Sommer
Nora genießt den Sommer in vollen Zügen und reist viel spontan herum. Aber auch ihre Abschiedsfeier nähert sich.
02.07.06
Allez les Bleus! Allez les Bleus! 0 :1 gegen Brasilien und die Welt ist in Ordnung. Ganz Strasbourg schiebt sich Fahne schwenkend und grölend durch die Straßen. Und ich mitten drin. Grinsend beobachte ich das Spektakel. War ich doch tags zuvor ähnlich aufgeregt. Das Fußballfieber steckt letztendlich wirklich jeden an. Wie wär’s jetzt mit Deutschland : Frankreich im Finale?
Aber Fußball ist ja zurzeit nicht das einzige Ereignis in Strasbourg. Nachdem jetzt schon über zweihundert Tage zurückgezählt worden war, ist sie endlich da: die Tour de France. Drei Tage hält sie nun die ganze Stadt in Aufregung. Hier merkt man nichts von den Schattenseiten, die sie in den Medien begleiten. Alle sind gut gelaunt und feiern ausgelassen, drängeln sich entlang der Strecke an den Banden und versuchen einen Blick auf ihre Helden zu erhaschen. Die gute Laune steckt auch mich an und ich bin richtig froh, dass dies ein freies Wochenende ist.
Dabei waren die vorhergegangenen Tage eher von gedrückter Stimmung gewesen. Dennis hatte von einem Todesfall bei sich zu Hause erfahren und musste ganz plötzlich nach Dänemark zurückkehren. Da er sich vor einigen Tagen zu allem Überfluss auch noch das Schlüsselbein gebrochen hatte, wird er wohl auch nicht wieder zurückkommen. Nur einmal kurz, um seine Sachen abzuholen. Das ist schon ein komisches Gefühl, jetzt so ganz allein in der Wohnung zu sein.
20.07.06
Es ist jetzt schon wieder zwei Wochen her, dass ich das geschrieben habe. Wie immer bin ich von vielen Dingen abgelenkt worden und nicht zu einem Ende gekommen. Mittlerweile ist klar, dass aus dem deutsch-französischen Finaltraum nichts geworden ist. Meine Laune aber bleibt ungetrübt und ich genieße alles, was um mich geschieht in vollen Zügen: Geburtstagsfeiern am Baggersee, Besuche bei Swantje in Niederbronn, den ganzen Morgen mit Younes in der Küche sitzen und Musik tauschen, mit Kristin und Marc essen und bis tief in die Nacht quatschen. Aber auch auf der Arbeit ist die Atmosphäre zur Zeit sehr angenehm und ich freue mich immer wieder, zu diesen Kollegen gestoßen zu sein, die mir das Gefühl geben, ein Teil ihres Teams zu sein. Da fällt es natürlich doppelt schwer, sich langsam auf den Abschied vorzubereiten.
Allerdings werden in diesem Herbst auch einige der Erzieher das Foyer verlassen, sodass die Wehmut uns wieder ein Stück weiter zusammenschweißt. Ich bin jetzt schon mitten in der Planung meiner Abschiedsfeier für die Kinder. Es wird so eine Art Indianerfest mit Schatzsuche werden. Ich freue mich schon richtig drauf und habe eine Menge Spaß beim Vorbereiten. Zunächst bin ich aber erst mal noch eine ganze Woche am Stück gefragt. Ab morgen fahre ich nach Tranche sur mer an den Atlantik, wo ich mit den Kindern acht Tage Ferienaufenthalt verbringen werde. Das wird sicher noch mal ein wenig anstrengend werden, aber ich freue mich trotzdem schon darauf. Zumal ich mich ja nicht beklagen kann, hatte ich doch die letzten zwei Wochen, in denen die Kinder schon vor Ort waren, zum Ausgleich frei.
Einen Großteil davon habe ich im Urlaub verbracht.
Aus dem lange gehegten Plan, dass Jule, eine meiner Freundinnen aus Dresden, mich hier in Strasbourg besuchen kommt, entstand die spontane Idee, dass wir zusammen nach Korsika fahren könnten. Zufälligerweise fanden wir dann auch noch einen passenden Billigflug, der uns zuerst nach Pisa führen sollte. Nach einem schönen Tagesaufenthalt dort, war es dann auch nicht weit nach Livorno, dem Fährhafen, der uns nach Korsika bringen sollte. An diesem Abend fuhr jedoch keine Fähre mehr nach Bastia, aber da wir sowieso keine festgelegte Reiseroute hatten, entschieden wir uns, erst mal einen Abstecher nach Sardinien zu machen, da dahin am selben Abend noch ein Schiff fuhr.
Am Ende sollte sich das sogar als glücklicher Zufall erweisen, denn nachdem wir nach kurzem Aufenthalt in Sardinien von dort mit der nächsten Fähre nach Korsika übersetzten, kamen wir sofort am wunderschönen Südzipfel an, den wir sonst vielleicht gar nicht mehr geschafft hätten. In einem zweitägigen Aufenthalt in Bonifacio hatten wir nicht nur Gelegenheit, uns diese interessante Stadt anzuschauen, die hinter dicken Stadtmauern in einer alten Verteidigungsanlage auf einer Landzunge über dem Meer thront, sondern auch einen der nahe gelegenen Strände zu genießen. Dort in den Buchten ist der Sand weiß und das Meer türkisblau.
Danach ging es für uns immer weiter in den Norden, so dass wir während unserer acht Tage einmal die Westküste komplett abgefahren sind, immer unter Zuhilfenahme der lokalen Buslinien. Das war eine angenehme und interessante Art zu reisen und für uns, die mit schweren Rucksäcken unterwegs waren, auch die bequemste. So haben wir im Laufe der Woche neben Bonifacio noch Ajaccio, Porto, Calvi und Bastia besichtigt, einige Strände besucht und viel Landschaft, vor allem bergige, im Vorbeifahren gesehen. Wir haben die Zeit genossen und vor allem das Gefühl der Freiheit, zu bleiben oder zu gehen wo oder wohin wir wollten. Die Woche hat mir richtig gut getan und reiht sich ein in die schöne Zeit, die ich gerade verlebe. Außerdem bin ich jetzt auch stolzer Besitzer von ein wenig Sommerbräune. ;-)
Nur der Vollständigkeit halber sollte ich vielleicht noch das Seminar in Aigues-Mortes erwähnen. Das von den Freiwilligen organisierte Treffen, war für alle mehr ein Urlaub, als ein Seminar und deswegen ziemlich entspannt. Die Zeit ging zwischen zusammensitzen und reden und interessanten Aktivitäten schnell rum.
So, jetzt bin ich hundemüde und muss meine Tasche für morgen noch packen. Also tschüss, und bis demnächst.
Gruß Nora