Stille Nacht, Heilige Nacht
(Mein) Weihnachten - in der Fremde und in Zeiten von Corona.
Weihnachten - ein Familienfest
Meine aktuelle Gastfamilie fand ich auf Workaway, als ich nach einem Platz für Weihnachten gesucht habe - ganz bewusst in Gedanken an Weihnachten. Ich wollte an einem Ort feiern, mit guten Chancen auf Weiße Weihnachten und einer Familie um mich herum, mit der ich die Abwesenheit meiner eigenen Familie nicht vergessen, aber doch wenigstens würde verschmerzen können.
Und mit der Peterson-Familie habe ich dabei den Jackpot gewonnen.
Nicht nur haben sie mich spontan zwei Monate früher als geplant aufgenommen und mir einen Job gegeben, bei dem ich sogar Geld verdiene (weswegen ich bis Ende März auf Seven Pines bleiben werde), sie haben mir auch eine zweite Familie hier draußen in den Kanadischen Rockies gegeben, weit weg von zu Hause.
Ich habe natürlich gehofft, dass es so kommen würde, aber meine Erwartungen wurden diesbezüglich um ein Vielfaches übertroffen.
Familienfest in Zeiten von Corona
Auch wenn Kanada deutlich weniger unter der Corona-Pandemie zu leiden scheint als Europa - zumindest, wenn ich die Nachrichten richtig interpretiere, die ich aus Europa immer wieder höre - wird die Gefahr durch Corona durchaus ernst genommen.
Eine der großen Änderungen, die in den letzten Wochen durchgesetzt wurde, war eine komplette Schließung der Provinzgrenzen in Kanada über die Feiertage - auch (vielleicht sogar besonders) für Familienmitglieder. Und natürlich sollten die sozialen Kontakte ebenfalls auf ein Minimum reduziert werden.
Einige der bereits erwachsenen Kinder und Personen des erweiterten Familienkreises der Petersons leben unter Anderem in Alberta, und konnten deswegen Weihnachten nicht zur Seven Pines Ranch kommen. Genauso sind die regulären Kurzbesuche ausgeblieben, die wohl sonst den Tag über das Haus bevölkern und Abends beim Weihnachtsessen helfen.
So war Weihnachten dieses Jahr im wahrsten Sinne des Wortes eine Stille und Heilige Nacht. Nur mit den direkten Hausbewohnern und Hunden, und mit so viel Essen, dass wir alle danach zu müde waren, um noch groß gemeinsam etwas zu unternehmen. Außerdem fand die Bescherung bereits am Morgen statt, ganz nach Englisch-Amerikanischer Tradition, mit Weihnachtsstrümpfen und einem kunterbunt behängten Weihnachtsbaum.
Weiße Weihnachten
Trotz der unerwarteten Stille und Leere, und all den fehlenden Freunden und Verwandten, war es ein wunderschönes Fest. Auf dem Hof, den Feldern und Bergen lag Schnee, zwischendurch fielen auch immer wieder Flocken, der Kamin knisterte leise vor sich hin, und die paar Stunden Sonnenschein, die wir hatten, haben Leah und ich genutzt, um mit den Ponys Schlittenfahren zu gehen.
Weihnachten hat sich angefühlt wie eine konzentrierte Version des gesamten Jahres - irgendwie leer und einsam, und doch mit all den schönen Momenten zwischendrin, die das alles irgendwo wieder Wert machen. Ein Fest der guten Hoffnung, auf dass das nächste Fest wieder mit gefülltem Haus gefeiert werden kann.