Von der Côte d'Azur über die Gorges du Verdon nach Digne
Nach zwei Wochen Arbeit habe ich nun schon wieder Urlaub, da meine Familie für zwei Wochen hier in die Provence gekommen ist. Wir haben schon in den ersten Tagen eine ganze Menge unternommen in den Gorges du Verdon und Umgebung.
Nach einem langen Tag in der Schule und einer kleinen Stadttour durch Toulon mit den anderen Freiwilligen wartete ich sehnsüchtig darauf, dass meine Familie ankam. Ich machte mich auf dem Weg zum Hotel und wie der Zufall es so wollte trafen wir gerade gleichzeitig am Eingang ein. Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir noch eine kleine Hafentour zu Fuß und ließen uns in einem Restaurant nieder. Dieses war allerdings nicht so genial, ich bestellte mir Auberginenauflauf mit Parmesan und was bekam ich. Einen Auflauf mit Hackfleisch und Auberginen. Ich bin doch Vegetarier! Aber Papa war so nett und tauschte mit mir seine Muscheln, die im Gegensatz zu dem Auflauf sehr gut waren. Danach liefen wir noch etwas durch die Gassen die allerdings ziemlich tot waren.
Am nächsten Tag liefen wir nochmals durch die voll belebten Gassen und es gab einen großen Lebensmittelmarkt, auf dem man so ziemlich alles fand. Wir kauften natürlich auch ein paar Oliven und als ich dem Händler sagte wir seien Deutsche meinte er gleich: „Ach dann essen sie ja nur Sauerkraut.“ Hahaha! So viel zu den Klischees über die deutschen.
Anschließend fuhren wir weiter mit dem Auto an der Küste entlang bis wir in ein kleines ruhiges Dörfchen kamen wo wir an einem Felsstrand Mittag machten. Da es ziemlich windig war, waren die Wellen zum Teil ziemlich hoch und es gab eine starke Brandung. Fast ein bisschen wie an der Nordsee. Als ich über die Felsen watete sah ich kleine Fischchen, Krebse und auch ein seltsames rotes rundes Lebewesen die in den kleinen Tümpeln zwischen den Felsen, die nur hin und wieder überspült wurden ihren Lebensraum gefunden hatten. Nach dieser ausgiebigen Sieste fuhren wir noch bis St. Tropez und St. Maxime an der Küste und dann weiter ins Hinterland wo kaum noch Häuser waren und viele Berge mit Korkbäumen drauf. Irgendwann nach ziemlich langer Fahrt kamen wir dann abends in Castellane an, wo es allerdings ganz schon frisch war. Aber der Bungalow den wir dort bezogen war ja glücklicherweise mit Heizung ausgestattet.
Am nächsten Tag wollten wir ja eigentlich früh aufbrechen um die Gorges du Verdon zu durchwandern allerdings regnete es und es war nur 5 °C warm. Also frühstückten wir gemütlich und Kai legte sich erst Mal wieder ins Bett während Mama, Papa und ich eine erste Erkundung des Ortes Castellane vornahmen. Auch hier war heute Markt und so kauften wir ein bisschen Käse, Wurst und Nougat. Anschließend machten wir eine kleine Wanderung zur Kapelle Notre-Dame du Roc die auf einem Felsen hoch über Castellane thront. Inzwischen war das Wetter auch besser wenn auch immer noch ganz schön kühl mit dem Wind. Oben war es so windig, dass wir uns erst Mal in der Kapelle in Sicherheit bringen mussten. Diese war ziemlich touristisch überlaufen wie sich herausstellte den die Wände drinnen waren übersät mit Danksagungen an Gott und die heilige Mutter Maria. Am Spätnachmittag machten wir noch eine kleine Autotour um den Lac de Castillon und den Lac de Cauchan. Zwei Smaragdgrüne Seen, die wunderschön in der Sonne glitzerten. Über kleine Landsträßchen fuhren wir hoch auf einen Berg von dem aus die Aussicht richtig toll war. Abends war dann mal wieder unser Familienspiel Canasta dran und ich konnte endlich wieder nach den Regeln spielen die ich kenne. Mit Vero hatte ich nämlich schon öfter Diskussionen gehabt weil es da eben immer Familienspezifische Regeln gibt.
