RUMÄNIEN | Kleiner rumänischer Reiseführer
Rumänien: für viele Menschen in Westeuropa ein völlig unbekanntes Land. Doch Eddy hat sich vorgenommen, einige Wissenslücken zu schließen. Sein kleines Glossar rumänischer Lebensart erlaubt einen ersten Einblick in das Leben und Wirken der Menschen in Rumänien.
Liebe Leute! Rumänien, bezeichnet als der "Wild West of Eastern Europe" (Lonely Planet), ist auf alle Fälle ein Exot – und das nicht nur für den Low-budget-backpacker! Um Euch dieses Land ein wenig näher zu bringen, hab ich hier ein paar Punkte zusammengetragen.
MENTALITÄT. Nach zwei Wochen in Rumänien muss ich mich immer verwundert der Frage stellen: Wie um alles in der Welt funktioniert das in Deutschland? Alles sauber und durchorganisiert, der Kabelsalat unterirdisch, die öffentlichen Telefone funktionieren einfach, Korruption im täglichen Leben gibt es nicht. Und ob Strassen, Häuser, Züge, alles perfekt verarbeitete Qualität! Nach vier Wochen: Unwahrscheinlich, die Rumänen! Wie die überhaupt ihre Schrottkisten am Laufen halten, ihrem täglichen Leben mit Humor begegnen und offenbar nie in ein Straßenloch fahren! Und diese Gastfreundlichkeit...
ARMUT. Das Durchschnittseinkommen beträgt ungefähr 150 Euro (Ministergehälter inbegriffen), die Arbeitslosigkeit ist hoch, etwa 30 Prozent leben unter der Armutsgrenze, ein Euro sind 40.000 Lei. Es ist das ärmste Land Europas.
GEOGRAFIE. Rumänien ist schön. Es wird von den Karpaten durchzogen und im Osten grenzt es an das Schwarze Meer. Ein einmaliges Naturschutzgebiet ist das Donaudelta, in dem sich der zweitlängste Fluss Europas mit vielen Armen ins Meer ergießt. Kurzum, alles da, was man sich in einem Land erhoffen kann.
ZUEGE. Das Transportmittel Nr.1, das etwas ruppig durch die landschaftlichen Weiten Rumäniens tuckert. Ich will darauf hinweisen, dass die Zugnamen wie "Rapid" (schnell) und "Accelerat" (beschleunigt) rein suggestiv gewählt sind. Unsereinem sind diese Züge erster Klasse zu empfehlen, obwohl man auch mal den blauen "Personal" bestiegen haben sollte. Darin fährt der Bauer mit seinen Kartoffeln und Zigeuner hab ich darin auch schon tanzen sehen.
ZIGEUNER. Hier findet man mit ca. zwei Millionen, die größte Roma-Bevölkerung Europas, was den Rumänen gar nicht passt. "Oh du vergangenes Zigeunerparadies! Wie lieb du mir bist, ich kann es nicht sagen..." wird in einem Lied gesungen. Das muss in der Tat schon länger her sein, denn heute begegnet man einer ganz anderen Meinung unter den Leuten. Es heißt, dass man aus einem Zigeuner unmöglich einen zivilisierten Menschen machen kann, dass er stiehlt wo er nur kann, nicht ehrlich arbeiten gehen will, dumm und ungepflegt ist und überall im Ausland einen schlechten Eindruck von Rumänien selbst hinterlässt. Dieses Klischee wird leider nur allzu oft bestätigt und eine gesellschaftliche Diskriminierung der Zigeuner ist daher vorherrschend.
DRACULA. Genau! Den transsilvanischen Blutsauger gab’s natürlich nicht wirklich, nur einen wegen seiner Foltermethoden gefürchteten Schlossbesitzer mit dem schrecklichen Namen Vlad Zepesch.
HUNDE, vor allem freilaufende. Diese gibt es hier zuhauf und sie jaulen meist die ganze Nacht. Sollte man einmal von einem Rudel von Straßenkötern umzingelt sein, so kann ich aus Erfahrung sagen, dass, wer schnell laufen kann und dazu noch Fußballer ist und gut treten kann, gute Chancen hat. Als Geheimtipp habe ich gehört (also keine Garantie), man kann auch einfach in die Hocke gehen und mit den Armen wild um sich fuchteln, dann trauen sie sich nicht zu beißen und man muss nur noch auf Hilfe warten...
Man findet ihn überall, man kann seinem Anblick einfach nicht entrinnen. Ob in Bukarest, an der Küste oder auf dem Lande. Keiner beachtet ihn, aber jeder macht ihn, den guten alten MÜLL.
MUECKEN. Ich persönlich bin der Auffassung, dass rumänische Mücken ein besonders penetrantes Surren an die Nacht legen. Ich packe also meinen Koffer und nehme ein Fliegengitter mit (wenn halt diese blöde Apartmentfenster noch aufgehen würde).
MAEDCHEN. Männer aufgepasst! Ich sag mal: rassig, gut gebaut, fein gekleidet. Und temperamentvoll natürlich. Vielleicht ein bisschen zu viel Schminke, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.
TOILETTEN. Frauen müssen stark sein in Rumänien. An die Plumpsklos in den Dörfern kann man sich vielleicht gerade noch gewöhnen, aber in der Stadt könnte es derb werden. Klopapier im Gepäck ist ratsam, gerade wenn man dann doch den nächsten Busch wählt.
ESSEN. Das Prinzip ist schnell erklärt: Du triffst eine ältere rumänische Frau, sie denkt dann, sie ist deine Mutter, und du musst essen. Was aber halb so schlimm ist, ihre Küche ist sehr herzhaft! Dann gibt es Ciorba (Suppe), Sarmale (Krautwickerl) mit Mamaliga (Maisbrei), Kartoffelpüree mit Fleischgarnitur und ein Stamperl Zuica (Zwetschgenschnaps) immer zwischendurch.
Zum Schluss muss ich noch etwas Wichtiges für den zart besaiteten, ordnungsliebenden, westeuropäischen Reisenden (von dem ich mich nicht ausnehmen will) anfügen: Rumänien macht nachdenklich. Ob die Klebstoff schnüffelnden Straßenkinder, die Besoffenen in den Bahnhofshallen, die bettelnde Zigeunerin mit dem Säugling an der Brust, das sich auf Knien bekreuzigende Mädchen im Zugabteil...
Hat man keine Schwielen auf der Seele, können einen solche Erlebnisse ganz schön runterziehen. Und soll man jetzt den bettelnden Kindern doch was zustecken...? Nun denn, was soll ich noch sagen, vergesst Großbritannien oder Frankreich, die sowieso alle im westeuropäischen Gleichschritt marschieren. Kommt nach Rumänien, da könnt ihr noch was erleben, von mir aus besucht mich einfach!
Also dann, man wird sehen. Ceau, Edi
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