Papous
Karenaki sind in dieser Woche einige Skurrilitäten widerfahren. Darunter ein Mann, der die WG zum Putzen animiert und trilinguale Verkaufgespräche über die Türsprechanlage.
So, nach diesem Eintrag ist Wochenende :-)! Vielleicht werden wir morgen endlich mal dazukommen, ein bisschen mehr von Korinthos zu sehen.
Mosis, der Ungar, ist übrigens super! Er ist ja schon 28 und führt sich daher ein bisschen auf wie unser Häuptling, dabei wirkt er eigentlich eher wie sehr großes Kind ;-). Er ist superlustig, im Gegensatz zu anderen, die nur denken, sie wären lustig...
Außerdem ist er sehr motiviert was die Arbeit und das Leben in Beach-Flat angeht. Er hat heute erstmal die ganze Terrasse gereinigt, so dass Verena (enli) und ich ein ganz schlechtes Gewissen bekamen und so die Wohnung geputzt haben. War auch mal gut! In unserem Vertrag steht zwar, dass wir zum Beispiel die Regale jede Woche putzen sollen, aber anscheinend ist das nie geschehen...
Ich denke, dass Mosis einen wirklich guten frischen Wind in die WG bringt! Seinetwegen bin ich heute Mittag auch in eine sehr interessante Situation geraten. Mosis wollte sich nämlich unbedingt ein Fahrrad besorgen. Als Papous, unser Nachbar und Vater unserer Vermieterin mit dem Fahrrad nach Hause kam, hat Mosis ihn sofort auf Englisch zugequatscht, wo man ein Fahrrad kaufen oder mieten könne. Blöderweise spricht Papous vielleicht fünf Wörter Englisch und Deutsch, so dass es zu keiner wirklichen Konversation kommen konnte.
Nachdem Erika es glücklicherweise mit ihrem wirklich gebrochenen Griechisch geschafft hat, Papous zu erklären, was Mosis von ihm wollte, hat Papous Misis und mir ein Fahrrad gezeigt. Wir wussten nun aber nicht, ob er es uns schenken, leihen oder verkaufen wollte. Also sind Papous, Mosis und ich zu der Haustür unserer Vermieterin gegangen und haben dreisprachig verhandelt. Papous hat mit seiner Tochter Griechisch gesprochen, sie wiederum hat mir alles ins Deutsche übersetzt, so dass ich Mosis schließlich alles auf Englisch mitteilen konnte und so weiter. Und das die ganze Zeit vor dieser Gegensprechanlage...
Papous gehört zu den alten Leuten, die man als „süß“ bezeichnet. Er ist schon alt, aber auch noch sehr fit und der einzige aus der Familie, der sich auch mal zu uns Freiwilligen auf die Terrasse setzt und sich mit uns unterhält. Bevor die anderen Freiwilligen gegangen sind, hat er uns sogar Kinder- und Jugendfotos von sich gezeigt. Für mich war es am Anfang sehr komisch, dass die anderen Freiwilligen ihn alle Papous nannten, denn ich nenne meinen Opa so, weil es soviel wie Opa bedeutet. Mir wurde dann erklärt, dass es hier normal ist, einen alten Mann so zu nennen, weil es eine positive Bezeichnung für einen alten Mann ist. Wenn ich mir vorstelle, einen alten Mann auf einer deutschen Straße einfach so mit „Opa“ anzusprechen...
Gestern Nacht ist Andreas mit Verena und mir hoch ins antike Korinth, von wo aus man einen wirklich schönen Ausblick hat. Wir wundern uns ein bisschen, ob er keine anderen Freunde hat, weil er immer nur mit den Freiwilligen rumhängt. Er sagt, er sei das Willkommenskommitee. Sehr lustig war, dass an diesem Ort, an dem wir gestern waren, ein deutsches Wohnmobil aus Verenas Landkreis stand!
Später waren wir noch in einer Bar, in Vrachati, wo ich auf der Damentoilette einen völlig besoffenen Typen getroffen habe, welcher mir erzählte, dass ich wunderschön sei und mich fragte, ob ich eine Künstlerin sei, weil mein Klamottenstyle wohl darauf schließen ließe. Es war ja eigentlich ganz witzig, aber er hat so lange rumgeschwafelt und ich musste so nötig auf's Klo!
Als ich mich wieder zu den anderen gesetzt hatte, kam er schließlich an und meinte, dass es in Griechenland üblich sei, einen Gast zu begrüßen, indem man ihm einen Kurzen spendiert. Er hat mich also auf ein paar Kurze eingeladen, mich seinen Freunden vorgestellt und mir einen guten Job und eine gute Wohnung in Athen angeboten. Überraschend fand ich, dass er mich, nachdem ich abgelehnt hatte und ihm gesagt hatte, dass ich mich wieder zu meinen Freunden setzen wolle, wirklich in Ruhe gelassen hat. Das kenne ich von Besoffenen sonst nicht. Das ist also die griechische Gastfreundschaft...
Heute habe ich seit einer kleinen Ewigkeit mal wieder gemalt. Ich hab mich ja nie für sonderlich begabt gehalten, aber die Leute hier sind da anderer Meinung :-). Ich bin aber auch ganz zufrieden.
Vorhin ist die Ungarin, Nora, angekommen. Sie ist, glaub ich, sehr schüchtern. Mosis hat uns gestern schon erzählt, dass sie noch nie wirklich von zu Hause weg war und sehr nah am Wasser gebaut sei. Na, mal sehen, was sich da machen lässt... Mosis hat uns die Aufgabe zugeteilt, uns um sie zu kümmern, falls sie mal in Tränen ausbricht, weil er die nötige Sensibilität nicht besitze. Kritische Selbsteinschätzung kann ja nie schaden...
Wahrscheinlich werden wir unser On-arrival-Seminar schon nächste Woche haben.
Auf ein wunderschönes Wochenende und Tschüss!