Was ist WWOOF? Weltweit reisen, (fast) gratis
10 Gründe warum du WWOOFer*in werden solltest.Was ist das? Was bringt es ? Was habe ich erlebt?
WWOOF.
Das klingt nach einem ganz seltsamen, erfundenen Wort, oder nicht? Dachte ich anfangs zumindest, aber es macht eigentlich Sinn. Ausgeschieben bedeutet diese Abkürzung nämlich „world wide opportunities on organic farms“ und es ist eine wundervolle Möglichkeit zum Reisen mit schmalem Budget, denn abgesehen von den Anreisekosten ist wwoofing kostenfrei!
Was macht man da genau? WWOOF ist ein weltweites Netzwerk für Freiwilligenarbeit auf Bauernhöfen oder anderen ökologischen Projekten wie Ökodörfern oder Selbstversorgerfamilien. Für eine Vielzahl an Ländern wie Frankreich, Italien, Schweden, Japan oder Südkorea gibt es eine Website, auf der man sich als Hof oder als Freiwillige*r registieren kann. Gegen einen Jahresbeitrag von ca. 20 Euro hat man unbegrenzten Zugriff auf die kompletten Beschreibungen aller Höfe des jeweiligen Reiselandes und kann diese kontaktieren sowie Kommentare früher WWOOfer einsehen. Für einige Stunden Mithilfe auf dem Hof erhält man Kost und Logis. Zwar ist sehr abhängig von den einzelnen Höfen wieviel Mitarbeit tatsächlich erfordert wird, aber prinzipiell ist das Konzept nicht das Ausnutzen der Freiwilligen als kostenlose Arbeitskraft, sondern es geht vielmehr um einen gegenseitigen Austausch von Wissen, Erfahrungen und kulturellen Unterschieden. Häufig sind die Arbeitszeiten überschaubar und es bleibt Zeit zum Erkunden der Umgebung. Meine bisherigen drei WWOOfing Erfahrungen waren alle total unterschiedlich und doch einzigartig.
Die erste Erfahrung war auf einem schweizer Bergbauernhof, genauer gesagt auf einem kleinen Selbstversorgerhof eines urigen schweizer Bauern. Die zweite Erfahrung war in Frankreich, nähe Fontainebleau bei Paris, dort verbrachte ich zwei Wochen auf einem großen Permakultur Gemüsehof. Zuletzt war ich ebenfalls in Frankreich, in einem Minidörflein in der Normandie, bei einer Familie, die Permakultur und ökologische Bauweise praktiziert und einen autonomen Lebensstil anstrebt (s. vorletzten Blogbeitrag: Ist ein Leben in Autonomie möglich?). Zu den ersten beiden Höfen folgt demnächst eine genauere Beschreibung.
Aber warum lohnt es sich, WWOOFing auszuprobieren? Hier einige unschlagbare Gründe..
- Raus aus dem Alltag: Da die Projekte landwirtschaftliche Betriebe sind, befinden sie sich immer in der Natur. Ob auf dem Land, am Meer, auf einem Berg, oder unweit der Stadt am Ortsrand – man kann abschalten vom Alltagsstress und sich mit der Natur verbunden fühlen. Oder einfach durch die neuen, unstädtischen Aktivitäten Landluft schnuppern und den Kopf freibekommen.
- Lernen über ökologische Landwirtschaft: Häufig haben typische Stadtmenschen (ich schließe mich da mit ein) den Bezug zur Herkunft unserer Ernährung verloren. Das Gemüse kommt aus dem Supermarkt und von dort weiter nach Hause. Aber wie werden Produkte wie Gemüse, Obst oder auch Käse und Wein tatsächlich hergestellt? Wieviel Arbeit steckt in einem Produkt? Durch WWOOF Reisen kann man sich genauer mit dem Beginn der Produktionskette befassen und vieles über die ökologische Landwirtschaft lernen.
