Studieren an einer Elite-Uni?
Nach dem Schulabschluss stehen einem erst einmal viele Möglichkeiten offen: Auslandsaufenthalte, Praktika oder direkt studieren? Die Wahl der Universität ist oft nicht einfach: Wonach wählt man am besten aus? Und sollte man auf das Ranking einer Universität achten?
Im Ausland werde ich als deutscher Student oft gefragt, an welcher Universität man in Deutschland studieren sollte. Diese Frage nach den besten Unis in Deutschland hat mich dann sehr verdutzt - Schließlich haben wir keine typischen Elite-Unis wie Harvard, Oxford oder Yale. Vielleicht gibt es Unis, die einen guten Ruf und auch international gute Rankings haben, wie die FU Berlin oder die Uni München beispielsweise, aber letztlich würde es in Deutschland keinen Unterschied machen, ob man in Bayreuth, Aachen oder Berlin studiert: Ein deutscher Universitätsabschluss wird im großen und ganzen gleich gewertet.
Das deutsche Bildungssystem ist vergleichsweise auch sehr egalitär: In vielen anderen Ländern sind die Universitäten eher kompetitiv, sie vergleichen sich in jährlichen Auflistungen und Rankings und sind dementsprechend mehr oder weniger leistungsstark. In der Türkei beispielsweise gibt es staatliche Rankings der Unis, aber auch die Vergabe von Studienplätzen erfolgt über eine zentrale, staatliche Stelle: Landesweit werden alle Abiturienten gelistet, sie dürfen dann Präferenzen abgeben auf welche Unis sie gehen möchten, danach erfolgt aber eine Zuteilung der Jugendlichen abhängig von ihren Leistungen und von den Rankings der Unis. Dieses sehr an Leistung orientierte System lässt sich sicher in vielerlei Hinsicht kritisieren, es ist aber das global vorherrschende: Auch in den USA gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Universitäten; man sagt, dass es in den Vereinigten Staaten die 5 besten, aber auch die 500 schlechtesten Unis gibt (dafür gibt es natürlich keine Belege). Sicher ist allerdings, dass das Bildungssystem sehr ungleich und auch sehr undurchlässig ist - die finanziellen Möglichkeiten des Bewerbenden entscheiden häufig mehr als Potential und Wissen.
In Frankreich, einem Land, in dem ich selber mal studiert habe, ist die Situation ähnlich: Da es keinen wirklichen Numerus Clausus gibt, ist es theoretisch jedem/jeder, der oder die die Schule abschließt, möglich eine Uni zu besuchen. Aber gerade weil fast jeder studieren kann, ist ein Universitätsabschluss von einer regulären Universität wenig wert, gerade in den Geisteswissenschaften sollte es schon eine namhafte Universität sein, die man besucht. Da ich selber an der SciencesPo Paris studiert habe, einer der Elite-Unis für Politikwissenschaft in Frankreich, kann ich von den Vor- und Nachteilen einer solchen Universität berichten:
Zu den Vorteilen gehört sicherlich, dass die Universitäten große finanzielle Kapazitäten haben und dadurch renommierte Professorinnen und Professoren einstellen können ( an der SciencesPo sind es auch häufig ehemalige Politiker), sie haben häufig auch größere Forschungsprojekte und umfangreiche Bibliotheken. In der Regel veranstalten sie auch viele Events, auf denen man sich neben der Uni noch weiterbilden und natürlich auch networken kann. Das Network, welches viele dieser Top-Unis bieten, ist tatsächlich auch einer der großen Vorteile: Hier kannst du Leute kennenlernen, die dir später weiterhelfen können und die dir Chancen vermitteln können. Generell öffnet der Name einer Elite-Uni häufig Türen und kann in einem Bewerbungsverfahren helfen.
Die Nachteile, die ich erlebt habe, sind die folgenden: Natürlich spielt der finanzielle Aufwand eines Studiums an einer Elite-Uni eine wichtige Rolle. Die Studiengebühren sind häufig astronomisch und auch andere, zusätzliche Kosten sind häufig hoch. Es gibt allerdings viele Stipendien, die einen Aufenthalt an der Uni erleichtern können. Was mir persönlich auch nicht gefallen hat, war die Haltung der Uni: Vieles wird sehr exklusiv gehandhabt, die Uni ist im allgemeinen auch sehr restriktiv. Weil sie so einen guten Ruf hat, wird sehr viel dafür getan, diesen auch aufrecht zu erhalten. Daher werden die Studenten häufig richtig gedrillt und zu Leistung gezwungen. Oftmals sind die Ansprüche an die Studierenden sehr hoch, und man kann ihnen kaum genügen. Allgemein würde ich das Stresslevel als sehr viel höher als an anderen Unis beschreiben.
Fazit: Es gibt eindeutige Vorteile an sogenannten „Elite-Unis“, und sollte jemand die Möglichkeit dort zu studieren durch ein Stipendium oder als Austausch-Studierender erhalten haben, würde ich auch in jedem Fall dazu raten. Allerdings würde ich persönlich diese Universitäten auch nicht überschätzen: Ein guter Universitätsabschluss, egal an welcher Uni, zählt mehr als der berühmte Namen, für den man so viel Geld gezahlt hat. Wer ambitioniert ist, kann durchaus auch auf anderen Events networken und Leute kennenlernen und so an seiner persönlichen Karriere arbeiten.
Da wahrscheinlich viele hier auf youthreporter.eu bald vor der großen Entscheidung stehen, würde ich raten: Entscheidet Euch eher für eine Uni, an der ihr Euch gefördert und gut betreut fühlt, denn mit Eigeninitiative und Ambition erreicht man viel mehr!
Weiterführende Links zu dem Thema:
https://www.humanium.org/de/das-us-amerikanische-bildungssystem-keine-gleichen-chancen-fur-alle/
https://ghostwritinghilfe.com/blog/elite-unis-versus-anderer-hochschultypen
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ranking-das-rennen-um-das-siegel-elite-uni-beginnt/23126744.html?ticket=ST-625284-dgXlUCW1Uo7M3110jxK3-ap2