Über die merkwürdigen Winterangewohnheiten der Griechen
Wenn man denkt in ein warmes Land zu fahren und dann den kältesten Winter seit 10 Jahren erlebt.
Wenn man aus Deutschland kommt, kennt man die kalten Winter mit viel Schnee und Schmuddelwetter. Frostige Nächte, Minusgrade, viel Regen und eine träge Sonne, die sich meistens in eine Art Winterschlaf begibt, ist man gewöhnt.
Wenn man nun sein EVS in Griechenland verbringt, liest man vorher, auf was für ein Wetter man sich einstellen muss. Ich las folgendes voller Vorfreude: Griechenland hat überwiegend ein mediterranes Klima mit feucht-milden Wintern und trocken-heißen Sommern. An der Küste ist es im Winter sehr mild und es regnet häufig; Schnee fällt nur selten. Milde Winter! Ich freute mich wie ein Schneekönig und als ich in Athen ankam und im T-Shirt mit Sonnenbrille draußen rumlaufen konnte, dachte ich, ich sei im Paradies gelandet. Nur im T-Shirt und das im Dezember!
Doch ich hatte mich zu früh gefreut und die Rechnung ohne einen offensichtlich sehr schlecht gelaunten Petrus gemacht. Was auch immer ihn in frostige Stimmung versetzt hat, die letzten zwei Monate erlebte ich hier so ziemlich jedes erdenkliche Wetter-Horror-Szenario. Es ging - für mich - relativ harmlos mit einem „Schneesturm“ los über den ich zunächst noch müde lächelte. Doch alle Bewohner im Dorf taten so, als ob die Welt unterging. Sobald es hier anfängt zu schneien, werden umgehend alle Kindergärten und Schulen geschlossen und die Kinder nach Hause geholt. Man könnte natürlich auch die Straße räumen oder einfach Salz streuen aber wozu denn? Ist offensichtlich viel einfacher, alles zu schließen. Ich war sehr verwirrt und verstehe bis heute diese panische Angst vor dem Schnee nicht, vor allem, da es hier in dieser Region jedes Jahr Schnee gibt.
Doch ich konnte noch müde lächeln, denn der „Schnee“ war innerhalb von 10 Minuten wieder weggetaut. Das war jetzt also der griechische Winter, dachte ich. Nun ja da hatte ich mich gründlich getäuscht.
Doch zunächst durfte ich miterleben wie es hier einen mörderisches Gewitter gab und ich dachte, es ist ein Scherz, als es plötzlich begann, auf meinen Kopf zu tropfen, während ich gemütlich auf dem Sofa saß. Wir kamen gar nicht mehr hinterher, überall in unserem Haus Töpfe und Gläser aufzustellen, um den Regen aufzufangen. Ich dachte okay, damit kann ich leben, aber als wir dann auf einmal im Dunklen saßen, verging mir das Lächeln aber dann doch gehörig.
Stromausfall! Vor tausenden von Jahren haben sie Gebäude entwickelt, die wir uns heute noch anschauen können, weil sie so massiv errichtet wurden, aber jetzt scheint es schier unmöglich zu sein, ein wasserdichtes Haus zu bauen. Liebe Griechen, nehmt euch doch mal ein Beispiel an euren Vorfahren! Doch auch dieses Szenario überstanden wir, dachten das Schlimmste hätten wir hinter uns gebracht doch nein - es begann abermals zu schneien. Aber nicht nur ein bisschen, sondern dauernd durchgehend und ewig.
Wir saßen fest. Es ging nichts mehr. Kein Auto fuhr runter vom Berg in die nächstgrößere Stadt und keines hoch. Wir waren vollständig isoliert und ich kam mir vor wie in einem schlechten Horrorfilm. Es fehlten nur noch merkwürdige Spuren im Schnee und gruselige Geräusche vom Friedhof. Das blieb glücklicherweise aus. Dafür wunderte ich mich, dass kein Kind im Schnee spielte. Keiner einen Spaziergang machte. Die Straßen waren wie leer gefegt. Als wäre der Schnee ein böses Monster, das jeden auffrisst der ihm zu nahe kommt. Wirklich äußerst merkwürdig.
Die Kinder lieben den Schnee trotzdem- wissen sie doch, dass es für sie schneefrei heißt! So saßen wir in unserem Häuschen, warteten und blickten jeden Morgen sehnsüchtig nach draußen, ob die Sonne denn nicht vielleicht heute ein wenig Erbarmen zeigen möge und sich blicken ließe. Nach fast 2 Wochen begann es dann endlich zu tauen und innerhalb von wenigen Stunden war es plötzlich wieder sonnig wie an einem schönen Frühlingstag.
Alle erzählten mir, dass sie so einen Winter seit Jahren nicht erlebt hätten und man merkt auch wirklich dass kein Grieche mit Kälte umgehen kann. Es bricht die große Panik aus und keiner ist darauf vorbereitet. Selbst in Athen zitterten die Leute und alle hockten sich vor ihre Heizlüfter. Wenigstens war es dann mal gerechtfertigt, dass alle Griechinnen in ihren Lammfellstiefeln herumliefen, denn mit Sonnenbrille und ohne Minusgrade gibt das normalerweise ein wirklich merkwürdiges Bild ab. Mit einer guten Heizung und ein bisschen Streusalz sähe die Sache vielleicht schon ein bisschen anders aus, aber die Griechen sind eben Sonnenanbeter und ehrlich gesagt bin ich trotzdem immer noch lieber hier bei Schnee und null Grad als bei eisigen -15 Grad die zur selben Zeit in meiner Heimatstadt in Deutschland vorherrschten.