Scoreni.
Miesmuschel besucht das Heimatdorf ihres Mitbewohners in Moldawien. Grau ist es dort - in allen Schattierungen. Und dann trifft sie völlig unerwartet auf den schönsten Ort, den sie je gesehen hat.
Ich hatte kurz vergessen was ich hier eigentlich mache.
Warum ich nicht dort bin wo alles einfach und klar und sicher ist.
Heute konnte ich es endlich wieder fühlen.
Heute war ich mit einem meiner Mitbewohner in dem Dorf aus welchem er kommt. Also ein großes Dorf, fünftausend Einwohner.
Es ist grau dort. Hellgrau, mittelgrau, dunkelgrau. Die Sonne hat heute nicht geschienen, wodurch das ganze noch unterstützt wurde. Das Grau wird durchbrochen von hellmitteldunkel türkisblaugrün. Kräftige neue Farben mit denen zahlreiche Tore und Zäune gestrichen wurden. Rauch weht dort durch die Luft und brennt in der Nase.
Meine beiden Mitbewohner sind Brüder. Sie haben noch zwei, die studieren in Rumänien.
Ihr Vater war seit zweitausendsechs nicht mehr hier. Er arbeitet in Italien, ist da irgendetwas zwischen legal und illegal. Jedenfalls kann er nicht her kommen, weil es sonst verdammt schwierig werden könnte nach Italien zurückzukehren.
Wäre er nicht dort, könnten seine Söhne nicht studieren.
Die Mutter wohnt allein und arbeitet als Lehrerin. Ihr Mann würde gern dass sie auch nach Italien kommt.
Nicht für immer, nur für ein paar Jahre, um dann Geld zu haben um in Moldau etwas Eigenes aufzubauen.
Es gibt keine wirklich genauen richtigen Angaben über die Einwohnerzahl Moldaus, es wird davon ausgegangen das ein Viertel der Bevölkerung im Ausland arbeitet.
(Diesen Sommer war in der ZEIT eine Reportage, eine Journalistin hat ihre Putzfrau in ihr Heimatland, die Ukraine, begleitet und dort deren Töchter getroffen: Eurowaisen. Es gibt Kühlschränke und Fernseher und Waschmaschinen und Mikrowellen - aber keine Eltern.)
Im Garten wuchsen Weinreben und Obstbäume und Tomaten und rote Beete und Lauch und Chillis.
Und es gibt säckeweise getrocknete Äpfel und Aprikosen und eingelegte grüne Tomaten und Hühner überall.
Wir waren noch im nächstgrößeren Ort, Stadtführung: Schule, Supermarkt, Bank, Park, Polizeistation und:
einer der wundervollsten Orte die ich je gesehen habe:
ein alter Rummel der da grad für ein paar Wochen aufgebaut wurde.
Kettenkarussell, riesige Schwäne und eine winzige Achterbahn.
Bunte, bunte Farben,
verblichen und doch so lebendig,
voller Glanz dem fortschritt trotzend.
zwischen Dorf und Stadt. Zwölf Kilometer. Erst Wald dann Müll. Verdammt viel Müll.
Der Müll hängt schon wie Schmuck in den Bäumen.
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