PORTUGAL | Traurig-süße Melodien
"Fado", das ist traditionelle Musik aus Portugal, Klänge voller Sehnsucht und Nostalgie. Ihre Geschichte wird auch heute noch weitergeschrieben.
Sie treten meist dunkel gekleidet auf, bis aus ein farbiges Tuch um den Hals, und singen von "sausade", das heißt von Nostalgie, Trauer und vor allem Sehnsucht. Auch heute noch prägen die traditionellen Fado-Sänger und -sängerinnen die portugiesische Musik. Fado bedeutet "Schicksal" und ist "vertonte Melancholie". Die Stücke sind meist langsam und getragen und der klare gedehnte Gesang erzählt Geschichten von Meer und Weite, von der Liebe, der Vergangenheit und von alten Träumen und Hoffnungen.
Die üblichen Begleitinstrumente des Fado sind die klassische Gitarre (viola) und die portugiesische Gitarre (guitara portuguesa). Man findet diese Musik hauptsächlich in Portugals speziellen Fado-Kneipen, den "casas de Fado", wo sich die Sänger manchmal gegenseitig "herausfordern", sich bis zum musikalischen Höhepunkt aufstacheln. Die Fado-Musiker kommen oft aus dem einfachen Volk: Die berühmte Fadista Amalia Rodrigues zum Beispiel hat vor ihrem internationalen Erfolg als "Königin des Fado" auf der Strasse Orangen verkauft; die blinde Dona Rosa bettelte und sang in den Gassen Lissabons.
Die Geschichte des Fado ist eher kurz: Seine Ursprünge sind bisher unbekannt, sichtbar wurde er im 19. Jahrhundert in den Hafenkneipen der Armenviertel Lissabons, in denen sich hauptsächlich Matrosen und Prostituierte aufhielten. Im 20. Jahrhundert drang er schließlich auch in die höheren Gesellschaftsschichten vor, bis er in den 50er/60er Jahren mit Amalia Rodrigues internationale Bekanntheit erreichte.
Weitere bekannte Vertreter dieser Stilrichtung sind u.a. Camané, Sänger des neuen Fado; Misia, die Literatur vertont und Lieder anderer Musiker in Fado umschreibt; Carlos do Carmo sowie Nuno de Câmara Pereira. Darüber hinaus erreichte die junge moderne Fadista Mariza internationalen Ruhm. Oft wird der Fado von vielen Künstlern mit anderen Musikrichtungen vermischt. Dulce Pontes beispielsweise, bekannt durch ihren Soundtrack zu "Primal Fear", kombiniert Fado mit Folklore und Synthesizern, während Paulo Bragança Rock und Fado vereint.
Natürlich gibt es in Portugal nicht nur Fado. Hier nur eine kleine Zusammenstellung anderer Künstler Portugals: Madredeus wurden durch Wim Wenders' "Lisbon Story" berühmt. Musikalisch gesehen machen sie keinen Fado, jedoch spiegelt sich dessen Melancholie in ihren Texten wieder. Clã ist eine derzeit sehr bekannte Rock-/Pop-Gruppe Portugals. Kunsundulola ist eine berühmte Reggae-Gruppe afrikanischen Ursprungs. Allgemein wird in Portugal häufig afrikanische und brasilianische Musik gehört.
Verblüffende biographische Ähnlichkeit mit Freddy Mercury weist dagegen der homosexuelle Künstler Antonio Variacões auf. Er sang Popmusik in den 80er Jahren und sein Auftreten sowie seine Kleidung waren oft ausgefallen bis bizarr. Er starb an Aids, das damals noch nicht sehr bekannt war, und sein Sarg wurde aus Angst vor Ansteckung mit Amalgam versiegelt. Vielleicht ist er jetzt an den Orten, von denen die traurig-süßen Melodien der Fado-Sänger erzählen.
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