Verdammte Haare!
Im Januar fand der #Januhairy Challenge statt: Während eines Monats lassen Frauen ihre Körperhaare wachsen. Eine „Herausforderung“ die definitiv keine sein sollte. Hier würde ich gern unsere Beziehung zu Körperbehaarung analysieren.
Ich vermute, ich bin nicht die einzige die schon gehört hat: „Rasiere dich, deine Beinhaare sind zu lang!“, „So siehst du hässlich und eklig aus“, usw. Meine eigene Schwester hat mir sogar schon gesagt, dass, falls sie heiraten würde, würde sie mich nicht einladen, wenn ich mich mit langer Körperbehaarung präsentiere. Warum sollte es aber so sein?
Ein relativer neuer Trend
Laut Rebecca M. Herzig – Autorin von „Plucked – A History of Hair Removal” – war früher (mindestens in Europa) wild und wucherndes Körperhaar ganz normal. Und auch wenn die Haarentfernung seit der Antike existiert, hat es sich erst ab dem 20. Jahrhundert zu einem populären Massenverhalten entwickelt. Seitdem wird die Körperbehaarung immer mehr rasiert, gewachst, ausgerupft, usw. Dieser Trend betrifft auch immer mehr Teile unseres Körpers: Achselhöhlen, Beine, Genitalien, bis zum Arm oder Gesicht manchmal. Es ist heute quasi eine Obligation geworden, sich haarlos zu präsentieren… für Frauen.
Ein ungleiches Steuerungswerkzeug
Zwar rasieren sich heutzutage viele Männer auch, haarlos zu sein ist aber für Männer kein Schönheitsstandard. Dieser Trend setzt vor allem Frauen unter Druck. Die Werbung zeigt uns immer Frauen mit perfekten, glatten Beinen, als ob es eine Realität wäre. Damit lernen junge Mädchen, dass es nicht normal für Frauen ist, Körperbehaarung zu zeigen oder generell zu haben. Dieser Standard wird sehr früh internalisiert. Was traurig ist, ist das ältere Frauen oft die jüngeren Mädchen zwingen, sich zu rasieren. Haarentfernung ist wirklich ein Steuerungswerkzeug für unseren Körper geworden. Aber warum sollten wir uns diesen Schmerz mehr als Männer auferlegen? Warum wären Frauenhaare weniger hygienisch als Männerhaare? Es ist nur ein Bild, das wir im Kopf haben. Abgesehen davon, dass Haarentfernung auch unglaublich viel Geld kostet. Es gibt bestimmt Frauen, die das gern machen, weil sie sich so lieber mögen – und das ist voll ok – aber alle Frauen sollten sich jedoch nicht gezwungen fühlen, das zu machen, weil sie sich fürchten, was die anderen denken könnten.
Die politische Rede des Haares
In dieser Hinsicht ist die #Januhairy Challenge interessant. Damit sollten die Leute sich erinnern, dass Körperhaare absolut normal sind, und dies bei Frauen wie bei Männern. Es ist an der Zeit, den sozialen Druck, der auf unseren Körper ausgeübt wird, zu hinterfragen. Zeit, unsere Körper zurückzuerobern. Das Ziel dieser Challenge ist bestimmt nicht, alle Frauen zu zwingen, sich nicht zu rasieren, sondern der Frauen wieder Selbstvertrauen geben. Jede Frau sollte sich frei fühlen, egal aus welchen Gründen, mit haarigen Beinen und einem Kleid in der Straße zu laufen oder in die Schwimmhalle zu gehen. Die Haare könnten ein Instrument der Frauenemanzipation sein, ein Symbol unserer Freiheit, und kein Diktat über unsere Körper.
Quellen
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/rebecca-m-herzig-geschichte-der-koerperhaarentfernung-a-1033382.html
https://www.focus.de/digital/internet/fuer-mehr-selbstvertrauen-januhairy-haarige-internet-challenge-polarisiert-nutzerinnen-auf-instagram_id_10180126.html
https://noizz.de/meinung/warum-ich-januhairy-abgebrochen-habe-und-es-liebe/yg09rgw
https://www.letemps.ch/societe/lepilation-une-contrainte-januhairy-defie-normes-beaute
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