Streit um die Wohnhöhlen Granadas
Granadas Ortsteil Sacromonte ist durch die einzigartigen Wohnhöhlen (Cuevas) berühmt geworden. Doch die Interessen ihrer Bewohner stehen entgegen der Stadtpolitik.
Die Höhlen Granadas werden bereits seit Jahrhunderten bewohnt und faszinieren nicht zuletzt wegen ihrer Funktionalität. Das Mirkoklima, welches in einer Höhle herrscht ist sehr menschenfreudnlich: im Sommer wird es drinnen angenehm kühl, doch im Winter ist es nicht kalt. Wohnhöhlen in Granada haben Jahrhunderte überdauert und erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit. Sie bieten nun mal die einzigartige Möglichkeit mitten in der Natur zu sein und quasi in der Erde zu wohnen.
Die Höhlen wurden ursprünglich von seßhaft gewordenen Sinti errichtet, welche sich ein neues Zuhause suchen mussten, nachdem sie aus der Innenstadt von Granada vertrieben wurden. Von den hoch gelegenen Höhlen aus erstreckt sich ein atemberaubender Ausblick auf die Stadt und die Sierra Nevada. Die Bewohner der höher gelegenen Höhlen erfreuen sich am frühen Morgen an den schönsten Sonnenaufgängen und geniessen den Luxus beinahe umsonst.
Inzwischen kann man die Höhlen auch als schick eingerichtete Gästezimmer und Wohnungen für einen stattlichen Preis buchen. Nachts versammeln sich Tänzer und Musiker am Eingang der Höhlen und geben ihre weltberühmte Flamenco-Shows. Diese sind meistens recht komerziell und auf Touristen ausgerichtet, aber die Zambras (kleine Aufführungen im Kreis) in den Höhlen hoch über der Stadt wirken trotzdem mehr spontan, als die gut einstudierten Flamenco-Auftritte in den Tablaos und Bars andernorts in Granada.
Je höher man sich jedoch den Gassenlabyrinth des Stadtviertels Albaicín hinaufbegibt, desto mehr werden die eher unten gelegenen schicken Luxus-Höhlen von den ca. 30 - 40 rohen Cuevas abgelöst, welche von Nomaden, modernen "Gypsies", Flüchtlingen und "Hippies" bewohnt werden. Diese Höhlen standen eine Zeit lang leer, doch heutzutage sind sie mit internationalen Dauerbewohnern, oder Zeitgästen voll gefüllt. Die meisten Höhlen haben Zugang zu Strom, manche umweltbewusste Bewohner setzen auf eine autarke Lebenweise und beziehen ihr Strom aus Sonnenkollektoren. Viele Höhlen haben laufendes Wasser und es gibt auch gemeinsame Komposttoiletten. In manchen der kleinen Gärten lässt sich sogar Permakultur-Einfluss vernehmen.
Doch das Paradies hat auch seine Schattenseiten. Es gibt einen Streit um das Bewohnen der Höhlen, da die Stadt es als zu gefährlich einschätzt und bereits versucht hat, die Bewohner zum Ausziehen zu bewegen. Die Höhlenbewohner passen nicht wirklich in das ideale Stadtbild Granadas, da sie oft ärmlich leben und sich keinem Diktat unterziehen. Zudem könnten ja deren Höhlen nach dem Ausräumen umgebaut werden und als eine zusätzliche touristische Attraktion fungieren... Doch Proteste von Aktivisten haben einen drastischen Eingriff der Stadt erst mal verhindert und die mehr oder weniger autarken Höhlenbewohner dürfen sich weiterhin an ihren friedlichen Leben an einem der zauberhaftesten Orte in Granada erfreuen.
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