Von Menschen in Haskovo
"Ihr letzter Satz: Die Leute wollen euch nicht in der Innenstadt, schon gar nicht wenn es dunkel ist." Melchior schreibt von bedrückenden Beschuldigungen an eine ganze Bevölkerungsgruppe...
"Ich bestreite nicht das ich dort gewesen bin.
Sie haben mich ja alle gesehen.
Wenn du eine dunkle Hautfarbe hast,
dann beobachten dich die Leute nun einmal.
Sie glauben sie müssen skeptisch sein.
Und wenn etwas Unrechtes geschieht,
dann steht man als erster unter Verdacht.
Aber das stört mich schon gar nicht mehr,
es ist einfach schon zu oft passiert.
"In der Seitenstrasse wurden Touristen überfallen,
was hast du damit zu tun?"
So hört sich das immer an.
Ich weiß, sie verstehen uns nicht
und vor dem Unbekannten haben viele Menschen Angst.
Man traut mir alles zu
obwohl sie nie mit mir gesprochen."
Es ist Dienstag Abend,
drei Polizisten stehen auf dem Boulevard Rackovski
vor einem jungen bulgarischen Roma.
Zwei halten jeweils ein Handgelenk fest.
Und der dritte stellt Fragen die allen schon so wohl vertraut.
Warum bist du nicht in deinem Viertel?
Sie bekommen eine ebenso bekannte Antwort.
Ich habe mich mit Freunden getroffen.
Wo sind deine Freunde?
Sie sind schon zu Hause.
Nachdem nicht gerade aufschlussreichenden Gespräch,
setzen sie den jungen Mann in ihr Auto
und bringen ihn in das Viertel in der alle Roma in Haskovo leben.
Sie parken am Anfang des Ghettos,
denn hinein wollen oder trauen sie sich nicht.
Ihr letzter Satz: Die Leute wollen euch nicht in der Innenstadt,
schon gar nicht wenn es dunkel ist.
Warum ist das so, haben wir eine bulgarische Frau einmal gefragt.
Sie antwortete, was wir alle schon geahnt.
"Sie sprechen unsere Sprache nicht,
sie wollen nicht lernen und nicht arbeiten.
Ihre Kinder gehen nicht in die Schule
und sie kommen hierher um zu betteln und zu stehlen.
Sie sind eine Plage, dass sind keine Menschen.
Die haben nur ihr Vergnügen im Kopf.
Und sie leben von unserem Geld.
Ihre Kinder sind so viele,
dass die meisten von ihnen auf der Straße hausen."
Das sind so bedrückende Beschuldigungen
und teilweise Tatsachen,
dass man anscheinend nachvollziehen muss,
warum eine ganze Bevölkerungsgruppe verhasst ist.
Es hat sich über Jahrhunderte an der
Meinung über Zigeuner nichts verändert.
Nur, und sicherlich entscheidend,
werden sie heute (fast) nicht mehr gelyncht,
nur geduldet.
Aber wann hört das alles auf?
Wann können Menschen endlich ohne Diskriminerung
und Verleumdung auf die Strasse gehen?
Wann haben alle Menschen die gleichen Rechte?
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