Umwelt baut Brücken
Osteuropa erleben, die Umwelt retten und journalistische Fähigkeiten erwerben? Und dazu noch eine Menge Spaß haben? Das alles könnt ihr erleben, wenn ihr an dem Projekt „Umwelt baut Brücken“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) teilnehmt.
Die DBU ist eine Stiftung, die zahlreiche Projekte rund um das Thema „Umwelt“ fördert. Dazu gehört auch das europäische Umwelt-und Medienprojekt „Umwelt baut Brücken“.
Die Idee
Jeweils eine Schülergruppe aus Deutschland und aus einem osteuropäischen Land nimmt an einem einwöchigen Schüleraustausch mit Rückbegegnung teil. Dabei recherchieren sie über die Umwelt betreffende Themen und schreiben in Kleingruppen Artikel in ihrer Landessprache für die Lokalzeitung.
Dabei gibt es vier Hauptziele des Projekts:
Die interkulturelle Kompetenz der Jugendlichen zu stärken. Im Klartext heißt das: Man lebt allein in einer Gastfamilie und soll lernen, sich an das Land und die jeweilige Kultur anzupassen.
Jugendliche dazu bringen, sich mit aktuellen Umweltthemen zu beschäftigen.
Die journalistische Arbeitsweise eben im Bezug auf Umweltthemen zu fördern.
Medienkompetenz und Leseförderung: Die Schüler sollen lernen, sich kritisch mit der Zeitung und auch anderen Medien auseinanderzusetzen.
Die Länder
2005-2008 gab es eine Kooperation zwischen Schulen in Deutschland und Schulen in Polen, Tschechien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn.
2008-2012 fanden Begegnungen in Deutschland, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und der Türkei statt.
Seit 2013 ist das Projekt eine deutsch-türkische Partnerschaft, die bis 2016 gefördert wird.
Ein konkretes Projektbeispiel
Meine Schule, das Freihof-Gymnasium Göppingen, nahm von 2009-2013 an dem Projekt teil. Dabei kooperierte es mit der deutschsprachigen Schule „Friedrich Schiller“ in Ruse, Bulgarien.
Dabei wird der Schüleraustausch für Schüler der 11. Klasse als Seminarkurs angeboten.
Die Schüler treffen sich also einmal pro Woche, um sich über das Medium „Zeitungen“ zu informieren, den Austausch zu organisieren und vor allem, um die Artikel zu schreiben. Die Mitarbeit während dieser Treffen und dem Austausch ergibt eine Mitarbeitsnote, die die Hälfte der Gesamtnote ausmacht.
Der schriftliche Teil setzt sich aus den Noten für die beiden Zeitungsartikel zusammen und zählt ein Viertel.
Am Ende muss man noch eine Präsentationsprüfung mit Kolloquium absolvieren, die auch ein Viertel zählt. Die Themen mussten dabei etwas mit Bulgarien, Umwelt oder Medien zu tun haben. Von der orthodoxen Kirche über den Konflikt der Zeitungen zugleich zu informieren als auch zu unterhalten bis hin zu Offshore-Wind-Anlagen war alles dabei.
Die Gesamtnote kann dann das mündliche Abi ersetzen.
Soweit zur Theorie, praktisch sah das Ganze dann so aus:
Im Herbst 2011 reisten13 bulgarische Jugendliche nach Deutschland. Dort sollen sie zusammen mit ihren Austauschpartnern in Stuttgart über Nanotechnologie recherchieren und Artikel verfassen. Neben der trockenen und anstrengenden Recherche über dieses komplizierte Thema standen natürlich Ausflüge in die umliegende Umgebung so wie Aktivitäten wie einen internationalen Ball mit Schülern aus aller Welt oder Workshops auf dem Programm.
Die Artikel wurden dann in den nächsten Monaten fertig geschrieben und erschienen in der deutschen Zeitung im Januar.
Im Mai 2012 fand dann die Rückbegegnung statt. Thema der Recherche war diesmal das Naturschutzgebiet „Srebarna“, einem leider sehr bedrohten Eldorado für zahlreiche Zugvögel, unter anderem auch Pelikane.
Auch bei diesem Austausch kam das Erleben eines fremden Landes nicht zu kurz, sei es auf einer bulgarischen Abschlussfeier oder einem Ausflug in die alte Stadt Veliko Tarnovo.
