee, mir eine Online Predigt anzuhören. Danach startete ich eine Playlist auch Youtube mit Lobpreis-Liedern und fertig war der Gottesdienst! :D
Montag gab es eine schöne Überraschung. Mattis und ich saßen im Büro als plötzlich der Pastor, seine Frau, die Sekretärin der Gemeinde und Maryna vor uns standen. Sie hielten zwei riesige Stück Kuchen mit jeweils einer brennenden Kerze in der Hand. Maryna fing an: „Unsere Freiwilligen, sind wie unsere Kinder. Und wenn ein Kind einen Monat alt wird, ist das ein Grund zum Feiern!“ Gerührt nahmen wir den Kuchen entgegen. Dann gab es ein „Familienfoto“ und Mattis und ich genossen unser Geschenk. Es schmeckte tatsächlich ein bisschen nach...Heimat.
Kommentare