Suomi, die finnische Sprache
Eine Sprache, die in jeder Hinsicht ganz anders ist...
Hyvää päivää! Mitä kuuluu?
Guten Tag! Wie geht es dir? Aber wer kann das überhaupt verstehen? Weltweit gibt es ungefähr 6,3 Millionen Menschen, die finnisch sprechen. Der Großteil davon wohnt natürlich in Finnland selbst. Bei einer fast gleichgroßen Fläche wie Deutschland, hat Finnland etwas mehr als fünf Millionen Einwohner. Jedoch ist hier neben finnisch auch schwedisch Amtssprache und so sprechen circa 300.000 Finnen schwedisch als Muttersprache. Außerhalb Finnlands kann man zum Beispiel in der USA fast eine halbe Million Finnen oder zumindest finnisch Stämmige finden und in Deutschland leben 10.000 bis 15.000 Finnen.
Zusammen mit ungarisch und estnisch bildet finnisch die finnisch-urgische Sprachgruppe. Das Ungarische hat sich schon relativ früh abgespalten und heutzutage können sich Finnen und Ungarn in keiner Weise mehr verstehen, dazu gibt es nur noch zu wenig Ähnlichkeiten. Anders sieht es mit dem Estnischen aus, welches dem Finnischen immer noch recht ähnlich ist. Mit dem Deutschen hat die finnische Sprache quasi gar keine Gemeinsamkeiten.
Entstanden ist finnisch wohl am Ende des ersten Jahrhunderts aus einer Gruppe ähnlicher Dialekte. Bis ins 16. Jahrhundert wurde die Sprache jedoch erst einmal nur mündlich weitergegeben. Die finnische Sprache, welche weder Ähnlichkeiten zum Russischen oder Schwedischen hat, hat bis zu Finnlands Unabhängigkeit 1917 die Finnen zusammengehalten, während sie abwechselnd von Russland und Schweden besetzt waren. Seit Finnlands EU-Beitritt 1995 ist finnisch nun auch eine offizielle EU-Sprache.
Unter den europäischen Sprachen zählt man finnisch mit zu den schwersten Sprachen. Auch weltweit ist finnisch ganz oben mit dabei, je nach dem welcher Statistik man vertraut, liegt die finnische Sprache zwischen Platz vier und sechs. Auf jeden Fall ist finnisch immer bei den 10 am schwersten zu lernenden Sprachen mit dabei.
Woran man den Unterschied der finnischen Sprache zu anderen wohl am deutlichsten merkt ist, dass fast keine andere europäische Nation sich mit so wenigen Wörtern verständigen kann. Was jedoch nicht heißt, dass Finnen wortkarg wären, wie es ihnen fälschlicherweise oft nachgesagt wird. Nein, das Finnische hat einfach eine ganz andere Struktur. Es werden verschiedene Wortbausteine zusammengehängt, bis ein Wort in anderen Sprachen schon die Bedeutung eines ganzen Satzes hat.
talo = Haus → im Haus = talossa → in meinem Haus = talossani → → →
Genau das macht das Erlernen der finnischen Sprache für uns so schwer, denn neu gelernte Vokabeln sind in diesen Schlangenwörtern oft nur schwer wieder zu erkennen, vor allem wenn sich je nach Endung auch noch der Wortstamm etwas verändert.
Das war nur ein kleiner Aspekt der finnischen Sprache. Die grammatischen Regeln kann und möchte ich an dieser Stelle gar nicht erklären, das ist unmöglich für eine einzige Reportage. Einen kleinen Einblick möchte ich dennoch geben:
Die finnische Sprache besitzt keine Artikel und das Pronomen „hän“ kann entweder er oder sie bedeuten.
Auch eine Form für die Zukunft gibt es nicht, hier wird genau wie für die Gegenwart einfach das Präsens verwendet.
Der Konjunktiv ist den Finnen auch unbekannt und so muss man sich aus dem Zusammenhang schließen, ob etwas nur hypothetisch oder tatsächlich gemeint ist.
Wenn man nun also das Hindernis fremder Vokabeln erklommen hat, kommt es als nächstes darauf an immer gut auf den Zusammenhang zu achten, damit man alles überhaupt richtig einordnen kann.
Anstatt Artikeln, Futur oder Konjunktiv haben die Finnen dafür 15 verschiedene Fälle. Mit Partitiv, Elativ, Illativ, Abessiv, Allativ... gibt es also genug zum Lernen.
Genug Grammatik jetzt... Schließlich hat finnisch außer Grammatik noch weitere markante Unterschiede zum Beispiel den Klang. Finnisch klingt vollkommen anderes, als andere europäische Sprachen. Das liegt wohl vor allem an den vielen Vokalen. Denn finnische Wörter enthalten meistens mehr Vokale als Konsonanten, also genau umgekehrt als im Deutschen.
Beruhigend bei der Aussprache ist jedoch, dass jeder Buchstabe einzeln ausgesprochen wird und es weder stumme Buchstaben gibt, noch solche die einfach verschluckt werden. Dass wirklich jeder Buchstabe wichtig ist und einzeln ausgesprochen wird merkt man ganz schnell wenn man sich die Wörter Feuer, Wind und Zoll anschaut: tuli, tuuli und tulli. Einzelne Buchstaben können Wörter oder gar ganze Sätze verändern, was wiederum leicht zu Missverständnissen führen kann. Im Großen und Ganzen werden die Buchstaben gleich wie im Deutschen ausgesprochen. Ausnahmen hierbei ist das y, welches wie ü gesprochen wird und das r, das im Finnischen gerollt wird.
Für alle, die sich von der Reportage noch nicht abschrecken lassen haben, bleibt nur zu sagen, finnisch ist wirklich eine bemerkenswerte Sprache...
„Alku aina hankala“ - Aller Anfang ist schwer
Und beim finnisch Lernen dauert der Anfang einfach ein bisschen länger.
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