- Nachhaltigkeit: Anknüpfend an den letzten Punkt gilt zu erwähnen, dass Landwirtschaft einen fundamentalen Teil in unserem Leben spielt, da unsere Nahrung immer irgendwie hergestellt werden muss. Der Klimawandel stellt uns vor eine große Herausforderung: Wie kann Landwirtschaft nachhaltiger und klimafreundlicher werden? Auf ökologischen Höfen kann man sich näher damit befassen und verschiedene Positionen und Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit kennenlernen.
- Authentisches Reisen und Bekanntschaften: Auf WWOOFing Höfen lebt man häufig mit dem Gastgeber, also den Hofbesitzern, oder mit anderen Freiwilligen zusammen. So ergeben sich spannende Austäusche und Gespräche über Gott und die Welt!
- Vielfalt der Orte und Aktivitäten: WWOOF geht quasi überall! Ob in den Alpen, auf Korsika, an der Adriaküste oder in Stadtnähe. Auf allen Kontinenten kann man WWOOFen und so neue Orte kennenlernen. Ob Gemüseanbau, Olivenernte, Käseherstellung, Weinanbau, Schafszucht oder Ponyhof – es ist für jeden eine interessante Aktivität dabei!
- Sprachen lernen: Da man durch WWOOF im Ausland reisen kann ist es eine tolle Möglichkeit zum Sprachen lernen oder vertiefen.
- Gratis Reisen: Der Aufenthalt ist kostenfrei! Man erhält Essen und Unterkunft gegen Arbeit auf dem Hof. Das Essen ist zudem häufig frisch und regional. Nicht selten wird es direkt vor der Mahlzeit vor der Haustür geerntet. Miam!
- Anpassung: Man befindet sich in einem neuen Umfeld und wird mit einer neuen Arbeit und fremden Menschen konfrontiert. So lernt man, spontan zu sein und sich neuem zu öffnen. Wichtige Lebensskills also.
- Flexibilität: Man kann den Aufenthalt beliebig lang (je nach Hof abhängig) gestalten. Ob ein Wochenende, zwei Wochen oder drei Monate. Es ist gut möglich, dass man auch spontan verlängern kann wenn es einem besonders gut gefällt! Falls es einem nicht so gut gefällt oder es Probleme gibt, ist man zudem nicht an einen schriftlichen Vertrag gebunden und man ist frei zu gehen.
- Allein oder zu zweit: WWOOF Abenteuer können alleine oder mit einer weiteren Person bestritten werden. In jedem Fall wird man viele tolle Menschen kennenlernen, wenn man sich auf die neue Erfahrung einlässt.
Abschließend kann ich überzeugt sagen, dass meine drei WWOOF Erfahrungen mich persönlich sehr geprägt haben.
Ich hab meine Leidenschaft für die Natur neu entdeckt und gemerkt, wie gut körperliche Arbeit mit einem Sinn tut. Es ist zutiefst befriedigend, nach Stunden Arbeit den vollen Gemüseerntekorb zu sehen und das Produkt der Arbeit direkt vor Augen zu haben. Schön, frisch und sinnvoll noch dazu.
Weiterhin wurde ich sehr viel selbstständiger, spontaner und offener für neue Begegnungen und habe interessante Menschen kennengelernt und erinnere mich gerne zurück an intensive Gespräche, weise Ratschläge und Diskussionen. Ganz besonders aus landschaftlicher Sicht waren meine Reisen phänomenal. Durch WWOOFing lernt man Orte abseits der Touristenstrecken kennen und hat manchmal auch das Privileg, direkt an einem wunderschönen Ort zu wohnen. Unglaublich war meine erste WWOOFing Erfahrung, die ich mit meiner besten Freundin zusammen machte. Wir ahnten es gar nicht, aber bei unserer Ankunft stellten wir fest, dass der Hof direkt an der Sonnenseite des Berges Rigi lag und einen atemberaubenden Blick auf den Vierwaldstättersee und die Alpen bot. So ließ sich auch die Feldarbeit in der Augustwärme ertragen - dieses Panorama werde ich nie vergessen!
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