Rest of November
Auch die zweite Novemberwoche hat für Julia_slaapt_lekker Einiges zu bieten. Viel Arbeit, aber auch viele Ausflüge nach Amsterdam und ein ansehnliches kulturelles Programm.
Auch die zweite Novemberwoche hatte einiges zu bieten, und ohne Ausruhtag vom anstrengenden Wochenende davor gings gleich um acht Uhr am Montag wieder an die Arbeit - natürlich bis fünf Uhr, wie jeden Tag. Dieses Schema zog sich durch bis Mittwoch, wo ich dann schon um sieben Uhr für die morgendliche Dusche gebraucht wurde, und gleich mal ein paar Überstunden bis fünf machte. Noch schnell die Bewerbung für den Open Day der Hogeschool für Samstag ausgefüllt und die restlichen Sachen für den nächsten Tag geregelt genossen wir noch einen Film - was sich natürlich am nächsten Tag beim Aufstehen bemerkbar machte.
Dieser Donnerstag sowie der darauf folgende Freitag waren mal wieder mit Sprachkurs in Utrecht ausgefüllt, welcher nach dem gleichen Schema wie sonst auch ablief (jeweils ein paar Stunden Sprachkurs durchzogen von zahlreichen Kaffee- und Essens-Pausen) und natürlich als Schwerpunkt nicht das Lernen der niederländischen Sprache (wat geen problem is) sondern Treffen der anderen Freiwilligen darstellte.
Nach zwei intensiven und anstrengenden Tagen ohne Schlaf :-D, gings für mich überraschenderweise am nächsten Tag nicht nach Amsterdam wie vermutet, sondern nach Den Haag, was sich auf meinen Wunsch zum Kinobesuch in Utrecht zurückfolgern ließ - komplizierte Geschichte, jedenfalls war ich diesen Abend in Den Haag. :-D
Am nächsten Morgen ging’s gleich früh zum OpenDay der Hogeschool van Amsterdam, welcher sich als ziemliche Enttäuschung jedenfalls in Bezug auf meine Berufs- und Studienwünsche herausstellte. Eine niederländische Hochschule ist im Gegensatz zur deutschen nämlich von weitaus geringerem Niveau, und über viele Wege zu erreichen, was auf der anderen Seite wieder gut ist für diejenigen von "niedrigeren" Schulen, welche nicht sofort, wie in Deutschland, aufs Abstellgleis geschoben werden.
Naja, meinen Wünschen entsprach die Hochschule jedenfalls nicht und so machte ich mich auf den Weg in die siebenstöckige Glasbibliothek Amsterdams, echt ein Einzelstück und wunderbar für alle Vorhaben: Computer mit freiem Internetzugang auf gemütlichen Sofas, Regale voll von Zeitschriften jedes Thema betreffend, eine große Mediathek und auch einem extra Kinderteil im Untergeschoss. Dazu noch ein Café im obersten Stock mit wunderschönem Ausblick auf ganz Amsterdam (welcher an den Tagen, wo ich dort bin leider meist durch Wolken verschleiert ist).
So verbrachte ich meinen ganzen restlichen Nachmittag in dieser wunderbaren Bibliothek (in der man eigentlich Wochen zubringen könnte) und beschloss meinen Tag dann noch mit einem Essen im dazugehörigen Vapiano mit meinem kolumbianischen Freund Mauricio, der sich zu der Zeit auch gerade dort befand.
Die nächsten Tage verliefen eher ruhig, durchbrochen vom dienstäglichen Uitstapje (Ausflug) nach Amsterdam mit dem Keukenwerkplaats (dem Arbeitsplatz in der Küche), welcher uns zum berühmten Van-Gogh-Museum führte. Zusammen mit einer Gruppe von ungefähr 15 Mann genossen wir die Führung durch das Gebäude, den Museumsplein, Essen in einem oldschool eingerichtetem Café und machten auch noch Halt bei einer anderen Einrichtung unserer Stiftung, der SorgBäckerei Jamba.
