Silvester
Was für ein Silvester! Man bekommt eine Einladung für eine "house party" von einem Menschen, den man bis dato zwei mal in seinem Leben gesehen hat, was aber auch schon zwei Monate her ist: Anna, die jetzt Freiwillige in Österreich ist und zwei Wochen Urlaub hat. Das war dann auch die einige Person, die ich kannte.
Was für ein Silvester! Man bekommt eine Einladung für eine "house party" von einem Menschen, den man bis dato zwei mal in seinem Leben gesehen hat, was aber auch schon zwei Monate her ist: Anna, die jetzt Freiwillige in Österreich ist und zwei Wochen Urlaub hat. Das war dann auch die einige Person, die ich kannte.
Wir trafen uns um 19 Uhr und während ich wartete, schlug etwa fünf Meter entfernt von mir ein polnischer Böller ein, was mir vorkam wie eine Bombe. Die Detonation war so heftig, dass sie die Alarmanlage der mehrere Meter entfernten Bäckerei auslöste. Als Anna kam, lernte ich ihre Schwester kennen. Gemeinsam gingen wir zu der Wohnung, wo die Party stattfinden sollte. Da lernte ich dann den Rest der lustigen Runde kennen: Adam, Gosia, Asia, Ala und Pawel, der mir den ganzen Abend über seine fremdsprachlichen Fähigkeiten bewies ("Hello! How are you going? Good?") und sein Deutsch bestand aus "Flachen machen", womit er "Flaschen leer machen" meinte. Ja, so war es auch.
Wir aßen und tranken natürlich - wie sollte es anders sein - Vodka. Mir wurde erklärt, dass drei Runden Pflicht in Polen seien und um die polnische Kultur näher kennen zu lernen und mich zu integrieren, kam ich dieser Pflicht natürlich nach. ;-) Irgendwann klopfte es an der Tür und der Nachbar stand im Anzug und mit Hund und Sekt davor und meinte, er wolle mit uns was zum neuen Jahr trinken. Er begrüßte uns Mädels alle mit Handkuss und setzte sich dann dazu. Sein Hund belagerte das Bett und wollte ständig unsere Chips klauen. Da es allen irgendwie auf die Nerven ging, dass er da war (er hatte viele Probleme; seine Frau hatte ihn für einen Iren verlassen und so weiter) wurde der Sekt sehr schnell geöffnet und geleert. Dann bekam er einen Anruf von seiner Ex-Frau und schrie rum und saß danach depressiv in der Ecke. Dann dachten wir, er ginge endlich, aber nein, er fing an zu tanzen und versuchte ständig uns (besonders mich) zum Mittanzen zu bewegen. Irgendwann gelang es Adam und Pawel dann, ihn loszuwerden, aber auch wir brachen auf zu der Stadtparty. Wir stehen also an der Bahn, während Adam, der ziemlich betrunken war, erst mal auf die andere Straßenseite rennt, die Prostituierten da umarmt und ihnen ein frohes neues Jahr wünscht. Leider mussten wir ihn mit Rufen dabei unterbrechen, weil nämlich unsere Bahn kam und dann kam er ganz schnell angeflitzt. Während der Fahrt hat er dann die ganze Bahn unterhalten, was ebenfalls sehr lustig war.
Bei der Stadtparty waren circa 65-jährige für die Sicherheit verantwortlich und die Leute in der Menge schossen Raketen ab; zwischendurch wollte ich mich am Liebsten flach auf den Boden werfen, weil es um mich herum knallte und brannte. Für die Musik auf der Party war ein polnischer Star verantwortlich, die aber keiner meiner Gefährten mochte, weil die Texte angeblich dämlich seien. Wie gut, dass ich nichts verstand. Dann gab es Silvestergrüße von wichtigen Personen wie einer Sportlerin, die bei einer Europameisterschaft die zweite Silbermedaille gewonnen hat, oder einem wichtigem Polizisten, der sagte, dass natürlich alles in Ordnung und sicher sei. Na klar! Den Countdown zählte dann der frisch gewählte Stadtpräsident und dann - um Mitternacht - gab es erst mal eine Sekt- und Konfettidusche. Nach dem Feuerwerk, also dem Hauptfeuerwerk, rannte Adam plötzlich weg, nur um kurz danach auf der Bühne aufzutauchen und Karaoke zu singen und zu tanzen. Als Lohn bekam er einen Stadtkalender und ein Buch.
Danach fuhren wir zurück zur Wohnung, wo dann erst mal wieder getrunken wurde. Als wir dann gingen, hieß es: "Das heute war nur Teil eins, Teil zwei ist morgen um fünf. Wir haben etwas Süßes."
Also dann am ersten noch mal hingegangen, aber das war ruhiger und nur einer hat Alkohol getrunken. Wir haben Waffeln gegessen und geredet (und uns die Fotos vom Vortag angeguckt...oh Gott!).