Solidarität: Die Transformation von Bildern zu Buchstaben
....Über Sprache und Solidarität und das Geschenk, jemand anderem die eigene Stimme zu leihen
Sie tritt auf und erhebt ihre Stimme für ihn.
Ihr Körper verschwimmt in den Lauten ihrer Worte und formt neue, fremde Bilder.
Seine Bilder, die Gedanken werden und sich dann in ihren Buchstaben neu formen.
Fremde Buchstaben in einer Stimme, der plötzlich mehr als einen Mund hat.
Fremde Buchstaben in einem Körper, der sein Herz für einen Moment ein Stück nach links verschoben hat.
Ich bin da. Für dich. Ich verstehe deine Sprache und die Bilder, die du dahinter verbirgst.
Ich gebe dir meine Stimme, weil du gerade keine hast. Dir fehlen die Wörter und sogar die Buchstaben. Doch das Bild, das du siehst, das sehe ich auch und ich kann es befreien. Ich kann das Bild befreien und in Buchstaben legen.
Sie hört auf zu dolmetschen und ihr Herz rutscht wieder das Stück zurück, sitzt an seinem alten Platz und atmet die Worte, die nur ihre sind.
Das ist Solidarität. Wenn das eigene Herz für einen Moment ein Stück zur Seite rutscht und Platz macht für neue Bilder. Bilder die sich in Buchstaben verwandeln, wenn ihr Besitzer keine Stimme mehr hat.