Wieder losgestartet

Seit Dienstag gehe ich wieder jeden Tag regelmäßig zur Arbeit und habe damit meine renovierungsbedingten Ferien hinter mir gelassen. Ich habe die freie Zeit genutzt, um schon einmal ein bisschen an meiner (diesmal kulturellen) Heimatpräsentation für ALF zu arbeiten, die am 6. Februar ansteht. Da wir aber vom 22. bis 27.1. für unser Mid-Term-Training ins schöne Torun fahren werden, dachte ich, es kann nicht schaden, schon einmal anzufangen.
Ansonsten hatte ich, nachdem Thombass am Donnerstag wieder heimgefahren war, eher zu viel Freizeit als zu wenig. Ich habe mir die alte Synagoge angeschaut und war am Sonntag auf dem Marktplatz, wo wie an allen katholischen Feiertagen auch an Dreikönig ordentlich was los war. Es gab einen Gottesdienst im Freien (brrrr...) mit Kardinal (!) und Sternsingerchor. Sie haben an jeder Ecke richtig schöne bunte Papierkronen verteilt, sodass der ganze Rynek mit kleinen und großen Königen übersät war, nicht einmal ganzen Omas und Opas waren sich zu schade für eine Pappkrone:) Das war doch ziemlich schön anzusehen, auch wenn der Gottesdienst, den ich mir dann noch angehört habe leider nicht halb so stimmungsvoll war wie an Weihnachten.
Seit vorgestern bin ich jedenfalls erstaunlicherweise doch ziemlich glücklich darüber, wieder geregelt arbeiten zu gehen, ich bin für meinen Geschmack die letzten Tage dann doch ein bisschen zu viel daheim vergammelt.
Am Dienstag hatten wir in ALF dann tatsächlich auch einige nette Überraschungen. Zuerst einmal war da der neue, schicke hellgraue Fliesenfußboden, der jetzt statt des alten kaputten Steinbodens den ganzen Club schmückt und uns das Putzen doch etwas leichter macht. Was aber für Eloise und mich der absolute Höhepunkt war (weil nicht erwartet), war die neue Toilette. Sie ist glänzend weiß, hat eine schöne saubere Klobrille, eine richtige funktionierende Spülung und ist so an der Wand angebracht, dass man problemlos drauf sitzen kann! Man muss sich hier eben öfter mal über die kleinen Dinge freuen.
Was mich ebenfalls sehr gefreut hat war, dass wir beide gleich am Dienstag ein dickes Lob vom ALF- Leiter kassiert haben. Wir würden einen guten Job machen und er wünsche sich, dass unsere Sprachstunden auf diesem Niveau bis zum Ende des Projekts weitergingen.
Das hat mir zumindest ziemlich gut getan, vor allem, weil ich gerade in ALF bisher ein bisschen Anerkennung für unsere nicht immer leichte Arbeit vermisst hatte.
Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, war die Nachricht, die wir gestern bekommen haben. Es scheint ein Problem mit den Regierungsgeldern zu geben, die ALF eigentlich zustehen und über die die Einrichtung sich finanziert. Das scheint kein ganz neues Problem zu sein, Michał meinte, vermutlich haben wir das Geld am 15.1., es könne aber auch einen Monat oder länger dauern. Er selbst hätte sein Gehalt auch noch nicht überwiesen bekommen. Nachdem es schon Probleme mit der Finanzierung des neuen Fußbodens gab, waren alle Beteiligten natürlich wenig begeistert. Dieser nachlässige und rücksichtslose Umgang mit sozialen Einrichtungen schein aber, wie gesagt, keine wirkliche Besonderheit darzustellen.
Mich betrifft das "nur" insofern, dass ich mich darauf gefreut hatte, mit den Kids zusammen Marmelade zu kochen. Ich hatte mich schon extra für Apfel-Orangen-Marmelade entschieden, weil das das billigste Obst ist, aber jetzt ist einfach nicht mal Geld für ein paar Äpfel, Orangen und Gelierzucker da. Die Gerichte, die ich die nächsten Wochen in ALF kochen werde, werden dann wohl auch mehr als ein bisschen kreativ. Eloise meinte dazu nur, sie hätte gemerkt, dass die Reinigungsutensilien für die Toilette schon knapp würden...
Nun ja, sonst geht es mir gut, draußen ist alles wunderschön zugeschneit, die Welt ist bei uns soweit in Ordnung und mit der polnischen Verwaltung muss man hier wohl leben.
Heute Abend ist ein Treffen für ein englisches Theaterprojekt angesetzt, zu dem wir Freiwilligen eingeladen sind. Ich bezweifle zwar, dass die Theaterbühne der Ort meiner Bestimmung ist, aber das Treffen heute ist zumindest mal völlig unverbindlich und Spaß macht es bestimmt.
Liebe Grüße nach Deutschland,
Kora