Spanische Jugend geht nicht mehr zum Stierkampf
Stierkampf ist eins der berühmtesten Schauspiele weltweit, die den ungleichen Kampf zwischen Mensch und Tier darstellen. Traditionen gilt es angeblich aufrechtzuerhalten... doch auch dann, wenn sie grausam sind und unnötiges Leiden mit sich bringen?
Wenn es um spanische Stereotype geht, so spricht man meistens von kulturellen Erscheinungen wie Flamenco, Siesta oder Stierkampf, nicht wahr? Doch langsam ist in Spanien die Zeit dafür gekommen, einer dieser Traditionen adiós zu sagen. Eine zunehmende Zahl junger Spanier spricht sich nämlich gegen den Stierkampf aus. Denn sogar wenn man an der Vorstellung hängen bleiben möchte, dass Stierkampf ein Teil des angeblichen Wesen alles Spanischen ist, handelt es sich schließlich bei den Stieren um willenlose Geschöpfe, die bei dem Kampf nur als Mittel zum Zweck dienen. Den Stierkampf als Wettbewerb zweier gleichwertigen Rivalen darzustellen ist falsch, weil die Bedingungen nicht die gleichen sind. Die fortschreitenden Skandale um das kürzen oder abschleifen der Hörner, damit diese weniger gefährlich sind, oder die Art und Weise, wie die Stiere für den Kampf vorbereitet werden, lassen viel zu wünschen übrig.
Stierkämpfe sind auch keine wirklich gute PR –Kampagne mehr für Spanien. Viele Touristen gehen zu den Stierkämpfen nur deshalb hin, weil es „dazu gehört“ doch zumeist gehen sie mit einem unangenehmen Gefühl darüber raus. Spanien hat mehr zu bieten als Corrida und eine zunehmende Anzahl von Spaniern setzt sich für die Abschaffung des Stierkampfs ein, da sie es nicht wünschen mit der Brutalität dieses Spektakels identifiziert werden.
Der Wandel lässt sich auch bei der königlichen Dynastie feststellen. Juan Carlos I. galt noch als ein überzeugter Verfechter des Stierkampfes, doch sein Sohn und Nachfolger Felipe VI. wurde nur selten bei einer Corrida gesehen. Er gilt in Spanien als ein Tierfreund, ähnlich wie seine Mutter Sofía und seine Ehefrau Letizia.
Die Zahlen des Kulturministeriums deuten darauf hin, dass die Gewinnzahlen und die der Besucher einer Corrida kontinuierlich zurück gehen. Im Jahr 2013 gab es in Spanien noch knapp 2000 Stierkämpfe aller Kategorien. Inzwischen ist der Stierkampf in Katalonien und auf Kanaren verboten worden.
Doch bald muss vielleicht nicht einmal mehr verboten werden, was eines natürlichen Todes stirbt. Die Jugend ist eher fußballorientiert. Dahinter steckt ein bisschen auch die Aversion gegen die Corrida als Domäne von Grafen, Großgrundbesitzern und sonstigen Privilegierten, was auf die Fußballspieler anscheinend keine solche Anwendung findet.