Regentanz
Bisher waren die Trommelerfahrungen Laurins eher uninteressant. So war sie wohl nicht darauf vorbereitet, als es sie diesmal bei einem Trommelworkshop in Zilina (Slowakei) unter einer Autobahnbrücke und in strömenden Regen zunächst zur „Paarung der Schildkröten“ und dann zum Gang über glühende Kohlen hingerissen hat.
Gestern war ich mal wieder in meinem heiß geliebten Jugendtreff „Stanica“ (Bahnhofsstation) in Zilina. Dort gab es im Rahmen des Workcamps einen öffentlicher Trommelworkshop. Und ich habe sogar selbstständig den Bus benutzt, was auf dem Hinweg auch wunderbar geklappt hat. Okay, ich bin eine Haltestelle zu spät ausgestiegen. Aber das war nichts im Vergleich zum Rückweg…
Es goss in Strömen, als ich zur „Stanica“ lief, dennoch begrüßte mich schon aus der Ferne lautes Trommeln. Der Workshop fand trotz des feuchten Wetters draußen statt! Ich hatte leider meine Kamera nicht dabei, ich hoffe, ich finde irgendwo ein Foto. Wahrscheinlich kann man es sich schlecht vorstellen: ungefähr vierzig Jugendliche, sowie zwei slowakische Familien mit Kindern trommelnd unter einer Autobahnbrücke, dazu ein riesiger altmodischer Herd mit brodelnder Herd mit Suppe, und unweit der Brücke – im Freien – ein riesiges Holzfeuer, dass trotz des anhaltenden Regens brannte.
Simon, einer der EFD Freiwilligen dort, erklärte mir, dass wir alle später über die Kohlen laufen würden. Ich ließ dass erst mal unkommentiert und war hoch beglückt, auch eine Trommel (also eine Djembe, oder wie es richtig heißt) zu bekommen und munter drauflos zu hauen. Der Mann, der beim Konzert gespielt hatte, gab einen Rhythmus vor, der dann von den anderen aufgenommen und weiter improvisiert wurde. Dazu spielte noch ein, ähm, Saxophon aus Holz. (Keine Ahnung was für ein Instrument das ist. Wenn jemand von Euch weiß, wie es heißt, bitte melden!) Selbst die Töpfe und Pfannen wurden als Instrumente missbraucht.
Es herrschte eine unglaublich tolle Stimmung! Vielleicht, weil alles so total absurd war. Früher habe ich Trommeln immer als langweilig abgetan. Ich mein, beim Trommeln gibt es keine Töne, auch keine Melodie. Trotzdem war es wirklich unheimlich gut. Mehr als sonst im Orchester oder Chor habe ich richtig eine Verbindung mit den anderen gespürt.
Als diesmal wieder die Paarung der Riesenschildkröten – sprich; das Tanzen – anfing, musste ich nicht loslachen. Schon allein, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, mir das Trommeln von anderen Leuten abzugucken. Ich muss unbedingt auch eine Trommel haben. Und heute habe ich schmerzende Finger.
Aber zurück zu gestern: Nachdem wir gute anderthalb Stunden getrommelt haben, ging’s raus in den Regen. Während das Feuer langsam runter brannte sangen wir „If you’re happy and you know it“ in drei Sprachen und natürlich auch ganz viele tolle afrikanische Lieder und versuchten irgendwie warm zu bleiben. Ich hatte fürsorglicherweise zwar Regenschirm und Pullover mitgenommen, wollte aber Solidarität mit den andern Barfüßlern und Oben-ohne-Menschen zeigen (oder mich einfach anpassen).
Irgendwann wurde es auch normal, im Regen zu stehen. Ich mein, warum eigentlich nicht? Es war auch nicht mal so kalt. Als schließlich das Feuer runter gebrannt war, wurde die Glut auf den Boden verteilt. Erneut wurde ein Lied angestimmt und dann liefen alle über die Glut – ich auch.
Mittlerweile war es sechs Uhr geworden, mein Bus fuhr und der nicht so glorreiche Abschnitt meines Ausflugs begann. Meine Füße hatte ich halbwegs gesäubert und mein Pullover war wenigstens noch trocken. Den Weg zur Bushaltestelle fand ich auch. Allerdings wusste ich nicht, welchen Bus ich nehmen sollte – es gab vier um die Zeit. Nachdem der Erste abgefahren war, beschloss ich zu fragen, doch keiner der Busse war der Richtige. Ich wartete die zwei Stunden auf den nächsten Bus, klitschnass, und wieder das gleiche Spiel. Da beschloss ich dann doch anzurufen und wurde abgeholt...
Nun, das war mein Mittwochnachmittag.
Heute regnet es immer noch und ich stell mich nicht mehr raus und begrüße den Regen mit einem Tanz. Ehrlich gesagt nervt mich der Regen ziemlich, da ich auch kaum Spiele für drinnen auf dem Heuboden kenne und alle entnervt sind. Die Zelte wurden vom Dauerregen überflutet, die Kinder schlafen auf dem Heuboden – bis auf Kika und Katka, die Heuschnupfen haben. Die schlafen bei Zuzka und mir im Zimmer. So fehlt mir erstmal ein Rückzugsort.
Die Tage davor waren aber sehr schön. Wir waren wieder auf der Burg und haben einige Geländespiele gemacht. Ich find es immer noch wahnsinnig toll, hier im Wald herumzulaufen, wilde Erd- und Himbeeren zu essen und von Quellen zu trinken.
Übrigens: trotz vierstündigen Regentanzes gestern bin ich nicht krank geworden!