Warten ist das halbe Leben
Manchmal kann einem hier die ganze Warterei in Frankreich egal in welcher Hinsicht echt zu viel werden. Die Franzosen scheinen irgendwie ein grundlegend anderes Zeitgefühl zu haben...
Da ich jetzt gerade sowieso erkältet im Bett liege dachte ich kann ich ja auch mal wieder über die letzten zwei Wochen schreiben.
Erstmal gab es nochmals einen großen Heimwehabend vorletzte Woche, wo Vero und ich schon überlegten wie schön es wäre wenn wir jetzt einschneien würden oder plötzlich krank würden. Der Abend endete damit, dass wir uns gegenseitig auslachten und ziemlich albern waren. Tja und am nächsten Tag war dann doch wieder die Energie da zur Arbeit zu gehen.
Außerdem mag ich ja auch die Gruppe der 6-jährigen in der ich jetzt arbeite und letzte Woche machte ich ein Atelier Cuisine mit ihnen bei dem wir Amerikaner buken. Mit den Kindern backen mache ich echt am liebsten und es klappte auch prima und das dekorieren mit Smarties und Gummibärchen machte allen Spaß.
Zudem planten Vero und ich in der Woche auch noch wann wir unsere Urlaubstage nehmen und Manu unser Chef erzählte uns was es dieses Jahr alles für Freizeiten geben wird und, dass wir auswählen dürfen wo wir mit wollen. Diese ganze schöne Zeit die noch vor mir liegt im Blick war es dann endgültig mit dem Heimweh vorbei. Vor allem wenn ich das so im Kalender sehe wird die Zeit verdammt schnell rum gehen. Es war schon total schwierig noch eine Woche zu finden, in der wir nach Nordfrankreich fahren können um dort ein paar Freiwillige vom On-Arrival-Seminar zu besuchen. Ich hab jetzt auch doch eine kleine Deutschlandreise zu Ostern eingeplant weil ich glaube das wird mir ganz gut tun. Außerdem sieht es im Moment noch nicht so aus als würden Freundinnen von mir mich hier bald besuchen, denn ich wohne halt schon ziemlich weit weg und man kommt hier mit dem Zug auch nicht gerade einfach hin.
Nur ist uns eingefallen, dass ja irgendwann im März wahrscheinlich auch unser Midterm-Seminar ist und jetzt wäre es natürlich gut zu wissen wann. Denn die Zugtickets werden nicht billiger wenn wir noch länger warten. Aber typisch südfranzösisch haben wir jetzt schon zweimal bei unserer Koordinationsorganisation nachgefragt und unserer Tutorin meint immer nur ja sie kümmert sich drum und sagt’s uns morgen. Tja und dann passiert halt auch am nächsten Tag nichts und am übernächsten auch nicht und das ist echt ziemlich nervig. Meinen Zug nach Deutschland habe ich jetzt mittlerweile gebucht weil ich hab keine Lust mehr Geld zu bezahlen nur weil die nicht in der Lage sind mal eben die Informationen zu besorgen die man braucht.
Das ist für jemand aus Deutschland hier oft ganz schön nervig, dass eine Woche für die Franzosen irgendwie kein Zeitraum zu sein scheint und man manchmal einfach nichts hört nicht mal eine Nachricht warum. So wollten wir uns auch diese Woche mit einer Studentin hier aus Digne treffen und erst hieß es jaja Freitagabend und dann haben wir einfach nichts mehr gehört. Super…
Das mit dem Gasthörer an der Uni werden hat nämlich auch nicht geklappt weil wir dafür nämlich denselben Semesterbeitrag von 180 € zahlen müssten wie die Studenten und das für zwei Tage in der Woche Uni, das war dann doch ein bisschen viel.
Nun ja in zwei Wochen werden wir von zwei Freiwilligen aus dem Norden Besuch bekommen, die zum Ski fahren kommen wollen. Einziges Problem bis jetzt ist noch wie wir von hier in Skigebiet kommen. Zwar hat uns Manu angeboten den Kastenwagen vom Centre zu nehmen nur leider ist dieser just diese Woche seine letzten Meter gefahren.
Tja und mit dem Bus haben wir es dann diese Woche Montag probiert und das lief eher suboptimal. Denn eigentlich sollte man es damit bis um halb elf zur Skistation schaffen nur hatte der Bus leider zwei Stunden Verspätung und dann musste der Busfahrer auch noch erst Pause machen bevor es endlich losging. Aber die Wartezeit verging trotzdem wie im Fluge weil wir einen aus Köln stammenden Internatsschüler kennen lernten mit dem wir uns ganz nett unterhielten.
Zum Glück war es Montag und so ging dann wenigstens das Ausleihen recht zügig und wir waren dann ab halb zwei auf der Piste. Also hatten wir dann knapp drei Stunden denn um fünf fuhr der Bus zurück. Aber das reichte auch fürs erste, denn ich war seit drei Jahren nicht mehr Ski gefahren. Anfangs fiel ich auch ganz schön oft hin und hatte echt das Gefühl alles verlernt zu haben aber dann kam ich doch wieder rein und zum Schluss lief es echt gut.
Nur wurde Vero nach unserem Skiausflug leider krank und so wurde es diese Woche wieder nichts mit dem streichen der Ludothèque. Aber wir erstellten immerhin mal einen Entwurf für die große Wand. Jetzt müssen wir das Ganze nur auch so übertragen kriegen und das bei unserer beider recht beschränkten künstlerischen Begabung. Wenn es fertig ist werde ich auf jeden Fall ein Bild hochladen.
Sonst war die Woche wieder ein ganz normaler Mittwoch und ich habe mit den Kindern Bilder mit in Zuckerwasser eingeweichter Straßenkreide gemalt, dass kam super toll raus und die Kinder waren begeistert von der „Magie“ der Farben wenn sie trocknen.
Am Freitag war es Vero dann wohl irgendwie zu „langweilig“ denn da gab es bei uns einen kleinen Wohnungsbrand weil Vero die falsche Herdplatte anmachte auf der eine Plastikbox stand die dann leider dahinschmolz und Feuer fing. Aber wir hatten nochmal Glück im Unglück, denn wir merkten es früh genug und ich löschte das Feuer indem ich die Küche unter Wasser setzte. Danach war unsere Wohnung ziemlich verraucht und wir starteten eine große Putzaktion um die ganzen Rußpartikel und Asche wieder zu entfernen. Danach waren wir beide ziemlich KO und ich hatte mich eigentlich schon am Morgen nicht so gesund gefühlt und das war danach nicht unbedingt besser.
Gestern schaffte ich es dann noch zur Besprechung für die Februarferien aber danach war es dann endgültig vorbei und ich liege mehr oder weniger die ganze Zeit im Bett während Vero nach Aix fuhr und sich dort amüsierte.
Wegen unserem kleinen Brand war Manu zum Glück nicht verärgert sondern lachte uns aus und meinte er schafft uns einen Feuerlöscher an. Plus de peur que de mal meinte er, ein französisches Sprichwort, welches wirklich ganz gut zutraf. Hoffentlich wird es in Zukunft keine derartigen Zwischenfälle mehr geben.