Diese dritte Novemberwoche musste ich sogar bis Samstag arbeiten, weil an diesem Tag ein Verwandtentag unseres Hauses für (wie der Name schon sagt) Verwandte und Mitarbeiter stattfand, an welchem jeder Interessierte mehr über nicht-angeborene Behinderungen erfahren und dabei ganz viel Kaffe/Tee trinken konnte, für dessen Bereitstellung wir verantwortlich waren. Glücklich, auch mal etwas anderes als Pflege machen zu können, genoss ich meine Arbeit als Bartenderin und beschloss gleichzeitig, diese Berufsoption weiter in Erinnerung zu behalten. ;)
Interessant an diesem Nachmittag war allerdings auch einmal die Familie der verschiedenen Bewohner kennen zu lernen und mit Ihnen über den- bzw. diejenige zu reden, was ich in großem Maße tat. Als die letzten Tassen abgespült waren, gings auch schnurstracks nach Amsterdam, um dort einen Freund zu treffen, welcher auch gerade mit Freiwilligenarbeit in Den Haag beschäftigt ist (Markus). Nach meiner kleinen Führung durchs Rotlichtmilieu gings durch den niederländischen Regen zum Inder, den ich schon im September im Jordaan (Stadtteil von Amsterdam) entdeckt und wieder noch für lecker befunden hatte.
Nach Schlafaufenthalt in Middenbeemster gings am nächsten Tag natürlich wieder nach Amsterdam, um dort noch den schönen Vondelpark zu sehen und danach im neuen Twilight Film vor dem Regen zu flüchten (welcher sich allerdings auch eher als Sprung ins Wasser erwies, da nach langem Bangen zwar 35 ehemals reservierte Karten wieder frei wurden, wir also einen Platz bekamen, dieser aber wegen freier Platzwahl natürlich direkt in der ersten Reihe war - der Killer für jeden Film!). Am nächsten Tag bekam ich wegen meiner Samstagsarbeit zum Glück frei, und verbrachte den größten Teil des Tages in meinem steinharten Bett- trotzdem irgendwie entspannend.
Die folgende Woche verlief dann weitaus unspannend - bis auf einen kleinen Essensbesuch bei einem Kollegen von mir, der auch in Middenbeemster wohnt, in der Küche arbeitet und mir zusammen mit seiner Frau großzügig sein Haus überlassen möchte. (Natürlich nur, wenn sie selbst nicht da sind, und niemand auf die Katzen aufpasst. ;)) Meinen Haushalt kann ich darüber hinaus auch noch verbessern, da neben Katzen auch noch Kinder in dem Haus wohnen, auf die ab und zu gegen Bezahlung aufgepasst werden kann.
Mit Zweitschlüssel in der Hand verließ ich dann am Dienstagabend nach ausführlichem Dinner zufrieden ihr Haus, um gleich im nächsten Halt zu machen, meinem Zweitwohnsitz Maison de la Ferrière, das Haus einer französischen Kollegin von mir, die auch noch einen Sohn in meinem Alter hat. Dort werde ich stets mit allen brauchbaren Dingen versorgt: Von Kopfhörern bis zu Sofas, Tischen, Mp3-Playern und natürlich Essen ("Hast du schon zu Abend gegessen? Ach natürlich nicht, ich mach dir schnell einen Salat!"). Darüber hinaus kann ich mein gehörtes Französisch verbessern und ab und an auch mal das ein oder andere Wort einwerfen :-D (Das Maison de la Ferrière ist auch bekannt für abendliche Zusammenkünfte aller Art von Freiwilligen, ehemaligen Freiwilligen und Geschwistern - "heel gezellig!").
Aber unspannend geht’s natürlich nicht weiter, wofür bin ich denn im Ausland? ;)
Am nächsten Samstag hatten Mauricio und ich einen Termin im Concertgebouw, wo eine Freundin meiner Mutter/unserer Familie zusammen mit anderen Sängern aller Länder eine Sonate von Beethoven aufführte, die wir uns zum verbilligten Preis anschauen konnten (es lebe die Connection :-D). Nach eineinhalb viel zu kurzen Stunden, die wirklich ausschließlich aus Genießen und Bewundern bestanden ;), trafen wir uns noch mit der Bekannten, Uschi, um die neusten News about Deutschland zu hören und natürlich gewoon wieder in Kontakt zu sein (wenn man sich schon mal zufällig in Amsterdam trifft!).