Am nächsten Morgen sah das Wetter dann auch gut aus und es wurde früh um halb ach gefrühstückt. Denn der Wanderweg war 15 km und zudem mussten wir einen Pendelbus nehmen um ans andere Ende des Weges zu gelangen, um dann am Ende wieder am Parkplatz mit unserem Auto raus zu kommen. Anfangs war es noch ganz schön frisch mit nur 5 °C wie am Vortag aber dann wurde es wärmer und sonniger. Obwohl die Franzosen gerade keine Ferien haben waren ganz schön viele Wanderer auf dem Martelpfad wie er heißt unterwegs. Es war ein toller Pfad auf dem wir erst von ganz oben in die gigantische Schlucht hinabstiegen, dann wieder auf halbe Höhe aufstiegen und so immer wieder eine andere Sicht hatten. Die Felsen der Schlucht haben wirklich beeindruckende Farben von gelb bis weiß manchmal mit schwarzen Streifen und dann noch die grünliche Farbe des Verdon der an engeren Stellen ganz wild dahin rauschte. An einer Stelle konnte man noch einen kurzen Abstecher machen zu der Stelle an der Artuby und Verdon zusammenfließen. Kai und ich machten den kurzen Abstieg zur Mesclaplatte und es sah echt interessant aus wie der ziemlich grüne und klare Artuby in den kalkhaltigen und dadurch trüben Verdon floss. Danach ging es wieder ein ganzes Stück hoch bis auf eine Aussichtsplattform wo man wieder von ganz oben hinab sah. Auf dem Weg dorthin hörten wir es auf einmal rascheln und eine Bergziege verflüchtigte sich im Gestrüpp. Gegen später sahen wir auch noch einen Fuchs, der jedoch überhaupt nicht ängstlich wirkte und vermutlich krank war. Dann stiegen wir wieder ab und das im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich über ein Treppenhaus, dass zwischen den Felsen angebracht worden war. Es war allerdings so schmal, dass es bei Gegenverkehr ganz schön kompliziert wurde. Dann ging es weiter unter Felsüberhängen hindurch und schließlich gab es einen sonnigen noch nicht besetzten Felsen für unsere Mittagspause. Von dort aus ging es noch ein ganzes Stück so weiter bis wir die beiden Tunnel erreichten für die wir natürlich eine Taschenlampe eingepackt hatten, denn da drin gab es keine Beleuchtung. Der eine Tunnel war auch nur 100m aber der zweite war mit 900m ziemlich lang und wir mussten wirklich aufpassen wo wir hintreten, da der Boden übersät war mit Pfützen die teilweise recht tief waren. Danach folgte noch ein letzter Aufstieg, der uns dann wieder zum Parkplatz führte. Abends konnten wir dann auch endlich schön grillen, wenn es auch etwas improvisiert war, da wir etwa kein Olivenöl und Essig für den Salat hatten , aber da musste dann halt die Oliventapenade herhalten.
Als ich dann noch den Campingplatz bezahlte da ich ja hier immer Dolmetscher spielte meinte der Campingplatzbesitzer ob ich Französin wäre, was ich natürlich wahrheitsgemäß verneinte, aber er darauf meinte, dass ich wirklich akzentfrei sprechen würde. So was höre ich natürlich immer gerne.
Am nächsten Tag packten wir dann unsere Sachen zusammen und machten uns auf den Weg Richtung Digne. Aber wir nahmen nicht den direkten Weg sondern fuhren auf der linken Uferseite des Verdon entlang wo wir die gestern erwanderte Strecke nochmals aus schwindelerregender Höhe sahen (200m Tiefe Schluchten). Von der 180 m hohen Pont de l'Artuby sahen wir nochmals runter auf den ruhiger fließenden klaren Artuby. Von der Brücke trauen sich im Sommer manch waghalsige per Bungeejumping hinunter zu springen. Außerdem fuhren wir auf dem Weg noch durch das kleine verschlafene Dörfchen Trigance, dass mit seinen original provençalischen Steinhäusern seinen eigenen Charme hatte. Schließlich kam dann bei Aiguines der Lac de St. Croix in Sicht, ein großer Stausee. Nach dem Tipp aus meinem Reiseführer fuhren wir über das nicht so überlaufene Bauduen. Und es stimmte wirklich, wir landeten in einem schönen Ort wo es natürlich wie in jedem Dorf wieder ein Waschhaus und eine Kirche gab. Aber dazu noch direkt am See gelegen in den ich auch etwas hineinwatete. Aber es war schon ganz schön kalt. Außerdem gab es auch noch für französische Verhältnisse günstiges Eis (nur 1,80 die Kugel! )und dazu noch richtig lecker selbstgemacht mit richtiger Vanille, Erbeerstücken im Erdbeereis und richtig geschmolzener Schokolade als Soße. Mmmh! Dann umrundeten wir weiter den See und kamen dabei dann am anderen Ufer auf das Plateau Valensole wo die ganzen Lavendelfelder liegen, die allerdings noch nicht blühten. Dann machten wir zum Leidwesen meines Bruders, der nicht so auf die Dörferbesichtigung stand in Moustiers St-Marie. Dieser ist berühmt für eine Kette die über eine Schlucht über dem Dorf gespannt ist und an der ein Stern hängt und auch für sein Fayencehandwerk. Und auch wenn sich die Dörfer in ihrer bauweise mit den Häusern die sich alle eng zusammen schmiegen doch ähneln ist jedes ein bisschen anders. So ist Moustiers durch einen Bach in zwei Hälften getrennt was es doch wieder besonders macht, aber man merkte auch dass es deutlich touristischer geprägt war.
Nach diesem letzten Stopp ging es dann bis nach Digne, wo ich dann mal für den Urlaub der Einfachheit halber mit in die Ferienwohnung zog bevor ich immer hin und her gehe.
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