Time to say goodbye
Wenn es dann auf soweit ist und man keine Ahnung mehr hat, wo einem der Kopf steht
„When do you leave exactly Judith (oder: Kdy jdeš domů)?“ und “wann kommst du jetzt nochmal genau wieder?” ... die wohl zwei meist gehörten Fragen in den letzten Wochen. Aber wie ist es wenn man sich dann auf einmal tatsächlich von all den Leuten verabschieden muss, die einen in einem so aufregenden, spannenden Jahr begleitet haben? Nunja wie kann man das beschreiben... jeder der mich kennt, weiß, dass ich normalerweise sehr sentimental bin und sofort losheule. Aber mit den Abschieden hier war es irgendwie anders. Ich denke das liegt vor allem daran, dass ich es einfach noch gar nicht so realisieren kann, dass es jetzt wirklich vorbei ist. Deshalb war es von meiner Seite gar nicht so tränenreich, wie befürchtet, was natürlich nicht heißt, dass es mir leicht fiel, sondern einfach, dass ich es noch nicht wirklich an mich ranlassen konnte. Auf gut Deutsch: die große Heulerei geht dann wahrscheinlich erst los, wenn ich allein in meinem Zimmer sitze und realisiere, dass es in den Sternen steht, wann und ob überhaupt ich all die Leute und meine Freunde von hier wiedersehe :D aber das Gute daran ist ja, dass zu Hause ganz viele Freunde und meine Familie auf mich warten, die mich dann ablenken und am Anfang vielleicht auch ein bisschen trösten können. Und auf all diese Leute freue ich mich schließlich auch riesig! So ist es einfach ein innerlicher Zwiespalt zwischen dem Bedauern, mein geliebtes Zlin zu verlassen und der Freude auf daheim, wovon immer mal wieder ein Gefühl überwiegt.
Aber ich konnte ja auch in den letzten Wochen meine Restzeit hier nochmal so richtig genießen! So waren Lucia und ich in dem Ort Frystak bei einer Veranstaltung, wo alle möglichen Extremsportarten ausgeführt wurden, was von Mountainbiking, über professionelles Slacklining, bis hin zu Parcour reichte und verbrachten dort einen schönen sonnigen Tag. Außerdem hatten wir noch viele schöne Trainings mit meiner Mannschaft und ich traf mich mit den wichtigsten Leuten nochmal zum Verabschieden. Letztes Wochenende stand dann Lucia und mein letzter großer gemeinsamer Trip nach Budapest an. Und das war wirklich nochmal ein richtiges Highlight! Zwar war es mit 35 Grad sehr warm, dies hielt uns aber nicht von unserer Sightseeing Tour in dieser tollen Stadt ab. Da Lucia schon öfter dort war, konnte sie mir alles so ein bisschen zeigen und ich muss sagen, dass ich echt begeistert war! Budapest kann ich wirklich jedem nur empfehlen, diese Stadt ist immer einen Besuch wert. Am Donnerstag fand dann das endgültig letzte Training statt. Zwar waren leider nicht so viele da, aber wir kickten dann ein bisschen mit Jungs aus dem Dorf... und während wir so spielten verdunkelte sich mehr und mehr der Himmel und auf einmal fing es an, aus allen Wolken zu gießen. Irgendwie war es ein wenig wie in einem Film und Monika (durch die ich das Team gefunden hatte) kommentierte das Ganze mit: „you see, the whole czech republic is crying, because you are leaving us“. Da fehlten mir schon ein bisschen die Worte... ich übergab ihnen dann noch die auf Tschechisch verfasste Abschiedskarte, wo alle ganz glücklich drüber waren und alle versicherten mir, dass sie mal für ein Freundschaftsspiel kommen (was hoffentlich auch klappt!).
Am Freitag war dann auch mein letzter Arbeitstag in der Organisation, wo ich dem Kindern Tschüss sagte (die es natürlich nicht wirklich verstanden) und mich auch von meinen Kolleginnen, sowie meinem tschechisch Lehrer verabschiedete und noch etliche Abschiedsgeschenke erhielt. Wir saßen dann alle bei einem kleinen Buffet noch ein bisschen zusammen und ich konnte einfach spüren, dass wir uns alle in dem letzten Jahr wahnsinnig ins Herz geschlossen hatten und es für keinen so wirklich einfach war, dann auf einmal tschüss zu sagen, ohne zu wissen, wann ein Wiedersehen stattfindet. Es werden auch gerade diese einfachen, alltäglichen Dinge, wie ein freundliches Ahoj von den Kolleginnen am Morgen oder ein Kinderlächeln beim Schuh zu binden sein, die mir am meisten fehlen werden.
Ja und jetzt ist es Samstagmorgen, ich sitze in meinem Zimmer während ich den Blog schreibe und heute Abend kommen meine Eltern, um dann am Dienstag mit mir gemeinsam nach Hause zu fahren. Und dann ist das alles vorbei, einfach so! Keine Verständigungsprobleme mehr, keine ewigen Erklärungen mehr, was eine Deutsche mit einer Spanierin gemeinsam in Tschechien macht, keine bösen Worte der Nachbarin mehr, weil ich nach 10 Uhr noch Skype und es angeblich zu laut ist, und so könnte ich noch ewig weitermachen. Aber bevor ich jetzt wieder richtig traurig werde, beende ich diesen letzten Blog aus Tschechien (vielleicht melde ich mich ja mal aus Deutschland, wenn die erste –hey ich bin wieder da Welle- vorbei ist) mit einem Zitat aus einem Lied von Amy Macdonald: „this is not the end, this is only a goodbye!“ Denn ich werde mit Sicherheit mal hier vorbei schauen und mit den wichtigsten Leuten in Kontakt bleiben!
Ahoj