Proteste und Patriotismus
Zeugen die Proteste der Footballspieler in den USA von zu wenig Respekt vor dem eigenen Land?
Patriotismus ist in der letzten Zeit wieder zu einem großen Thema geworden. Nach einer Zeit, in der es vor allem darum ging, die Gemeinsamkeiten der einzelnen Länder zu betonen und sich in Gemeinschaften zusammenzuschließen, ist es plötzlich wieder wichtiger, die eigenen Traditionen und (nur) das eigene Land zu stärken. In den USA wird nach Protesten schwarzer Footballspieler darüber diskutiert, welches Verhalten patriotistisch ist, welches nationalistisch, und in vielen europäischen Ländern, wie Frankreich und Deutschland, ist der Aufstieg von nationalistischer Parteien so stark wie seit langem nicht mehr. In Frankreich war die Front National so nah dabei den Präsidenten oder eher die Präsidentin zu stellen, wie noch nie. Kritiker dieser Parteien werden dabei häufig als nicht patriotisch abgetan und ein gerade in den USA überhaupt nicht akzeptierter Umstand.
Laut Google ist Nationalismus eine Art zu denken, bei der die eigene Nation als besser und wichtiger als andere Nationen gesehen wird. Patriotismus ist im Duden definiert als [begeisterte] Liebe zum Vaterland; vaterländische Gesinnung. Die Unterschiede zwischen den beiden Einstellungen ist damit eigentlich ziemlich deutlich, patriotisch eingestellte Menschen snd Stolz auf ihr Land und wollen beispielsweise die eigenen Traditionen und Bräuche beibehalten. Nationalistische Menschen sind zwar auch stolz auf ihr Land, stehen dazu aber anderen Ländern abwertend gegenüber. Dennoch kommt es immer wieder zu Verwechselungen/ und oder dem „Missbrauch“ dieser Begriffe.
Beispielsweise die eben schon genannten Proteste bei Footballspielen in den USA. Angefangen hatten die Proteste schon letztes Jahr mit Colin Kaepernick, der sich während der Nationalhymne hinkniete umso seinen Unmut über Rassismus und Polizeigewalt in den USA deutlich zu machen. Im darauffolgenden Jahr wurde Kaepernick von keinem Team der NFL mehr unter Vertrag genommen und hat letzten Monat eine Klage gegen die gesamte NFL eingereicht, in der er den Teams und vor allem deren Besitzern vorwirft sich gegen ihn vereinigt zu haben, auf Grund seines Protestes vor dem Footballspiel.
Der durchschnittliche Footballfan hatte die Proteste wahrscheinlich schon wieder vergessen als Präsident Trump während einer Wahlkampfveranstaltung erklärte man müsse die Footballspieler, die es sich erlauben würden während der Nationalhymne nicht zu stehen, feuern („Get that son of a bitch off the field….fire them.“). Trumps Meinung nach würde das hinknien während der Hymne von fehlendem Respekt der Flagge und den USA gegenüber zeugen. Auf diese Erklärung folgte eine wochenlange öffentliche Diskussion darüber, ob die Footballspieler das Recht haben, während der Nationalhymne zu protestieren. In diese Diskussion mischten sich auch zahlreiche Teams ein, in dem sie Koepernicks Protest weiterführten und sich weiterhin weigerten während der Nationalhymne zu stehen.
Aber ist es nicht viel patriotischer Kritik an seinem eigenen Land üben zu können umso dabei zu helfen dieses zu verbessern du die Lebenssituation für alle Menschen zu verbessern
Proteste bei Sportveranstaltung haben in den USA, und auch in vielen anderen Ländern, lange Tradition. Bei den Olympischen Spielen 1968 demonstrierten zum Beispiel die amerikanischen Sportler mit der Faust in der Luft, der sogenannten „Black Power salute“ gegen den Rassismus in ihrem Land und in der ganzen Welt.Gerade in den USA sind Sportveranstaltungen riesige Events, die von Millionen Menschen jede Woche angesehen, werden. Damit bieten sie sich geradezu an für jegliche Form von Protesten. Proteste haben keinen Sinn an Orten an denen sie keiner zur Kenntnis nehmen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass weder Koepernicks Protest noch die Proteste der Footballspieler in den letzten Wochen irgendeinen Einfluss auf deren Spielverhalten und somit ihren Job hatten, ist so durch aus logisch nachzuvollziehen warum Koepernick den Footballplatz als Ort des Protestes ausgesucht hat.Letzten endlich verdeutlicht sich an dieser Diskussion wieder einmal, dass Nationalisten wie Trump Patriotismus immer wieder als Entschuldigung nutzen gegen Kritiker zu hetzten und versuchen diese mundtot zu bekommen.