"Runter geht, hoch nicht." oder "Tim saß in der Küche mit Tina"
"Der Geruch von Kaffee ist mein neues Parfum..." AnnaDoerte hat sich super in Italien eingelebt und schon viele Freundschaften geschlossen... auch vierbeinige!
Ciaoi a tutti!
Hier melde ich mich wieder. Es ist ein (fast) ganz normaler Tag. Okay, heute ist Samstag, er unterscheidet sich ein wenig von anderen Tagen.
Einige Jungs sind nach Hause gefahren, manche schon gestern, andere hab ich heute morgen weggefahren.
Das Polizeiauto steht schon den ganzen Tag vor der Tür und die Polizisten rauchen schon den ganzen Tag eine Kippe nach der anderen, Elternbesuch eben.
Vielleicht gibt's in Italien deswegen so viel Polizei.
Naja, "fuck the police" habe ich direkt nach "infame" gelernt, aber welche? Auswahl gibt es ja genug.
Es ist unglaublich, ich bin 1,5 Wochen in Italien und es fühlt sich wie eine Ewigkeit an.
Es ist ganz normal, morgens in einem anderen (ich will nicht "fremden" sagen) Bett zu erwachen, Julie noch schlafen zu sehen, obwohl der Wecker schon zum 3. Mal geklingelt hat, duschen zu gehen und rüber zu gehen, um der Katze und allen anderen "Buongiorno" zu wünschen und sich mit allen andern verschlafen an den Frühstückstisch zu setzen.
Ich wunder mich noch nicht mal, dass es zum Frühstück Kekse statt Brot gibt und wer denkt schon an was anderes als Kaffee?
Der Geruch von Kaffee ist mein neues Parfum, sowieso, und es fühlt sich nicht schlecht an.
Aber was ist eigentlich alles passiert?
Man erinnere sich an Julie, die vorherige Freiwillige, die mit mir zusammen wohnt und mir hier alles zeigt.
Wir verstehen uns so gut, dass es mir schwer fallen wird, sie in 2 Wochen gehen zu lassen, auch wenn ich dann die Wohnung für mich alleine hab. Sie hat mir hier alles gezeigt und beigebracht, nun kenne ich die Wege zum Busstop, zur Station, zu allen wichtigen Ärzten und zum Supermarkt.
Letztes Wochenende am Abend haben wir neuen Besuch bekommen. Die Jungs haben draußen eine Katze gefunden und in der zweiten Raucherpause wurde aus eins zwei.
Eine Katze hat Lele sehr flott seiner Freundin geschenkt, die andere ("Diego") wurde mein bester Freund, ich war ihr Lieblingsbaum und hab ihr den Hof gezeigt. Sie war schon fast stubenrein, als sie heute ausziehen musste. Ein ausgesprochen schwarzer Moment. Wirklich, diese Katze war toll und sah ein wenig aus wie jene aus Shrek.
Letzen Donnerstag ist mein Partner angekommen, am selben Tag wollte er unbedingt nach Pavia ("I have no time to waste"), was ein absoluter Reinfall war, da er so was von müde war, das gar nichts möglich war. Nun gut.
Im Moment ist er mir noch nicht besonders sympathisch, er ist wie ein kleiner, ausgesprochen unhöflicher (!) Junge, aber er hat auch gute Momente.
Schlechte Momente waren z.B. am Donnerstag, als er das Auto (ohne Führerschein) gegen die Mauer setzte und anschließend eine Flasche Öl fallen ließ. Hm.
Auch in der Schule bin ich eingeschrieben, zur Begrüßung gab es einen "kleinen Test", der sauschwer war und über den Julie herzlich lachen konnte. Marek hat ihn in polnisch ausgefüllt. Warum auch nicht? Meine Sprache verbessert sich so sehr, es ist unglaublich!
Ich verstehe so viel, dass ich es selbst nicht glauben kann.
Wenn ich noch mal eine neue Sprache lernen will, würde ich mich jederzeit wieder ins kalte Wasser werfen. Leider fällt mir das sprechen noch eher schwer, aber es gibt Momente, in denen ich genug Zeit hab, um zu überlegen und mich dann auch langsam unterhalten kann. Damit ich ein Pendant hab, bringe ich Rabi wichtige Wörter, wie "Käse, Schere, Serviette und Reibeisen" bei.
Wer lebt überhaupt hier?
Es gibt (glaub ich) sechs Edukatoren, im Büro drüben sitz jemand für die Verwaltung, ein Korrespondent für die verschiedenen Stellen der Organisation und ein Anwalt.
Drei Freiwillige (Marek, Julie und ich) und natürlich die Jungs.
Bis jetzt gibt es keinen, der mir richtig unsympathisch ist, aber ich wusste ja schon immer, dass in Italien die Leute nett sind ;).
Letzten Samstag, also vor einer Woche, gab Arimo ein kleines Fest und hier waren viele Psychologiestudenten, mit Lehren, die Mädels von Casa Miriam (aus der Stelle in Pavia) waren hier und das Essen war hervorragend, wie eigentlich jeden Tag.
Über eine Sache muss ich noch lästern: Autofahren hier ist der Horror!
Ich hoffe, ich gewöhn mich dran.
Das Auto, das ich fahre, ist ein großer VW Bus, damit auch alle reinpassen, und da es eh schon unmöglich ist, hier zur Stoßzeit (oder auch so) einen Parkplatz zu finden, ist es mit dem Auto noch unmöglicher.
Aber wozu gibt es den Warnblinker?
Außerdem erinnere ich mich gerne an den jungen Mann, der gestern am Bahnhof an die Scheibe klopfte, "Don't worry!" sagte, lächelte und sein Auto einfach quer vor die anderen stellte, damit ich ausparken konnte. Er fuhr übrigens einen Fiat 500.
Heute fahr ich nach Milan (bald schon) und freue mich sehr.
Grüße nach Hause, an alle, die jetzt Ferien haben "Schöne Ferien", "Schönen Urlaub".
An alle, die mit dem Studium beginnen "Guten Start", genau wie an alle anderen EVSler.
An alle anderen "Liebe Grüße!",
Anna
PS: Leider darf ich keine Fotos von den Jungs in Web stellen, deswegen werden es wohl die Katzen.
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