Wenn Fiktionales Realität wird - ein Jugendbuch erwacht zu neuem Leben
Am ersten Februar-Wochenende fand in Brüssel die Europameisterschaft im Quidditch statt. Ja, richtig gehört: Quidditch, der Sport aus J.K.Rowlings "Harry Potter"! Grund genug für mich, die Reise in die belgische Hauptstadt anzutreten und nachzuforschen, wie man diesen Sport spielen kann, ohne auf Besen durch die Luft zu fliegen!
Sonntag, 2. Februar, 10 Uhr morgens: Die Sonne strahlt vom sonst so grauen belgischen Himmel als ich mich in Begleitung zweier Freiwilliger in den Woluwé-Park im Osten Brüssels aufmache. Noch können wir uns sehr wenig darunter vorstellen, wie ein Quidditch-Match aussehen soll, aber ich bin schon seit dem Tag, an dem ich das erste Mal ein „Harry Potter“- Buch gelesen habe, begeistert von diesem Sport und daher ziemlich neugierig, wie „Muggel“ ihn spielen. Nach einer kurzen Wanderung durch den wunderschönen Woluwé-Park, in dem nirgends ein Schild oder ähnliches zu finden ist, das den Weg zum Quidditch-Spiel anzeigt, hören wir plötzlich Geräusche, die einem Fußballspiel ähneln.
Ihnen folgend landen wir auf einer kleinen Wiese landen, auf der es von jungen Sportlern nur so wimmelt. Da kommt die Ernüchterung: ich habe mir eine Europameisterschaft etwas „größer“ vorgestellt, etwas mehr wie im Film... Aber schon nach ein paar Minuten bin ich begeistert, mit welchem Enthusiasmus die Mannschaften sich auf dem schlammigen Spielfeld um den Ball stritten, um ihn dann durch einen der drei Torringe zu schießen. Es gibt so viel zu entdecken! Da wären die „Klatscher“, zwei braune Bälle, mit denen Gegner abgeschossen und aus der Fassung gebracht werden dürfen; Besenstiele, die symbolisieren, dass dieser Sport „normalerweise“ im Fliegen ausgeführt wird; Spieler, die Schauspielern aus den „Harry Potter“-Filmen so stark ähneln, das erst auf den zweiten oder dritten Blick klar ist, dass wir uns sehr wohl in Brüssel und nicht in Hogwarts befinden; wunderbare Teamnamen, die mich mehr als einmal zum Schmunzeln bringen; tolle Trikots und Stirnbänder, welche die unterschiedlichen Spielpositionen deutlich machen; „Butterbier“ am Getränkestand (welches wir leider nicht verkosten können, da es erst später am Nachmittag ausgeschenkt wird); und vieles mehr!
Wen stört es schon, dass die Metallringe, also die Tore, das eine oder andere Mal umfallen, dass die Spieler nur so tun, als ob sie sich auf Besen fortbewegen würden oder dass kein goldener Schnatz durch die Luft wirbelt (sondern stattdessen ein Spieler mit einer Schnatz-Attrappe herumläuft)?
Ich finde es großartig, dass 2005 amerikanische College-Studenten am Middlebury College die Idee hatten, Quidditch auch uns „Muggel“ zugänglich zu machen. Der Sport wurde dann innerhalb der USA immer populärer, 2007 wurden die ersten Weltmeisterschaften veranstaltet und am 5. und 6. April 2014 findet in South Carolina die 7. Weltmeisterschaft statt. Um sechs der begehrten Plätze stritten sich dieses Wochenende 12 europäische Mannschaften, deren Qualifizierung ich leider nicht mehr mitansehen konnte, da ich mich schon wieder auf den Heimweg machen musste, mit vielen tollen Bildern im Gepäck! Es ist schön, zu sehen, wie sehr ein Buch Menschen weltweit begeistern kann, sodass tatsächlich ein Sport wie Quidditch nicht im Reich der Fantasie verbleiben muss. So ein internationales Event mit anderen Freiwilligen zu sehen gehört wohl zu den lustigsten Erinnerungen meines EFDs!
Kommentare