POLEN | Zugfahren in Polen
Wie gerne regen sich Bahnfahrer in deutschen Landen über unpünktlichen Personentransport auf Schienen auf. Jene haben scheinbar noch nicht PKP, die Polnische Staatsbahn kennen gelernt. Joanna jedoch durfte das Abenteuer Zugfahren in Polen schon häufiger erleben.
Man beschwert sich ja gern. Die Deutsche Bahn! Oh je! Unpünktlich, unzuverlässig, unmöglich! Ich fahre seit etwa zwei Monaten PKP, Polnische Staatsbahn...
Hier ist schon das Besteigen des abfahrbereiten Zuges für eine Person meiner Statur (1,60m) ein echtes Erlebnis. Ist es übertrieben, wenn ich die zu überwindende Höhendifferenz auf einen Meter schätze? Dazu denke man sich bitte das Gepäck für eine längere Auslandsreise und einen schneebedeckten und somit ziemlich rutschigen Bahnsteig. Sollte selbiger überhaupt existieren.
Der polnische Bahnhof nämlich ist Definitionssache. Da steht dann halt so ein Häuschen an den Schienen, in dem man Fahrkarten kaufen kann. Ansonsten klettert man aus dem Zug, oder, je nach Beladung, verlässt diesen mit einem eleganten Hüpfer und kämpft sich durch den Schnee, oder was auch immer Mutter Natur entlang der Schienen gedeihen lässt, Richtung Zivilisation durch.
Im Zug selber hat man einen ganz unmittelbaren Eindruck von Tempo und Schienenbeschaffenheit, sowohl akustisch als auch rein physisch. Besonderen Komfort beschert uns hier die Heizung, die unter den Sitzen angebracht ist und für jederzeit ausreichendes Durchheizen der Fahrgäste sorgt (beim Autokauf geht so eine Sitzheizung richtig ins Geld!). Den Zielort erreicht der Reisende dann schmackhaft im eigenen Saft gegart.
Sinn und Zweck einer Bahnfahrt ist ja aber meist, eine Reise von Punkt A nach Punkt B. Wo wir auch schon beim Hauptproblem angelangt wären. Denn einmal in den Zug gestiegen beginnt das große, landesweit angelegte Ratespiel: Wo bin ich? "In wenigen Minuten ereichen wir Hauptbahnhof X, Ausstieg links. Mögliche Anschlusszüge sind... Wir wünschen eine angenehme Weiterfahrt!"
Denkste! Die polnische Bahn schweigt, und zwar grundsätzlich. Das ist aber weiter nicht problematisch, da jeder Bahnhof ein (1!) Schild hat, irgendwo. Oder der Name des Haltes ist einfach an die Wand gepinselt, da muss man eben ein wenig suchen. Nach Einbruch der Dunkelheit kann man sich das allerdings aufgrund der meist unzureichenden oder gänzlich fehlenden Beleuchtung sparen...
Aber: Bis jetzt bin ich immer sicher und mehr oder weniger pünktlich am erwählten Zielort angelangt, und sei es durch die Hilfe Mitreisender. So ist das hier. Wenn bei der Einfahrt in einen Tunnel jemand vergisst, das Licht einzuschalten (schon erlebt), wartet man eben, bis der Tunnel vorbei ist.
So lehrt PKP fürs Leben. Ich fahre gerne Zug.
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