Sancta Lucia, god jul och ett gott nytt år!
Die letzten Wochen des Jahres 2018 hielten für mich sowohl aufregende Tage mit Luciakonzerten und meiner Heimreise, aber auch entspannte Weihnachtsfeiertage und eine Silvesternacht mit wenig Schlaf bereit.
Wenn wir in Deutschland das Datum 13. Dezember hören, denke wir uns nichts dabei. Ein ganz normaler Tag Ende des Jahres eben. Wenn die Schweden den 13. Dezember hören, dann ist das für sie mit Sicherheit kein ganz normaler Tag. Es ist Luciatag. Für mich bedeutete das dieses (beziehungsweise mittlerweile letztes) Jahr, von morgens bis abends zu singen. Und zwar Lieder die mit einer Ausnahme allesamt auf Schwedisch oder eher selten auch auf Latein waren. Mittlerweile würde ich fast schon sagen, dass ich mit den schwedischen Liedern genauso gut zurecht kam wie mit den Lateinischen, obwohl ich ganze 7 Jahre Lateinunterricht in der Schule hatte und Schwedisch seit gerade erst ca. 6 Monaten lerne. Neben gaudete konnte ich dann aber doch noch einiges aus der toten Sprache übersetzen und wenn man überlegt, dass man im Schwedischen keine ellenlangen Tabellen mit Endungen auswendig lernen muss, um Verben zu beugen (o, s, t, mus, tis, nt, ...) und Substantive zu deklinieren (da wird es bei mir schon schwieriger, aber us, a, um waren auf jeden Fall Nominativ), dann versuche ich das eher positiv als negativ zu sehen. Meine Fortschritte beim Schwedischlernen sind dann doch hoffentlich größer, als die beim Vergessen der Lateingrundlagen.
Neben zwei großen Konzerten mit Chor am Abend in der von Kerzen erleuchteten Kirche standen über 15 verschiedene Orte auf dem vollen Plan, an denen der Luciatåg aus uns sechs Mädchen an diesem Tag singen sollte. Nach einer Weile war ich so gut eingesungen, dass ich in eine Tonhöhe kam, von der ich nie gedacht hatte, dass mein Stimmumfang sie überhaupt hergeben würde. Am Abend des 13. Dezembers, der für mich um 8 Uhr mit Singen losging und damit auch erst 21 Uhr endete, war ich froh meine Stimme erst einmal schonen zu können. Außerdem konnte ich mich selbst beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wo wir überall mit dem Lied Sancta Lucia, Kerzen in der Hand und Kränzen auf dem Kopf eingelaufen sind. Die weißen Gewänder, die wir dabei getragen haben, sahen eher aus wie Nachthemden meiner Oma und konnten nur durch ein rotes Band um die Taille etwas gerettet werden. Die entstandenen Fotos, die nun gefühlt jeder in Åmål von mir hat, sehen aber trotzdem toll aus!
Nach diesem spannenden Tag lag nur noch eine halbe Woche Arbeit vor mir, bevor ich für Weihnachten und Silvester nach Hause aufgebrochen bin. Diese letzten Arbeitstage des Jahres waren angesichts der bevorstehenden Feiertage sehr entspannt, weil eigentlich alle nur noch auf Weihnachten warteten. Auch ich war dementsprechend eher semi-produktiv, was besonders meiner Vorfreude auf zuhause und dem Bauchkribbeln vor meinem ersten Flug alleine geschuldet war. Um es vorweg zu nehmen: Ja, ich lebe noch! Immerhin bin ich nur von Göteborg nach Berlin geflogen und musste dort dann in den Flixbus nach Leipzig steigen. Eine große Reise sieht dann doch anders aus, aber die Aufregung konnte ich vorher trotzdem nicht so einfach herunterschlucken.
In Deutschland angekommen, stand ein Treffen mit Rieke, einer der letztjährigen Freiwilligen aus Åmål, zwei Besuche auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt mit Freunden und einige Stunden zu „Weihnachten in allen Räumen“ in meiner alten Schule an. Ich verbrachte entspannte Tage mit meiner Familie, schaute mir das Krippenspiel meiner kleinen Schwester an Heiligabend sowie den Nussknacker am zweiten Weihnachtsfeiertag an, aß, vom Indischen Restaurant einmal abgesehen, in das mein Opa die gesamte Familie eingeladen hatte, tatsächlich nicht zu viel und fuhr dann am 27. Dezember mit meinem Vater, meiner kleinen sowie meiner Drillingsschwester und meiner Cousine ins thüringische Eichsfeld zu einer Familienfreizeit. Neben den ganzen tollen Leuten, die ich endlich wiedersehen konnte, war es wirklich sehr entspannend, nicht ständig zwischen drei Sprachen wechseln zu müssen, wobei ich mir das ein oder andere tack und hej då dann doch nicht ganz verkneifen konnte.
Nach fast zwei Wochen zuhause bei meiner Familie musste ich beim Landeanflug auf Göteborg lächeln, als ich die vielen Seen und Wälder sah und auf der Zugfahrt nach Åmål begleitete mich neben ständigem Gähnen, das der kurzen Silvesternacht geschuldet war, die gesamte Zeit über ein warmes Gefühl im Bauch. So hielt die Reise über Weihnachten und Silvester für mich dann gleich zweimal ein Nachhausekommen bereit.