Pracuję jako wolontariuszka
Langsam kehrt Normalität ein und trotzdem bietet jeder Tag etwas Neues
Ich möchte wieder mit einem Bericht über meine Arbeit anfangen. Wenn ich morgens um 9 Uhr die Kirchenglocken läuten höre, weiß ich, dass es Zeit ist, die Treppe runter in den Gymnastikraum zu stürmen. Jeder Tag wird nämlich mit 5 Minuten einfacher Gymnastik begonnen, die mal von participants und mal von volunteers oder workers angeleitet wird. Man wird sehr herzlich und freudig von den participants mit einer Umarmung oder einem "Jak się masz?" (Wie geht es dir?) begrüßt, da kann man gar nicht anders als auch gute Laune zu haben. Theoretisch bin ich in Asias workshop, in dem gerade Weihnachtskarten in allen möglichen Varianten hegestellt werden. Dort schneide ich dann schon Mal 1,5 Stunden die gleichen Weihnachstbäume und Elche aus, dann gibt es aber wieder Herausforderungen, wie die Karten für das Rathaus von Danzig zu gestalten. Dafür habe ich mich zuerst an einem Löwen wie auf dem Wappen Danzigs versucht, die Skyline ist mir dann aber doch besser gelungen und sie wird jetzt für die rund 600 Karten verwendet. Ein Mal die Woche bin ich im Keller in Adams workshop, schöpfe also Papier oder arbeite mit Metall. Dazu kommen Aktivitäten wie Reha-Training mit einem participant, der im Rollstuhl sitzt, etwas zusammen kochen, zum Beispiel Kekse in Fingerform für die Halloween-Party oder einen Film zusammen anzuschauen. Selbst wenn die eigentliche Arbeit nicht immer anspruchsvoll ist, sehe ich hier auf jeden Fall genügend Herausforderungen, Abwechslungen und viel zu lernen für mich!
Eine Schwierigkeit ist natürlich die Sprache. Nach zwei Tagen Intensiv-Polnisch-Kurs und zwei regulären Stunden bin ich in der Lage mich selbst vorzustellen, ein paar Fragen zu stellen und ich verstehe in Unterhaltungen immer mal wieder ein Wort. Da Asia aus meinem workshop aber kaum Englisch spricht, müssen wir uns vorerst auf grundlegende Fragen und Antworten beschränken: "Kann ich dir hellfen?" - "Du kannst Karten machen, wenn du möchstest". Auch mit den participants probiere ich immer wieder etwas zu sprechen und ich freue mich über jeden neuen Satz und jedes neue Wort, das ich lerne. Die polnische Sprache ist aber ziemlich schwer zu erlernen und ich merke, wie sinnvoll es war, schon in Deutschland damit anzufangen. Manche Wörter und ihre Schreibweise sind lustig, hättet ihr zum Beispiel gedacht, dass "szekspir" Shakespeare hießt? Und "łał!" "Wow! bedeutet und auch genauso ausgesprochen wird? Hin und wieder entdeckt man auch vom Deutschen abgeleitete Wörter: "szlafmyca" (ratet doch mal, was das bedeteutet!).
Wie schon anklang, haben wir Halloween in der Organisation gefeiert. Die Party ging von 11 bis 14 Uhr Uhr und ja, man kann auch vormittags tanzen. Das hat den meisten participants nämlich großen Spaß gemacht und mir auch. Danach hatten wir vier freie Tage, Montag war das eigentliche Halloween und Dienstag ein sehr wichtiger Feiertag hier, Allerheiligen. Da es um einen Kurztrip zu planen zu spät war, haben wir verschiedene Ausflüge unternommen. Nach Gdynia zum Aussichtsturm durch einen schlammigen Wald in dem wir aber 10 kg Äpfel sammeln konnten, nach Sępólno zu Michals Familie und an Allerheiligen auf den Friedhof im Oliwa-Park. Es ist Brauch in Polen, am ersten November an die Gräber verstorbener Familienmitglieder zu gehen und Kerzen anzuzünden. Da das wirklich an jedem Grab gemacht wird, erscheint der ganze Friedhof als Lichtermeer und es entstand eine ganz besondere Atmosphäre.
Wir haben die Zeit auch wieder genutzt, um zusammen zu kochen, so habe ich von Giuseppe ein Rezept für Kürbis-Zucchini-Risotto gelernt und wir haben 3 Apfelkuchen gebacken, um möglichst viele Äpfel zu verbrauchen.
Insgesamt fühle ich mich mittlerweile richtig angekommen und ich betrachte die Dinge etwas nüchterner als mit der anfänglichen Begeisterung. Natürlich ist nicht alles perfekt, aber auch bei nüchterner Betrachtung gefällt mir mein Projekt sehr gut und ich fühle mich wohl in Gdańsk!
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