Viva Catalunya!
Oder: Hasta la victoria siempre... "Wusstest du eigentlich bevor du hergekommen bist, dass es Katalonien gibt?!" wird Chouchette in Barcelona gefragt. Sie antwortet wahrheitsgemäß.
"Wusstest du eigentlich bevor du hergekommen bist, dass es Katalonien gibt?!", wurde ich neulich gefragt. In mitten einer Bar im Herzen Barcelonas umringt von neugierig fragenden Blicken etwas anderes zu behaupten wäre wohl unklug.
Aber ja, doch. Spätestens nach dem Film "Auberge espagnol – Ein Jahr Barcelona" über die Erasmus-Studenten hat auch der letzte Tourist eine leise Ahnung worauf er sich da einlässt. Und wer kennt sie nicht, die berühmten Dalis, Miros, Gaudis und Futbolistas des derzeit erfolgreichsten Fußballklub "Barca" hier aus der Region?
Aber natürlich ist Katalonien mehr als das. Katalonien ist im Gegensatz zu Spanien, meinem "Tequila Sunrise" ein ganz anderer Cocktail an Kultur, Sprache und Menschen. Die gleichen Farben in der Flagge, dafür aber in Zebrastreifen (vier rot, fünf gelb) und wahlweise auch nach kubanischem Revoluzzer-Vorbild mit Stern im blauen Dreieck. Unabhängigkeit! Darum geht es hier. Und zwar ständig.
Aber von vorn.
Katalonien, welches im Norden Spaniens am Mittelmeer an die Pyrenäen und damit Frankreich angrenzt, stand bereits Ende des 3. Jahrhunderts vor Christus unter der Vorherrschaft der Römer. Noch heute findet man hier vor allem antike Aquädukte und Ruinen die aus dieser Epoche stammen.
Aus den sich später bildenden Grafschaften wurde im 12. Jahrhundert schließlich die einflussreiche Staatsgemeinschaft "Krone Aragonien" mit bedeutendem Handelseinfluss und Wirtschaftssitz am Mittelmeer. Als Folge des spanischen Erbfolgekrieges verlor Katalonien jedoch bereits das erste Mal am 11. September 1714 an Autonomie. Heute ein "Nationalfeiertag" - der Gedenktag an die Kapitulation. Doch auch die zweite Republik Kataloniens, die 1932 "bewilligt" wurde, fand ihre erneute und schnelle "Suspendierung" 1934 und wurde nach dem Sieg Francos im Spanischen Bürgerkrieg (Guerra Civil) 1939 erneut wieder aufgehoben. Demnach wurde das Sprechen des Katalan verboten, Ortsnamen umbenannt und der Schulunterricht wieder in Spanisch gehalten. Trotz dieses gravierenden Rückschlages bleibt hervorzuheben, dass "Catalunya" während des Bürgerkrieges aber immerhin die einzige (zeitweise) geglückte anarchistische Revolution in der europäischen Geschichte bewirken konnte.
Ein "Charakterzug" der den Katalanen bis heute nicht abhanden gekommen ist.
1979 erhielt Katalonien dann endgültig den "erweiterten Autonomiestatus" zurück, ebenfalls wie das Baskenland, Galizien und Navarra. Heute verfügt die „Generalitat de Catalunya“ über eine eigene Polizeieinheit und weit reichende Kompetenzen in Bezug auf Gesetzgebung und Verwaltung, Bildungs-, Gesundheits-, Wirtschaftspolitik und vieles mehr.
Am 13. Dezember letzten Jahres sprachen sich weiterhin ca. 95 % der Wähler dafür aus, dass Katalonien ein eigener Staat in der EU werden sollte. Dennoch ist Katalonien gespalten. 2008 erst war die Mehrheit der Menschen für den Beibehalt des "Bundeslandes". Erst zart erheben sich Gegenstimmen im Lande, wobei Spanien nach der Verfassung von 1978 immer noch als "unauflöslich" gilt, obgleich es die "[…]nationale Wirklichkeit Kataloniens als Nationalität […]" anerkennt…
Und da haben wir ihn wieder – neuen Ballungsraum für Konflikte!
Viva Catalunya!
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