Reizüberflutung im banlieue parisienne
La Boum, 5 Tage in Frankreich und 5735489135908508 neue Eindrücke.
Salut tout le monde!
Eigentlich wollte ich schon vor meiner Abreise nach Frankreich mit diesem Blog beginnen um vorab zu berichten, wie ich überhaupt zu meinem EFD gekommen bin. Eigentlich. Aber wie das Leben so spielt, rückte mein letzter Tag in Münster immer näher und urplötzlich war es auch schon Zeit sich zu verabschieden. Und zwar in zwei Etappen → Tag Nummer 1 (Freitag): Feiern!, Tag Nummer 2 (Samstag): gemütlicher DVD-Abend.
Beide Abende werde ich mit Sicherheit nie vergessen, DANKE an alle die da waren!!
«La Boum» ist übrigens der beste Film aller Zeiten und «Reality» von Richard Sanderson ein Ohrwurm, der sich tagelang in meinem Kopf eingenistet hat und einfach nicht mehr raus wollte.
Ach ja, und die Karaokeversion ist auch sehr zu empfehlen. Vor allem nach Mitternacht und in einer Wohnung im 4ten Stock, die ganz und gar nicht schalldicht ist. Meine Nachbarn konnten ihr Glück bestimmt kaum fassen :D
Aber jetzt werden sie erst mal ihre Ruhe haben, von Frankreich aus wird es nämlich schwierig mit der Beschallung. Gerade hocke ich meiner neuen Wohnung im 5ten Stock der Résidence Husson in Viry-Châtillon - einem Pariser Vorort, ca. 20 km von der Hauptstadt entfernt. Das Wohnheim ist eigentlich für Rentner gedacht und die sind hier auch zahlreich vertreten, aber alle sind sehr nett und das Appartement ist schön: Alles passt rein, die Küche ist gut ausgestattet, ein Fernseher ist auch da und es gibt sogar einen kleinen Balkon. Es gibt also nichts zu meckern!
In meinem Projekt bin ich gerade in einer Entdeckungsphase, die ca. drei Monate dauern wird.
Sie dient dazu mich einzuleben, die Stadt zu erkunden, meine Kollegen kennenzulernen usw. .
Deshalb wurden mir sämtliche Leute und Einrichtungen vorgestellt, die für die Stadt arbeiten, von der Bürgermeisterin über die Mitarbeiter der Mediathek und des Kulturzentrums bis hin zur Polizei und einigen anderen Diensten. Dabei wurden mir gefühlte 591923812038509 neue Namen eingetrichtert, die ich mir nie und nimmer alle merken kann :D
Nicht selten fing ein Gespräch so an: «Ahh oui, l’Allemagne. Très bien! Oktoberfest!» Nette Kollegen also.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass es wirklich leichter ist Französisch zu schreiben als es mit echten Franzosen, die gerne mal rasend schnell reden, zu sprechen. Zum Glück läuft es im Moment gut mit der Kommunikation und wirkliche Missverständnisse gab es bis jetzt auch noch nicht.. An die Geschwindigkeit gewöhnt man sich bestimmt, hoff ich zumindest. Und ansonsten: Lächeln, winken und schön «Oui» sagen. Und am besten alles gleichzeitig! ;)
Gestern war ich in einer lokalen Schule um mir dort ein Projekt namens «Relooking» anzuschauen und auch ein bisschen zu helfen. Fakt ist, dass in Frankreich viele Jugendliche im Ghettostil à la RTL-Nachmittagsfernsehn rumlaufen und jeden Tag im Jogginganzug zur Schule gehen.
Das kommt bei potentiellen Arbeitgebern natürlich nicht gerade seriös rüber und genau deshalb wurde das oben genannte Projekt ins Leben gerufen. Die zwei Erfinderinnen Anna und Monique ziehen mit 4 riesigen Koffern voller Klamotten durch die Schulen der Region Île-de-France und zeigen den Schülern wie sie ihren Stil am besten ändern können, was ihnen steht, welche Farben gut sind, wie man in der Öffentlichkeit einen guten Eindruck hinterlässt.
Das Ganze war wirklich beeindruckend. Am Anfang hatten die Schüler wenig Lust sich darauf einzulassen, aber dann ging es schnell bergauf! Hemden, Blusen, Kleider, Jacken, T-Shirts, alles wurde anprobiert und am Ende standen alle vor dem Spiegel und wunderten sich darüber, was man in so kurzer Zeit aus sich machen kann.
Am Ende kam ich übrigens auch in den Genuss einer exklusiven Farbberatung durch Monique und die Schülergruppe. Jetzt weiß ich, dass kalte Farben nichts für mich sind und ich am besten sofort in den nächsten Laden sprinten sollte um etwas in Rot zu kaufen. Danke Monique! ;D
Heute hat mich meine Tutorin auf Zeit (leider bleibt sie nur noch bis zum Ende des Monats) mit nach Grigny genommen, zu einer Mini-Jobmesse zum Thema Transport und Logistik. Grigny ist eine Nachbarstadt von Viry-Châtillon und besteht anscheinend hauptsächlich aus Hochhäusern und Betonblöcken, kein wirklich schöner Anblick also. Ein «banlieue parisienne», wie man es aus den Schulbüchern zum Thema «points chauds» kennt.
Ihr müsst euch das vorstellen wie «Mitten im Leben», nur auf Französisch. Und live.
Viry ist auf jeden Fall um einiges schöner, auch wenn es hier ebenfalls so einige Bausünden gibt.
Am Sonntag geht’s für eine Woche zum Einführungsseminar nach Redon in die Bretagne! Da werden dann die anderen EFDler kennengelernt, mit denen ich in Zukunft jeden Freitag in Paris (das Jugendzentrum befindet sich direkt gegenüber vom Eiffelturm, hab ich mir sagen lassen :) ) arbeiten werde.
Soviel zu meiner Blog-Premiere, Fortsetzung folgt! A bientôt et gros bisous!
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