Proteste in Irland
Seit einigen Wochen erlebe ich die Proteste der Occupy-Bewegung in Irland mit. Was steckt hinter den Begriffen „Occupy Dame Street“ (Besetzt die Dame Street) und „We are the 99 percent“ (Wir sind die 99 Prozent)?
Samstag, der 15. Oktober war einer meiner ersten Tage in Dublin, der Hauptstadt Irlands, an denen ich die Stadt erkunden und einige Sehenswürdigkeiten besichtigen wollte. Eine der zentralen Straßen ist die O'Connell Street, die natürlich auch auf meinem Weg lag. Doch damit, dass hier eine Demonstration im Gange ist, hätte ich wirklich nicht gerechnet! Eine Menschenmenge von mehreren hundert Leuten marschierte mit Schildern und lauten Rufen entlang der Straße. Ringsherum waren Polizisten zur Aufsicht und um den Verkehr zu regeln. Meine Frage zu diesem Spektakel war natürlich: „Worum geht es eigentlich?“. Das herauszufinden war nicht ganz so einfach. Die Texte auf den Schildern haben mir nicht wirklich weitergeholfen. Sie waren – wie das ja meistens bei solchen Schildern ist – sehr abstrakt oder, um es positiv auszudrücken, kreativ.
Ein Flyer wurde mir in die Hand gedrückt. Ich las die Überschrift: „We are 99 %. You can build a better future. Join us!“ Außerdem erfuhr ich, dass sich die Bewegung „Occupy Dame Street“ nennt. Eine Frau erklärte mir schließlich, dass sich die Proteste gegen die Gier der Banken richten. Die Demonstranten sehen die Bevölkerung als die 99 %. Die korrupten Banker dagegen sind die 1%. Es wird gefordert, dass soziale Ungleichheiten, die Spekulationsgeschäfte der Banken und der Einfluss der Wirtschaft auf die Politik bekämpft werden sollen. Da es auf meinem Weg lag, habe ich die Aufforderung auf dem Zettel tatsächlich befolgt und den Protestzug noch ein paar Meter über den Fluss Liffey begleitet.
An einem anderen Tag in Dublin bemerkte ich, dass vor der Central Bank in der Dame Street Zelte aufgeschlagen sind und einige Menschen den Vorplatz besetzten. Inmitten der Zelte gab es eine Art Küche. Auf einer Plakatwand mit verschiedenen Zetteln zu den Zielen und Forderungen finde ich wieder den Slogan: „We are 99 %“ You are 1 %.“
Und es geht noch weiter. Am 5. November habe ich bei einem Tagesausflug nach Galway, einer Stadt an der Westküste Irlands, dasselbe Bild gesehen: der Eyre Square ist mit Zelten belagert und es wird Musik gespielt. Dieses Mal wusste ich natürlich gleich, worum es geht. Und mir wurde klar, dass diese Proteste größer organisiert sind. Diese Occupy-Bewegungen gibt es weltweit. Das Vorbild ist „Occupy Wall Street“, die Besetzung der Wall Street in New York City. Damit haben die Protestaktionen gegen die Macht der Banken am 17. September 2011 begonnen und sich seitdem auf der ganzen Welt verbreitet.
Nun bin ich gespannt, wie lange die Menschen dieses Camp durchhalten und ob sie etwas bewirken können.
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