Danach mussten natürlich wieder die Artikel geschrieben werden, die einige Monate später dann in den Lokalzeitungen erschienen.
Eigentlich hätte die Schülergruppe des Freihof-Gymnasiums noch an einem Wettbewerb teilnehmen können, der jedes Jahr stattfindet. Dabei erhält eine Schule pro Land einen Preis für den besten Artikel und für das beste Foto. Leider waren wir, auch aufgrund des späten Datums für unsere Rückbegegnung, zum Abgabedatum noch nicht fertig mit den Artikeln.
Allerdings hatte die erste Gruppe, die an diesem Austausch teilnahm, mit ihren Artikeln den Preis gewonnen, weshalb wir als 3. Gruppe glücklicherweise immer noch von dem Preisgeld profitieren konnten.
Der Schüleraustausch läuft auch ohne Förderung der DBU immer noch als Seminarkurs weiter, da die Schulen nach drei Jahren Schulpartnerschaft diese auch gerne erhalten wollen.
Projektziele erfüllt?- Mein Fazit
1. Interkulturelle Kompetenz stärken: Dieses Ziel konnte während des Austauschs bei fast allen Schülern der beiden Gruppe verwirklicht werden, da die Schüler während des Austauschs in für das jeweilige Land ungewohnten Verhältnissen lebten und in sämtliche Traditionen und Gebräuche eingeführt wurden.
2. Jugendliche dazu bringen, sich mehr mit aktuellen Umweltthemen auseinanderzusetzen: Nun ja… Während der Austausche setzten sich die Gruppen sehr stark mit Umweltthemen auseinander, ich würde aber behaupten, dass leider kaum einer sich privat danach mehr mit der Umwelt auseinandersetzte.
Dazu reicht ein so kurzes Projekt meiner Ansicht nach nicht aus.
3. Die journalistische Arbeit im Bezug auf Umweltthemen zu fördern: Das wurde meiner Ansicht nach umgesetzt, vor allem bekam die deutsche Gruppe zu spüren, wie hart journalistische Arbeit sein kann und wie viel Hass man irgendwann auf einen Artikel entwickelt, wenn man jeden Satz hundertmal umstellen muss, bis er den Ansprüchen der Prüfenden genügt. Allerdings ist es auch ein überwältigendes Gefühl, den fertigen Artikel dann in der Zeitung zu sehen.
4. Medienkompetenz und Leseförderung: Ich denke, auch dieses Ziel wurde erfolgreich umgesetzt. Nachdem es die deutsche Regionalzeitung schaffte, einen Namen in der Überschrift falsch und im Artikel richtig zu schreiben, die Nachnamen der Autoren vertauschte und fast identische Fotos auswählte, begann ich sehr, an der Kompetenz dieser Zeitung zu zweifeln. Allerdings muss man auch bemerken, dass wir einige Monate an den Artikeln saßen, während die Artikel für diese Zeitung in ein paar Stunden geschrieben werden.
In der bulgarischen Zeitung wurde sogar eine Hälfte der Artikel überhaupt nicht veröffentlicht.
Natürlich lernt man das Medium Internet sehr zu schätzen, wenn man merkt, dass man doch hätte mehr Notizen machen sollen als man noch vor Ort war…
Insgesamt kann ich sagen, dass die Teilnahme an dem Projekt „Umwelt baut Brücken“ trotz mancher Komplikationen und Probleme eine tolle Erfahrung war, vor allem, da man die Möglichkeit hatte, ein für einen Schüleraustausch eher ungewöhnliches Land wirklich zu erleben.
Wenn eure Schule dieses Projekt in irgendeiner Form anbietet und ihr die Möglichkeit habt, an daran teilzunehmen, nutzt diese Chance und lernt ein Land Osteuropas kennen und lieben!
Hier noch ein paar Links:
http://www.umwelt-baut-bruecken.de/ (Informationen über das aktuelle Projekt)
http://www.umwelt-baut-bruecken.de/media/wdu/221012085755147c.pdf (Artikel über Nanotechnologie)
http://www.umwelt-baut-bruecken.de/media/wdu/221012085755147c.pdf
(Artikel über das Naturschutzgebiet "Srebarna")