Travelling soldiers
Was passiert bei der Arbeit? Nichts. Cool. Das gibt mir mehr Zeit, von interessanten Dingen zu erzählen:-)
Alles was im Youth Cafe im Moment fehlt ist das Tumbleweed,
das man in Western so oft sieht. Die Tage verlaufen ungefähr so wie
die ersten 10 Minuten von Hang em high, nur dass ich noch keinen coolen Ledermantel gefunden habe um das Bild zu vervollständigen.
Die einzigen Teenager die sich momentan hierher verirren müssen hier sein, weil sie mit ihrer Band am 4. Mai einen Auftritt haben und bis vor zwei Wochen 2 der geforderten 15 Songs spielen konnten. Wir haben es inzwischen auf 12 ausgebaut, auch wenn ihr instrumentales Können das Repertoire auf Bob Dylan und Chuck Berry beschränkt. Naja, gibt schlimmeres. Zum Beispiel ihre Konzentrationsfähigkeit, die in Zeiteinheiten ungefähr einem halben Popsong entspricht. Wie euch alte Bandkollegen aber bestätigen werden habe ich meine Erfahrung und meinen Spaß daran, unfähige Musiker zu Höchstleistungen....aber lassen wir das.
Letzes Wochenende, das aufgrund der Osterfeiertage 5 Tage lang war, haben wir zu sechst einen Roadtrip durch den wilden Westen Irlands unternommen, die besten Punkte waren dabei sicherlich die historische Stadt Killarney, die wilde Schönheit der Halbinsel Dingle, meine Lebensmittelvergiftung aufgrund eines Sandwiches im Pub(man sollte es halt beim Trinken belassen, da weiß man was man hat), die überfüllte Innenstadt Galways (ja, überfüllte STADT!!!), das alte Mönchskloster in Cong(ja, ich weiß), Dublins Küstenstädte mit englischen Seebadcharme inklusive Fish&Chips, Dublins Pubs(dieses mal nur zum Trinken:-)) und schließlich die Wicklow Mountains, wo zB Braveheart gedreht wurde.
Alles in allem fünf wunderschöne Tage, ich verweise auch auf die Fotos.
Dieser Trip war auch gleichzeitig so ziemlich das Letzte was mein Kollege Luis von Irland sehen sollte, aufgrund persönlicher Gründe ist er am Montag nach Portugal geflogen was die Menschen, mit denen ich in den Pub gehen kann auf ungefähr 1/2 reduziert. Auch n Weg Geld zu sparen denke ich mal, und nächsten Mittwoch gehts ja auch erstmal nach Bristol und Bath(ja, schon wieder Urlaub:-)) um meinen ehemaligen Austauschpartner Joe zu treffen.
Zu Bantry: Hier passiert, wie ihr euch schon gedacht haben mögt, nicht fürchterlich viel. Gestern war Firmung für ungefähr 100 Kinder, und das bedeutete natürlich das sich ganz Bantry in St. Finbarr´s versammelte um die Fließbandsegnung der Kinder durch 2(!) Bischöfe zu bestaunen, und es wurde gemunkelt dass man nachher auch noch Fotos mit den borderline-Heiligen machen konnte, aber meine Gastfamilie beschränkte sich aufs leibliche Wohl und ging mit Verwandten, Freunden und mir in ein nahes Restaurant, 3-Gänge-Menü plus Gratisdrinks am Start.
In der Küche wird immer noch mein Geschirr abgewaschen.
Neben der Firmung, in der quasi jede ehrbare und unehrbare Familie Bantry´s ein Kind darbrachte, beherrscht ein weiteres Riesenthema den örtlichen Klatsch. Einige Traveller aus Limerick haben ein örtliches Hotel gemietet, um am Samstag eine Hochzeit zu feiern. Für die Nichtiren unter uns: Die Travelling Community hat starke Ähnlichkeit zu den Sinti und Roma, lebt also hauptsächlich in Wohnwagen und wird in Irland als Hauptursache für jegliche Art für Kriminalität und unsittliches Verhalten gesehen. Ob dem nun so ist oder nicht ist natürlich ein strittiges und dubioses Thema, fest steht allerdings dass wirklich nicht alle Traveller Engel sind und ihnen der gute(oder schlechte?) Ruf viel bedeutet, was nicht selten in Handgreiflichkeiten endet. Bantry bereitet sich also nun auf den Einmarsch der Barbaren aus Limerick(auch das noch, die schlimmste Stadt Irland, Moloch, Sündenpfuhl,90.000 Einwohner!!!) vor, die sich anschicken, das Maritime Hotel und die nähere Umgebung(also ganz Bantry) in ein brennendes Ödland voller Wohnwagen zu verwandeln. Extraeinheiten der Polizei sollen auf dem Weg sein, und auch ein US-Flugzeugträger dreht seine Runden wenige Kilometer vor der Bantry Bay, um das strategisch wichtige Whiddy Island mit seinen Öltanks zu beschützen.
Ich melde mich wieder wenn ich kann, und versuche die Berichterstattung aufrechtzuerhalten. Live aus Bantry, Oliver Schulte
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