Auf unserem Heimweg vom Museumsplein (auf dem das Concertgebouw steht), trafen wir dann noch zufällig auf eine Reihe von Künstlern aus aller Welt, die in einem eigentlich für die Biennale 2009 gedachten Gebäuden tagten und nach „Laden“schluss Vorträge zum Thema: Krieg in Amsterdam 2030 gaben - sehr interessant, unterhaltend und obendrein mit freiem Bier und Käsebroten. ;) (und man weiß ja: "Käsebrot… ist ein gutes Brot!")
Nach unserer Trennung in verschiedene Richtungen ging mein Abend weiter mit einem Besuch bei den Freiwilligen des Mission-houses, die selbst noch Besuch erwarteten, mit welchem und mit wessen Insider-Wissen wir dann in einem überaus tollen Club landeten, der leider wenig mit der Musik zu tun hatte, die ich ursprünglich für diesen Abend vorgesehen hatte (wo bleibt der Elektro?)
Von solchen Parties wimmelt es in Amsterdam sowieso nicht so sehr, jedenfalls nach meinen bisherigen Erfahrungen zu schließen. Das Feierleben ist in jedem Fall vom deutschen abzugrenzen; schon allein weil die meisten Clubs um halb vier niemanden mehr reinlassen und um fünf Uhr spätestens dicht sind. Das Nachtleben findet hier eher in Bars statt - die wenn man Glück hat allerdings eine große Tanzfläche besitzen und umsonst zu betreten sind - jedoch wie für Bars üblich früher als die durchschnittliche deutsch Disko schließen.
Am nächsten Morgen wurden wir früher als erwünscht geweckt um dem üblichen Sonntagsritual des Mission-Houses zu folgen - dem Kirchgang. Das klingt jetzt im ersten Moment vielleicht langweilig oder lästig, ist es aber näher betrachtet gar nicht - jedenfalls in dem Ausmaß, in welchem ich es genießen kann (heißt: nicht jede Woche). ;)
Spannend dabei ist, fast jedes Mal in eine neue Kirche zu gehen (Amsterdam hat mindestens hundert - also für jede Woche zwei neue ;), andere Arten des Gottesdienstes und natürlich auch der Gebäude zu sehen- und darüber hinaus noch gesprochenes wie gehörtes Niederländisch zu üben.
Unerwarteter Weise wurden wir diesen Sonntag gleich mehr in den Gottesdienst einbezogen als normal üblich - ein paar in Amsterdam lebende Freiwillige hatten sich nämlich bereit erklärt, die musische Gestaltung in die Hand zu nehmen, sozial wie wir sind, unterstützen wir anderen sie natürlich dabei. Danach durften wir der ausgewählten Menge Kirchgänger noch eine kleine Zusammenfassung über unser Leben als Freiwillige geben und weitere Fragen danach beim gemeinschaftlichen Coffie und Thee ausführlicher besprechen.
Coffie und Thee steht bei den Niederländern übrigens auf der To-Do-Liste für jeden Tag ganz oben - und wird auch zu jeglichem Anlass zelebriert. So gingen wir vom Kirchenkaffee stracks zum Wohnhaus der anderen im Amsterdamer Rotlichtviertel lebenden Freiwilligen - natürlich um Kaffee zu trinken.
Um die Museumjaarkaart (für 22 Euro) auch richtig auszunutzen, machten wir uns am Nachmittag dann auf zum Tropenmuseum, welches ein breites Sortiment an Ausstellungsstücken aller Kulturen der Welt zu bieten hat- und obendrein noch zeitbegrenzte Sonderausstellungen anbietet – dieses Mal zum Thema Surinam und im Wald lebenden Ureinwohnern dort (was ich zwei Wochen später gleich mit einem gebürtigen Surinamesen ausdiskutierte ;)).
Nach einem gemeinsamen Kochen und Film schauen im Mission House ging’s für mich dann Sonntagabend wieder nach Hause (Montag muss ja gearbeitet werden…) - jedoch natürlich nicht ohne vorher zu später, später Stunde noch eine Schokoladenmilch im Haus Ferrière getrunken zu haben! :)
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